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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zeichenkohle und ging zu dem merkwürdigen Gemälde. Er schrieb etwas darauf.
    «Was tut Ihr da?», fragte Giacomo.
    «Ich will, dass der Kardinal das sieht», sagte Thomas.
    Er hatte in großen Buchstaben
Calix Meus Inebrians
auf den Schnee geschrieben. «Meine Tasse macht mich betrunken?», fragte Giacomo ratlos.
    «Es stammt aus einem Psalm Davids», sagte Thomas.
    «Aber was bedeutet es?»
    «Der Kardinal wird es wissen.»
    Giacomo runzelte die Stirn. «Lieber Herr Jesus», sagte er, «Ihr spielt ein gefährliches Spiel.»
    «Danke, dass ich hier pissen konnte», sagte Thomas. Der Maler hatte recht, es war gefährlich, aber er würde Vater Calade einladen, ihm aus dieser Stadt voller Feinde zu folgen, und Thomas ging davon aus, dass sich der Priester mit den unglaublich grünen Augen als Vater Calade entpuppen würde. Der Priester mit den grünen Augen interessierte sich für ein altes, schlecht gemaltes Bild von zwei Mönchen und Sankt Petrus, doch das Zentrum der Darstellung bildete nicht der kniende Mönch und auch nicht die in einen Umhang gehüllte Gestalt von Petrus, sondern das Schwert.
    Und Thomas, auch wenn er nicht sicher sein konnte, war mit einem Mal davon überzeugt, dass dieses Schwert einen Namen hatte:
La Malice
.
    An diesem Tag, lange vor dem Stundengebet zur Non und bevor ihn irgendjemand finden und ihn der Folter durch die Kirche ausliefern konnte, verließen Thomas und seine Gefährten Avignon.
     
    Es wurde wärmer. Das rechte Wetter für einen Feldzug, und in ganz Frankreich wetzten Männer die Klingen, bewegten die Pferde und warteten auf den Einberufungsbefehl des Königs. Die Engländer schickten Verstärkungstruppen in die Bretagne und die Gascogne, und die Leute gingen davon aus, dass König Jean eine große Armee aufstellen würde, um sie niederzuschlagen, doch stattdessen zog er mit einer kleinen Armee vor eine Besitzung Navarras in der Normandie, zur Burg von Breteuil, und ließ dort einen Belagerungsturm vor die kahlen Festungsmauern stellen.
    Es war ein monströses Gebilde, höher als ein Kirchturm, bestand aus einem Gerüst mit drei Ebenen und ruhte auf zwei Eisenachsen mit vier Rädern aus massivem, starkem Ulmenholz. Vorne und an den Seiten war der Turm mit Eichenplanken verkleidet, um zu verhindern, dass die drei Plattformen von der Burg aus mit Armbrustbolzen durchlöchert wurden, und nun, in der kühlen Morgendämmerung, nagelten Männer steife Lederhäute über die hölzerne Einrüstung. Sie arbeiteten kaum hundert Schritt vor der Burg, und von Zeit zu Zeit schoss ein Verteidiger mit der Armbrust auf sie, doch sie waren zu weit entfernt, und die Reichweite der Bolzen war zu kurz. Vier Flaggen wehten oben auf dem Turm, zwei mit der französischen Lilie und zwei mit einer Axt, dem Symbol von Frankreichs Schutzheiligem, dem Märtyrer Sankt Denis. Die Flaggen spielten in den Böen. Nachts hatte es einen Sturm gegeben, und noch immer herrschte starker Westwind.
    «Ein Regenschauer», sagte der Lord of Douglas, «und dieses verdammte Ding ist nicht mehr zu gebrauchen. Dann schaffen sie es nie, es vom Fleck zu bewegen! Es wird im Schlamm einsinken.»
    «Gott ist auf unserer Seite», sagte sein junger Begleiter sanft.
    «Gott», sagte der Lord of Douglas bitter.
    «Wacht über uns», sagte der junge Mann. Er war hochgewachsen und schlank, kaum älter als zwanzig oder einundzwanzig Jahre und auffällig gutaussehend. Sein blondes Haar war aus der hohen Stirn zurückgestrichen, seine blauen Augen blickten freundlich in die Welt, und sein Mund schien immer zu einem Lächeln bereit. Er stammte aus der Gascogne, wo sein Lehen von den Engländern beschlagnahmt worden war, sodass er kein Einkommen mehr aus seinen Ländereien bezog. Zum Glück war Sire Roland de Verrec als einer der berühmtesten Turnierreiter Frankreichs bekannt. Einige hatten behauptet, Joscelyn de Berat wäre der bessere Mann, aber in Auxerre hatte Roland Joscelyn drei Mal geschlagen und anschließend den Meister Walther von Siegenthaler mit seiner Schwertkunst in Bedrängnis gebracht. In Limoges war er der einzige Mann gewesen, der nach einem erbitterten Gefecht im Blankwaffenturnier noch aufrecht stand, und in Paris hatten die Frauen geseufzt, als er zwei hartgesottene Ritter besiegt hatte, die doppelt so alt und um ein Vielfaches erfahrener waren als er. Roland de Verrec erhielt die Siegesprämien zu Recht, denn er war unbezwingbar.
    Und eine Jungfrau.
    Sein schwarzer Schild trug das Symbol der weißen Rose, der Rose

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