1356
ab», sagte Thomas, der Bruder Michael zu sich aufholen ließ, «ob der Comte de Labrouillade in der Burg bleibt, die wir für ihn erobert haben. Ich glaube nicht, dass er es tut. Er fühlt sich dort nicht sicher, und er liebt seine Bequemlichkeit, also glaube ich, dass er nach Süden reitet.»
«Und Ihr werdet auch dorthin reiten, um ihn zu treffen?»
«Um ihm eine Falle zu stellen», sagte Thomas. Er warf einen Blick über die Schulter auf die Sonne, um die Zeit zu schätzen. «Mit Gottes Hilfe, Bruder, werden wir ihm heute Nachmittag seinen Weg blockieren.» Er zog das Pergament unter seinem Gürtel heraus. «Ihr habt das nicht gelesen?»
«Nein!», beharrte Bruder Michael, und er sagte die Wahrheit. Er sah zu, als
le Bâtard
das Siegel brach und den steifen Pergamentbogen auseinanderfaltete. Dann blickte er zu Genevieve hinüber, die auf
le Bâtards
anderer Seite auf einem grauen Pferd saß. Thomas sah den sehnsüchtigen Blick des Mönchs und war belustigt. «Habt Ihr nicht gestern Abend gesehen, Bruder, was mit einem Mann geschieht, der einem anderen die Frau wegnimmt?»
Michael errötete. «Ich …», begann er, doch dann stellte er fest, dass er nichts zu sagen hatte.
«Und davon abgesehen», fuhr Thomas fort, «ist meine Frau eine Ketzerin. Sie ist von der Kirche exkommuniziert und dem Teufel überlassen worden. Ebenso wie ich. Macht Euch das keine Sorgen?»
Bruder Michael hatte immer noch nichts zu sagen.
«Und Ihr seid noch hier?», fragte Thomas.
«Hier?» Der junge Mönch wusste nicht, was diese Frage bedeutete.
«Habt Ihr keine Anordnungen zu erfüllen?»
«Ich soll nach Montpellier gehen», gestand Bruder Michael.
«Das ist dort entlang, Bruder», sagte Thomas und deutete nach Süden.
«Wir gehen nach Süden», sagte Genevieve trocken, «und ich glaube, Bruder Michael würde gern in unserer Gesellschaft reiten.»
«Würdet Ihr das?», fragte Thomas.
«Darüber wäre ich sehr glücklich», sagte Bruder Michael und fragte sich, warum seine Zustimmung so eifrig geklungen hatte.
«Dann willkommen», sagte Thomas, «bei den verlorenen Seelen des Teufels.»
Die sich nun nach Süden wandten, um einem fetten, habgierigen Comte eine Lektion zu erteilen.
Der Comte de Labrouillade kam nur langsam voran. Die Pferde waren müde, es wurde wärmer, die meisten seiner Männer litten unter den Nachwirkungen des Weins, den sie in der eroberten Stadt getrunken hatten, und die Karren rollten schwerfällig über die bucklige Straße. Doch das spielte keine Rolle, denn kurz nach der Mittagszeit kehrten die Männer, die losgeschickt worden waren, um
le Bâtard
auszukundschaften, mit den Neuigkeiten zurück, auf die Labrouillade gehofft hatte.
Die Engländer waren nach Westen geritten. «Seid ihr sicher?», knurrte der Comte.
«Wir haben ihn beobachtet, Messire.»
«Und wobei habt ihr ihn beobachtet?», fragte der Comte misstrauisch.
«Er hat das Geld gezählt, Herr, seine Männer haben die Rüstung abgelegt, und dann sind sie nach Westen geritten. Alle. Und er hat dem Abt gesagt, er würde Rechtsgelehrte schicken und die richtige Bezahlung einfordern.»
«Rechtsgelehrte!» Der Comte lachte.
«Das hat der Abt gesagt, und er verspricht Euch, dass er in jedem Gerichtsverfahren für Euch aussagen wird.»
«Rechtsgelehrte!» Wieder lachte der Comte. «Dann wird der Streit zu unseren Lebzeiten nicht mehr beigelegt!» Nun war er in Sicherheit, und wie schnell er vorankam, hatte keine Bedeutung mehr. Er hielt in einem elenden Dorf und verlangte Wein, Brot und Käse, wofür er nichts bezahlen würde, denn seine Gegenwart war Lohn genug für die Bauern. Nach dem Essen ließ er das Kastriermesser über die Stäbe des Käfigs rattern, in dem seine Frau saß. «Willst du das Messer als Andenken haben, Bertille?», fragte er.
Bertille sagte nichts. Ihre Kehle war rau vom Schluchzen, ihre Augen waren gerötet, und ihr Blick war starr auf die rostige Klinge gerichtet.
«Ich werde dir das Haar abrasieren, Madame», verkündete ihr der Comte, «und ich werde dich auf Knien zum Altar rutschen lassen, damit du um Vergebung bittest. Und Gott mag dir vergeben, Madame, aber ich werde es nicht tun, und wenn ich mit dir fertig bin, gehst du in ein Kloster. Dort kannst du die Böden scheuern, Madame, und den Nonnen die Ordenstracht flicken, bis du dich von deinen Sünden reingewaschen hast, und danach kannst du den Rest deiner jämmerlichen Zeit Reue üben.»
Sie sagte immer noch nichts, und der Comte, den es
Weitere Kostenlose Bücher