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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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du dich an den Predigermönch, der nach Castillon gekommen ist?», fragte Thomas Genevieve.
    «Der, den du aus der Stadt geworfen hast?»
    «Er hat Unsinn gepredigt», sagte Thomas mürrisch.
    «Und was für ein Unsinn war das?»
    «La Malice»
, sagte Thomas, «ein magisches Schwert, ein neues Excalibur.» Er spuckte aus.
    «Warum fällt er dir jetzt wieder ein?»
    Thomas seufzte. «Weil Billy von dem gottverdammten Ding gehört hat.»
Billy
war Thomas’ Dienstherr, William Bohun, der Earl of Northampton. Thomas reichte Genevieve den Brief. «Anscheinend hat ein anderer Predigermönch in Carlisle den gleichen Unsinn verbreitet. Dass es ein Schatz der Schattenfürsten ist.»
    «Und der Earl weiß …», begann Genevieve unsicher, dann unterbrach sie sich.
    «Dass ich einer der Schattenfürsten bin.» Alle Sieben Schattenfürsten waren tot, aber ihre Nachkommen lebten. Thomas war einer von ihnen. «Also will Billy, dass wir den Schatz suchen.» Auf die drei letzten Worte legte er eine spöttische Betonung. «Und wenn wir ihn gefunden haben, sollen wir ihn dem Prince of Wales übergeben.»
    Genevieve blickte stirnrunzelnd auf den Brief. Er war natürlich auf Französisch geschrieben, der Sprache der englischen Aristokratie. «Das Schwert war im Besitze der Sieben Schattenfürsten», las sie laut, «und sie sind verflucht. Er, der über uns regieren soll, wird es finden, und er soll gesegnet sein.»
    «Das ist genauso ein Unsinn», sagte Thomas. «Anscheinend sind die Predigermönche verrückt geworden. Sie verbreiten diese Geschichte überall.»
    «Und wo wirst du danach suchen?»
    Thomas wollte
nirgendwo
sagen und dass dieser Unsinn keinen Augenblick ihrer Zeit wert war, aber dann änderte er seine Meinung: «Da gibt es einen Ort namens Mouthoumet», sagte Thomas, «im Armagnac. Ich wüsste nicht, wo ich sonst suchen soll.»
    «‹Enttäuscht uns nicht in dieser Sache›», las Genevieve die letzte Zeile des Briefes laut vor.
    «Billy hat sich von diesem Wahnwitz anstecken lassen», sagte Thomas belustigt.
    «Aber wir gehen ins Armagnac?»
    «Wenn wir hier fertig sind», sagte Thomas.
    Denn bevor der Schatz gesucht werden konnte, musste der Comte de Labrouillade gelehrt werden, dass die Gier einen Preis hat.
    Also stellte
le Bâtard
ihm eine Falle.
     
    Es regnete in Paris. Es war ein stetiger Regen, der den Unrat in den Rinnsteinen verdünnte und seinen Gestank durch die engen Straßen trieb. Bettler kauerten unter den Hausvorsprüngen und reckten ihre mageren Hände den Reitern entgegen, die hintereinander durch das Stadttor kamen. Es waren zweihundert Waffenknechte, alles große Männer auf großen Pferden, und die Reiter waren in Wollumhänge gehüllt, und ihre Köpfe wurden durch Helme vor dem Regen geschützt. Sie sahen sich um, während sie durch den Regen ritten, offenkundig verwundert von einer solch großen Stadt. Und die Bewohner von Paris, die unter den vorkragenden Obergeschossen der Gebäude Schutz vor dem Regen gesucht hatten, bemerkten, wie wild und fremdartig diese Männer aussahen – wie Krieger aus einem Albtraum. Viele waren bärtig, und alle hatten vom Wetter gegerbte und vom Kampf vernarbte Gesichter. Das waren echte Soldaten, nicht die Gefolgsleute eines großen Herrn, die mindestens die Hälfte ihrer Zeit mit Zänkereien auf der Burg verbrachten, sondern Männer, die ihre Waffen durch Schnee und Wind und Sonne trugen, Männer, die von Schlachten gezeichnete Pferde ritten und deren Schilde so manchen Schlag abbekommen hatten. Männer, die für den Gegenwert eines Knopfs töteten. Ein Standartenträger ritt mit den Waffenknechten, und seine regendurchtränkte Flagge zeigte ein großes rotes Herz.
    Hinter den zweihundert Waffenknechten kamen Packpferde, mehr als dreihundert, beladen mit Beuteln, Lanzen und Rüstungen. Geführt wurden die Packpferde von Knappen und Dienern, die Decken um sich gelegt hatten, jedenfalls erschien es den Betrachtern so. Tatsächlich bestanden ihre Gewänder aus kaum mehr als verfilzten und schmuddeligen Lumpen, die sie sich über eine Schulter geworfen und um die Mitte gegürtet hatten, und die Diener trugen keine Hosen, aber niemand lachte über sie, denn unter ihren Gürteln steckten Waffen, entweder plumpe, lange Schwerter mit einfachen Heften oder schartige Äxte und Abhäutemesser. Es waren Bauernwaffen, doch sie sahen vielbenutzt aus. Bei den Dienern waren auch Frauen. Sie waren in derselben barbarischen Manier gekleidet, und ihre bloßen Beine waren rötlich

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