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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er den französischen König gedrängt, geht nach Süden und macht ein Ende mit diesem Milchbart Edward, nehmt den Bastard gefangen, trampelt die Eingeweide seiner Männer in den Dreck, und dann setzt Ihr ihn hinter Schloss und Riegel, damit Ihr ihn gegen den schottischen König austauschen könnt, der im Kerker verrottet. Doch stattdessen belagerten sie Breteuil.
    Die beiden Männer standen auf der obersten Plattform des Turms. Roland de Verrec hatte sich freiwillig gemeldet, um den Angriff zu führen. Der Belagerungsturm würde vorwärtsgerollt werden, geschoben von einem Dutzend Männer, von denen einige den Armbrustbolzen zum Opfer fallen würden, doch andere würden sie ersetzen, und schließlich würde der ganze Turm an die Festungsmauer stoßen, und Rolands Männer würden die Taue der Zugbrücke an der Vorderseite der obersten Plattform durchhacken. Die Zugbrücke würde nach vorn auf die Festungsmauer kippen und einen breiten Übergang auf die Befestigungsanlage von Breteuil bilden, und dann würden die Angreifer mit ihrem Kriegsruf auf den Lippen hinüberströmen, und diese ersten Männer, die Männer, deren Tod am wahrscheinlichsten war, mussten die eroberte Festungsmauer so lange halten, bis die Hundertschaften der Truppen des französischen Königs die Leitern zum Turm erklommen hatten. Wegen der Kettenhemden, Panzerrüstungen, Schilde und Waffen würde das seine Zeit dauern, und diese Zeit mussten die ersten Männer, die über die Zugbrücke gingen, mit ihrem Leben erkaufen. Es war eine große Ehre, zu diesen ersten Angreifern zu gehören, und Roland de Verrec hatte den König von Frankreich auf Knien um die Gewährung dieses Privilegs angefleht.
    «Warum?», hatte der König Roland gefragt, und Roland hatte erklärt, er liebe Frankreich und wolle seinem König dienen und dass er noch nie in einer Schlacht gekämpft hatte, sondern nur bei Turnieren, und dass es an der Zeit sei, seine Talente einer edlen Sache zu widmen, und all das war die Wahrheit. Doch der eigentliche Grund, aus dem Roland de Verrec den Angriff führen wollte, war, dass er sich nach einer heldenhaften Tat sehnte, nach einer Berufung, einer Herausforderung, die seiner Reinheit würdig war. Der König in seiner Gnade hatte Roland schließlich gestattet, den Angriff zu führen, und diese Gnade anschließend einem zweiten Mann zugebilligt, nämlich Robbie, dem Neffen des Lords of Douglas.
    «Du willst wohl sterben», hatte der Lord of Douglas Robbie am Vorabend zugeknurrt.
    «Ich will morgen Abend im Festungssaal feiern», hatte Robbie geantwortet.
    «Aber wozu?», hatte der Lord of Douglas wissen wollen. «Wozu soll das hier gut sein, gottverdammt noch mal?»
    «Sprecht mit ihm», bat der Lord of Douglas nun Roland de Verrec. Deshalb war Douglas überhaupt auf den Turm gekommen, um Roland de Verrec, der den Ruf des größten Narren und galantesten Ritters von Frankreich hatte, dazu zu bringen, Robbie an seine Pflichten zu erinnern. «Robbie respektiert Euch», erklärte er Roland, «er bewundert Euch, er will sein wie Ihr, also sagt ihm, dass es seine Christenpflicht ist, gegen die Engländer zu kämpfen und nicht an diesem erbärmlichen Ort hier zu sterben.»
    «Er hat einen Eid abgelegt», sagte Roland de Verrec, «er hat geschworen, nicht gegen die Engländer zu kämpfen, und diesen Eid hat er fromm und aus freiem Willen geleistet. Ich kann ihm nicht raten, ihn zu brechen, Messire.»
    «Zum Teufel mit seinem Eid! Sprecht mit ihm!»
    «Ein Mann kann nicht seinen Eid brechen und seine Seele behalten», sagte Roland ruhig, «Euer Neffe wird sich mit seinem Kampf hier großes Ansehen erwerben.»
    «Zum Teufel mit dem Ansehen», sagte der Lord of Douglas.
    «Messire», wandte sich Roland an den Schotten, «wenn ich Euren Neffen davon überzeugen könnte, gegen die Engländer zu kämpfen, würde ich es tun. Euer Glaube, dass er auf mich hören würde, schmeichelt mir, aber mein christliches Gewissen macht es mir unmöglich, ihm zu einem Eidbruch zu raten. Das wäre unritterlich.»
    «Und zum Teufel mit dem Rittertum», sagte der Lord of Douglas, «und zum Teufel mit Breteuil, und zum Teufel mit Euch allesamt.» Er stieg die Leiter hinunter und sah Robbie böse an, der mit den vierzig anderen Waffenknechten wartete, die den Angriff über die Zugbrücke führen würden. «Du verdammter Narr!», rief er wütend.
    Es dauerte eine Stunde, bis die letzten Lederhäute festgenagelt und mit Wasser getränkt worden waren, und bis dahin war von Westen

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