Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
seinen Blick auf die mit den gekreuzten Petrus-Schlüsseln bestickten Schlupfschuhe des Papstes senkte.
    Der Papst segnete Giacomo und hinkte dann, erfreut über die Fortschritte der neuen Fresken, aus dem Raum. Sein Gefolge schloss sich ihm an, bis auf den fetten Kardinal und den grünäugigen Priester. Thomas wollte sich erheben, doch der Kardinal legte ihm eine schwere Hand auf den Kopf und drückte ihn wieder nach unten. «Wiederholt Euren Namen», forderte der Kardinal.
    «Guillaume d’Evecque, Euer Eminenz.»
    «Und ich bin Kardinal Bessières», sagte der Mann mit dem roten Gewand und ließ seine Hand auf Thomas’ Kopf liegen. «Kardinal Bessières, Kardinal und Erzbischof von Livorno, päpstlicher Legat des Königs Jean von Frankreich, den Gott über allen irdischen Monarchen segnen möge.» Er hielt inne, offenkundig wartete er darauf, dass Thomas seine letzten Worte wiederholte.
    «Möge Gott Seine Majestät segnen», sagte Thomas pflichtbewusst.
    «Ich habe gehört, dass Guillaume d’Eveque gestorben ist», sagte der Kardinal drohend.
    «Mein Cousin, Euer Eminenz.»
    «Und wie ist er gestorben?»
    «Die Pest», sagte Thomas unbestimmt. Sire Guillaume d’Evecque war ein Gegner von Thomas gewesen und zu seinem Freund geworden, und er war an der Pest gestorben, aber zuvor hatte er an Thomas’ Seite gekämpft.
    «Er hat für die Engländer gekämpft», sagte der Kardinal.
    «Das habe ich auch gehört, Euer Eminenz, und es ist eine Schande für unsere Familie. Aber ich kannte meinen Cousin kaum.»
    Der Kardinal zog seine Hand weg, und Thomas stand auf. Der Priester mit den grünen Augen starrte das verblasste Gemälde an der hinteren Wand an. «Habt Ihr das gemalt?», fragte er Giacomo.
    «Nein, Vater», antwortete Giacomo, «es ist ein sehr altes Gemälde und schlecht gemacht, also ist es vermutlich von einem Franzosen oder einem Mann aus dem Burgund an diese Wand geschmiert worden. Der Heilige Vater wünscht, dass ich es ersetze.»
    «Dann rate ich Euch, dies nicht zu vergessen.»
    Der Ton des Priesters zog die Aufmerksamkeit des Kardinals auf sich. Er hatte Thomas stirnrunzelnd angesehen, als würde er die Wahrheit seiner Worte bezweifeln, doch nun lenkte ihn das Bild ab. Das verblasste Gemälde zeigte Sankt Petrus, der daran zu erkennen war, dass er in einer Hand zwei goldene Schlüssel hielt, und der einem knienden Mönch ein Schwert überreichte. Die beiden Männer waren auf einem verschneiten Feld dargestellt, doch die Stelle um den knienden Mann war frei von Schnee. Der Mönch griff nach dem Schwert, beobachtet von einem zweiten Mönch, der ängstlich hinter einem halb geöffneten Fensterladen eines kleinen, schneebedeckten Hauses herausspähte. Der Kardinal betrachtete das Bild lange, wirkte zunächst überrascht, dann aber begann er vor Wut zu zittern. «Wer ist der Mönch?», fragte er Giacomo.
    «Das weiß ich nicht, Euer Eminenz», antwortete der Italiener.
    Der Kardinal sah den grünäugigen Priester fragend an, der jedoch nur mit den Schultern zuckte. Der Kardinal blickte finster vor sich hin. «Warum habt Ihr das Bild noch nicht übermalt?», wollte er dann von Giacomo wissen.
    «Weil der Heilige Vater befohlen hat, dass die Decke vor den Wänden ausgemalt werden soll, Euer Eminenz.»
    «Dann übermalt es jetzt!», knurrte der Kardinal. «Übermalt es, bevor Ihr die Decke fertigstellt.» Er sah Thomas an. «Warum seid Ihr hier?», fragte er.
    «Um den Segen des Heiligen Vaters zu erhalten, Euer Eminenz.»
    Kardinal Bessières runzelte die Stirn. «Wo habt Ihr Logis genommen?», fragte er.
    «Neben der Kirche Saint Bénézet, Euer Eminenz», log Thomas. In Wahrheit hatte er Genevieve, Hugh und ein Dutzend seiner Männer in einem Gasthaus jenseits der großen Brücke warten lassen, weit weg von der Kirche Saint Bénézet. Er log, weil das Letzte, was er wollte, war, dass Kardinal Bessières ein plötzliches Interesse für Guillaume d’Evecque entwickelte. Thomas hatte den Bruder des Kardinals getötet, und wenn Bessières erfuhr, wer Thomas wirklich war, dann würde auf dem großen Platz vor dem päpstlichen Palast nur allzu bald der Scheiterhaufen eines Ketzers brennen.
    «Ich möchte wissen», sagte der Kardinal, «wie die Dinge in der Normandie stehen. Ich werde nach der Non nach Euch schicken lassen. Vater Marchant wird Euch abholen.»
    «Das werde ich», sagte der Priester und ließ seine Worte wie eine Drohung klingen.
    «Ich bin sehr geehrt, Eurer Eminenz behilflich sein zu dürfen»,

Weitere Kostenlose Bücher