1356
fünfzehn war ein anerkannter Turnierkämpfer. Sie paradierten auf ihren Schlachtrössern vor den Rängen, von denen aus der König und sein Hofstaat zuschauten, und sie warfen herablassende Blicke auf die Schotten, deren Pferde kleiner und deren Rüstungen altmodischer waren. Die Franzosen hatten große Helme mit Auspolsterung und Federbusch, während die Schotten Beckenhauben trugen, die kaum mehr waren als Schädelkappen mit einer Verlängerung, die den Nacken schützte. Sculley trug gar keinen Helm und ließ sein großes Falchion in der Scheide stecken, weil er lieber mit der Keule zuschlug.
«Jeder Ritter, der um Schonung bittet, wird sie erhalten», las ein Herold aus den Regeln vor, die jeder kannte, sodass niemand zuhörte. «Es wird mit stumpfen Lanzen gekämpft. Schwertspitzen dürfen nicht eingesetzt werden. Pferde dürfen nicht verkrüppelt werden.» Er leierte weiter die Regeln herunter, während der König einem Diener einen kleinen Beutel überreichte, mit dem dieser davoneilte, um das Geld auf das großartige französische Aufgebot zu setzen. Der Lord of Douglas hatte viel Geld auf seine eigenen Männer gesetzt. Er hatte sich gegen eine Teilnahme entschieden, nicht weil er den Buhurt fürchtete, sondern weil er niemandem etwas beweisen musste, und nun beobachtete er seinen Neffen, Sir Robbie, und fragte sich, ob der Jüngling durch seine Zeit am französischen Hof verweichlicht war. Doch wenigstens konnte Robbie Douglas kämpfen, weshalb er einer der fünfzehn war, und sein Schild zeigte das rote Herz der Douglas. Einer der französischen Ritter kannte Robbie offensichtlich, denn er war dort hinübergeritten, wo die Schotten sich bereitmachten, und die beiden waren in ein Gespräch vertieft.
Ein fetter Kardinal, der den König schon den ganzen Tag umschmeichelt hatte, schlängelte sich zwischen den gepolsterten Sitzen hindurch zu dem freien Platz neben Douglas. Die meisten Männer machten einen Bogen um den hageren, düsteren, grimmigen Schotten, aber der Kardinal lächelte zur Begrüßung. «Wir haben uns noch nicht kennengelernt», sagte er leutselig. «Mein Name ist Bessières, Kardinal und Erzbischof von Livorno, päpstlicher Legat des Königs Jean von Frankreich, den Gott über allen irdischen Monarchen segnen möge. Mögt Ihr Mandeln?»
«Ich esse sie recht gern», gab der Lord of Douglas widerwillig zu.
Der Kardinal streckte ihm mit plumpen Händen eine Schale Mandeln entgegen. «Nehmt, so viel Ihr wollt, Messire. Sie kommen von meinen eigenen Ländereien. Wie ich höre, habt Ihr auf Eure eigene Seite gesetzt?»
«Was hätte ich anderes tun können?»
«Ihr hättet auf Euer Geld aufpassen können», sagte der Kardinal heiter, «und ich vermute, das tut Ihr auch. Also sagt mir, Messire, was wisst Ihr, das ich nicht weiß?»
«Ich weiß, wie man kämpft», sagte Douglas.
«Dann lasst mich eine andere Frage stellen», sagte der Kardinal. «Wenn ich Euch ein Drittel meines Gewinns schenken und eine hohe Summe setzen wollte, würdet Ihr mir dann raten, auf die Schotten zu wetten?»
«Ihr wärt dumm, es nicht zu tun.»
«Ich glaube, Dummheit hat mir noch niemals jemand vorgeworfen», sagte Bessières. Dann rief der Kardinal einen Diener und übergab ihm einen schweren Beutel voller Münzen. «Auf die Schotten», befahl er, dann wartete er, bis der Diener gegangen war. «Ihr seid nicht zufrieden, Messire», sagte er zu Douglas, «und heute sollte ein Freudentag sein.»
Douglas sah den Kardinal mürrisch an. «Und worüber sollte man sich freuen?»
«Den Sonnenschein, Gottes Segen, den guten Wein.»
«Während die Engländer in der Normandie und der Gascogne wüten?»
«Ah, die Engländer.» Bessières lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stellte die Schale mit den Mandeln auf seinem dicken Bauch ab. «Der Heilige Vater drängt uns zu einem Friedensschluss. Einem immerwährenden Frieden.» Er klang höhnisch. Es hatte eine Zeit gegeben, und sie war noch gar nicht lange vergangen, da hatte Louis Bessières sicher geglaubt, Papst zu werden. Das Einzige, was er dazu vorweisen musste, war der Heilige Gral, die begehrteste Reliquie der Christenheit, und um sicher zu sein, dass er ihn vorweisen konnte, hatte er enorme und kostspielige Anstrengungen auf sich genommen, um einen gefälschten Gral herstellen zu lassen, doch die Schale war ihm aus den Händen geschlagen worden, und so war das Amt nach dem Tod des alten Papstes an einen anderen Mann gegangen. Dennoch hatte Bessières die Hoffnung
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