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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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genoss, die das Vorrecht des Königs waren. Er war kein großer Kämpfer, seine Wutausbrüche waren berüchtigt, und er stand in dem Ruf, unentschlossen zu sein, doch in diesem Moment war das Rittertum Frankreichs bereit, für ihn zu sterben.
    «Hat nicht viel Sinn, wenn der Mann auf einem verdammten Pferd sitzt», schnauzte der Lord of Douglas, der mit einem halben Dutzend seiner Schotten hinter dem Turm wartete. Er trug ein einfaches Lederwams, denn er hatte nicht vor, sich an dem Angriff zu beteiligen. Er hatte seine Kompanie nach Frankreich gebracht, um Engländer zu töten, nicht um ein paar Männer aus Navarra zu erledigen. «Auf einem verdammten Pferd kann man keine Festungsmauer hinaufreiten.»
    Seine Männer knurrten ihre Zustimmung, dann erstarrten sie, als der König, gefolgt von seinen Höflingen, auf sie zuritt. «Kniet nieder, ihr Bastarde», befahl ihnen Douglas.
    König Jean hielt sein Pferd dicht vor Douglas an. «Kämpft Euer Neffe heute?», fragte er.
    «Das tut er, Euer Majestät», sagte Douglas.
    «Wir sind ihm dankbar», sagte König Jean.
    «Ihr wärt uns noch dankbarer, wenn Ihr uns in den Süden führen würdet, Sire», sagte Douglas, «damit wir dort den Milchbart Edward of Wales töten.»
    Der König blinzelte. Douglas, der sich als Einziger von den Schotten nicht auf ein Knie hinabgelassen hatte, rügte ihn in aller Öffentlichkeit, doch der König lächelte zum Zeichen, dass er es ihm nicht übelnahm. «Wir werden in den Süden gehen, wenn diese Sache geregelt ist», sagte der König. In seiner dünnen Stimme schwang Gereiztheit mit.
    «Ich bin froh, das zu hören, Sire», sagte der Lord of Douglas hitzig.
    «Es sei denn, etwas anderes kommt dazwischen», schränkte der König ein, hob die Hand zu einem vagen Segen und ritt weiter. Der Regen wurde stärker.
    «Es sei denn, etwas anderes kommt dazwischen», sagte der Lord of Douglas wild. «Die Engländer schleifen sein Land, und er denkt, etwas könnte dazwischenkommen?» Er spuckte aus, dann drehte er sich um, weil Jubel von den wartenden Waffenknechten ankündigte, dass der Turm endlich in Richtung der Festungsmauern gerollt wurde. Trompeten wurden geblasen. Ein großes Banner, das Sankt Denis zeigte, hing von der Spitze des Turms herab. Die Flagge zeigte den Märtyrer mit seinem abgeschlagenen Kopf in der Hand.
    Der große Belagerungsturm holperte, als er vorwärtsgeschoben wurde, und Robbie musste sich an einer der Streben festhalten, mit denen die Zugbrücke gesichert war. An den Stangen, die durch die Basis des Turms geschoben worden waren, sodass sie seitlich herausragten, drückten Dutzende Männer das Gefährt vorwärts, die von anderen Männern mit Peitschen angetrieben wurden und von Trommlern, die einen stetigen Takt auf großen, mit Ziegenfell bespannten Pauken schlugen, die wie Kanonen klangen.
    «Wir sollten Kanonen haben», knurrte der Lord of Douglas.
    «Zu kostspielig.» Geoffrey de Charny, einer der mächtigsten Kriegsherren König Jeans, war zu dem schottischen Lord getreten. «Kanonen kosten Geld, mein Freund, und Schießpulver kostet Geld, und Frankreich hat kein Geld.»
    «Es ist reicher als Schottland.»
    «Die Steuern werden nicht eingetrieben», sagte Geoffrey düster. «Wer wird all diese Männer bezahlen?» Er deutete auf die wartenden Soldaten.
    «Schickt doch sie los, um die Steuern einzuholen.»
    «Sie würden das Geld behalten.» Geoffrey bekreuzigte sich. «Betet, dass wir in Breteuil einen Kasten mit Gold finden.»
    «In Breteuil gibt es nichts außer einer Bande verdammter Kerle aus Navarra. Wir sollten nach Süden marschieren!»
    «Das meine ich auch.»
    «Und warum tun wir es dann nicht?»
    «Weil der König es nicht befohlen hat.» Geoffrey beobachtete den Turm. «Aber er wird es tun», fügte er leise hinzu.
    «Er wird?»
    «Ich glaube, dass er es tun wird», sagte Geoffrey. «Der Papst drängt ihn zum Krieg, und er weiß, dass er die verfluchten Engländer nicht wieder halb Frankreich verwüsten lassen kann. Und deshalb, ja, er wird es tun.»
    Douglas wünschte, de Charny klänge ein wenig überzeugter, aber er sagte nichts weiter und ging hinter dem Franzosen her, um mitzuverfolgen, wie der Turm schwankend und knarrend über das Feld rollte. Die Armbrustschützen rückten vor, hielten sich auf gleicher Höhe mit dem Turm, und nach fünfzig Schritt kamen die ersten Armbrustbolzen von der Burgfestung, und die Schützen stürmten vor und schossen zurück. Ihre Aufgabe war einfach: Sie sollten die

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