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Anfang langsamer waren, sofort Lücken entstehen ließen, durch die ihre Gegner reiten konnten. Sie hatten sich entschieden, in einer einzigen breiten Linie zu reiten, alle fünfzehn nebeneinander, und nun ritten sie schneller, ihre Linie wurde noch ungeordneter, während die Franzosen langsamer ritten, Position hielten und erst in leichten Galopp fielen, als die beiden Gruppen nur noch fünfzig Schritt voneinander entfernt waren. Der Kardinal warf einen Seitenblick auf den Lord of Douglas, um festzustellen, ob der Schotte seine Befürchtungen teilte, aber Douglas hatte ein hämisches Grinsen auf dem Gesicht, als wisse er, was gleich kommen werde.
Die Hufschläge waren laut, wurden aber noch von den Rufen der Menge übertönt. Der König, der eine außerordentliche Vorliebe für das Lanzenstechen hatte, beugte sich erwartungsvoll auf seinem Platz vor, und der Kardinal sah die Franzosen der vorderen Reihe ihre Schilde heben, ihre Lanzen anlegen und sich für den Aufprall wappnen. Gespannte Ruhe senkte sich über die Menge, als hielten alle den Atem an.
Der Kardinal verstand nicht ganz genau, was als Nächstes geschah, beziehungsweise verstand es nicht, bis es ihm bei dem Fest erklärt wurde, wo Karaffen benutzt wurden, um die Reiter zu symbolisieren, doch als er zusah, während der Zusammenprall stattfand, verstand er es überhaupt nicht.
Die Schotten hatten so jämmerlich gewirkt, doch im allerletzten Moment waren sie mit einem Mal zur Mitte geschwenkt, um eine Reiterkolonne mit drei Reitern in der vordersten Reihe zu bilden, und diese Kolonne rammte sich durch die Reihe der Franzosen wie ein Nagel durch ein Stück Velinpapier. Schottische Lanzen krachten auf Schilde, Franzosen wurden gegen die hohen Hinterzwiesel ihrer Sättel geworfen, und die Kolonne stieß durch die Linie und traf heftig auf die zweite, kleinere Gruppe der französischen Reiter, die nicht damit gerechnet hatten, an der Eröffnung des Kampfes beteiligt zu sein, und nicht auf den Angriff gefasst waren. Eine Lanze traf einen Franzosen unten an seinem Helm und riss, obwohl die Lanze abgestumpft war, den Helm auf, sodass der Mann über den Hinterzwiesel rücklings vom Pferd fiel. Ein Pferd schrie. Die Schotten weiter hinten in der Kolonne hatten ihre Lanzen weggeworfen und ihre Schwerter gezogen oder schwenkten lange, bleibeschwerte Keulen, und nun scherten sie aus. Die meisten befanden sich mittlerweile hinter ihren Gegnern, die damit blind für ihre Angriffe waren. Ein weiterer Franzose ging zu Boden und wurde an seinem Fuß, der im Steigbügel hängen geblieben war, aus dem Kampf gezogen.
Soweit es der Kardinal erkennen konnte, herrschte heillose Verwirrung, aber es war klar, dass die Schotten gewannen. Zwei weitere Franzosen fielen, und Sculley, deutlich erkennbar, weil er keinen Helm trug, schlug mit seiner Keule auf einen Helm mit prächtigem Federbusch ein, wieder und wieder, mit verzerrtem Gesicht in den Steigbügeln stehend, und der Reiter, offenkundig betäubt, glitt zu Boden, während sich Sculley schon dem nächsten Gegner zuwandte und dieses Mal seitlich mit der Keule ausholte, sodass sie auf die Sehschlitze des Helms traf. Der Mann zuckte zurück, stürzte im selben Augenblick vom Pferd; und die Schotten suchten sich neue Gegner, kamen sich in ihrem Eifer, die französischen Ritter zu besiegen, gegenseitig in die Quere. Joscelyn de Berat nahm sein Pferd zurück und wehrte Robbie Douglas und einen anderen Mann ab. Joscelyn war ein schneller und gefährlicher Schwertkämpfer, doch es gelang Sculley, hinter ihn zu kommen, und er ließ die Keule auf seinen unteren Rücken niederfahren, und Joscelyn, der wusste, dass er keine drei Mann abwehren konnte, rief, dass er sich ergab, und dann musste Robbie Douglas rasch sein Pferd zwischen Joscelyn und Sculley treiben, damit die Keule nicht noch einmal in einem so heftigen Schlag niederfuhr, die dem Franzosen das Rückgrat hätte brechen können.
Sculley schwenkte ab, sah einen Franzosen mit gezogenem Schwert schwankend auf die Füße kommen, also trat er ihm ins Gesicht und hob die Keule, um den Mann zu erledigen, aber die Herolde rannten zu ihm und hinderten ihn daran. Die Trompeten schrillten, und ein anderer Schotte fing Sculleys Hieb ab. In der Menge herrschte vollkommene Stille. Sculley knurrte, zuckte, ließ seinen Blick von einer Seite zur anderen wandern, auf der Suche nach dem nächsten Mann, den er angreifen konnte, aber von den Franzosen saß nur noch Joscelyn de Berat im Sattel,
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