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schenkt. Ein Mann, der diese Schärpe trägt, kann keinen Kampf verlieren, doch ein Mann, der diese Schärpe trägt, kann auch nicht an einem Eid festhalten, den er einem gottlosen Ketzer geschworen hat.»
Robbie starrte begehrlich auf das prächtige Skapulier und stellte sich vor, wie er es trug, wenn er in die Schlacht ritt. «Hat der Papst Feinde?», fragte er, weil er sich nicht vorstellen konnte, gegen wen er kämpfen sollte.
«Die Kirche hat Feinde», sagte Bessières schroff, «denn der Teufel gibt seinen Kampf niemals auf. Und der Orden des Fischers», fügte er hinzu, «hat schon eine Aufgabe, eine noble Aufgabe, es mag sein, dass es in der gesamten Christenheit keine noblere Aufgabe gibt.»
«Welche Aufgabe?», fragte Robbie leise.
Zur Antwort winkte der Kardinal einen Priester heran. Auf Robbie wirkte der Priester, der auffällig grüne Augen hatte, in beinahe jeder Hinsicht wie das vollständige Gegenteil des Kardinals. Bessières hatte Charme, der Priester aber wirkte streng und unbeugsam; der Kardinal war fett, der Priester war schlank wie eine Klinge; der Kardinal war in rote Seidengewänder mit Hermelinbesatz gehüllt, während der Kleriker von niedrigerem Stand Schwarz trug, wenn Robbie auch in einem der weiten Ärmel das scharlachrote Futter aufblitzen sah. «Das ist Vater Marchant», sagte der Kardinal, «und er wird der Kaplan unseres Ordens sein.»
«Durch Gottes Gnade», sagte Marchant. Seine merkwürdigen grünen Augen blickten auf Robbie, und sein Mund zuckte, als missbillige er, was er sah.
«Erklärt meinem jungen schottischen Freund, Vater, die heilige Aufgabe des Fischerordens.»
Vater Marchant berührte das Kruzifix, das er um den Hals trug. «Sankt Petrus», sagte er, «war ein Fischer, aber er war noch sehr viel mehr. Er war der erste Papst, und Gott hat ihm die Schlüssel des Himmels und der Erde gegeben. Doch er besaß auch ein Schwert, Sir Robert. Erinnert Ihr Euch vielleicht an die Geschichte?»
«Eigentlich nicht», sagte Robbie.
«Als die bösen Männer kamen, um unseren Herrn im Garten Gethsemane zu verhaften, war es Petrus, der ein Schwert zog, um ihn zu beschützen. Stellt Euch das vor!» Marchant war unvermittelt leidenschaftlich geworden. «Der gebenedeite Petrus zog ein Schwert, um unseren Erlöser zu beschützen, unseren kostbaren Christus, den Sohn Gottes! Das Petrusschwert ist Gottes Waffe, um die Kirche zu beschützen, und wir müssen es finden. Die Kirche ist in Gefahr, und wir brauchen die Waffe Gottes. Das ist Gottes Wille!»
«Wahrhaftig, so ist es», sagte der Kardinal, «und wenn wir das Schwert finden, Sir Robert, dann wird den würdigsten Rittern des Ordens erlaubt, darüber zu wachen und es zu tragen und es in der Schlacht zu führen, sodass Gott selbst im Kampf auf der Seite des betreffenden Mannes steht. Dieser Mann wird über allen anderen Rittern der Christenheit stehen. Und daher», er schob die Münzen und das Skapulier etwas näher zu Robbie, «wie es in der Schrift heißt, Sir Robert,
choissisez aujourd’hui qui vous voulez servir
.» Er zitierte auf Französisch, denn er war sicher, dass Robbie kein Latein verstand. «Heute, Sir Robert, müsst Ihr zwischen Gut und Böse wählen, zwischen einem Eid, den Ihr einem Häretiker geleistet habt, und dem persönlichen Segen des Heiligen Vaters.» Der Kardinal bekreuzigte sich. «Wählt heute, wem Ihr dienen wollt, Sir Robert Douglas.»
Tatsächlich aber gab es keine Wahl. Robbie griff nach der Schärpe und spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Er hatte seine Bestimmung gefunden, und er würde für Gott streiten.
«Seid gesegnet, mein Sohn», sagte der Kardinal. «Und jetzt geht und betet. Dankt Gott, dass Ihr die rechte Wahl getroffen habt.»
Robbie ging weg, und der Kardinal sah ihm nach. «So», sagte er zu Vater Marchant, «das ist der erste von Euren Rittern. Morgen werdet Ihr versuchen, Roland de Verrec zu finden. Aber zuerst», er deutete auf Sculley, «holt mir dieses Tier her.»
Und damit war der Orden des Fischers geboren.
Bruder Michael war unglücklich. «Ich will kein Hospitaler werden», erklärte er Thomas. «Mir wird flau, wenn ich Blut sehe. Mir wird schlecht davon.»
«Ihr habt eine Berufung», sagte Thomas.
«Zum Bogenschützen?», gab Bruder Michael hoffnungsvoll zurück.
Thomas lachte. «Das könnt Ihr mich in zehn Jahren fragen. So lange dauert es nämlich, bis man mit dem Bogen umgehen kann.»
Es war Mittag, und sie ließen die Pferde ausruhen. Thomas hatte
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