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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aufgebunden wurden. Die Terrassen des Weinbergs fielen vor ihm bis zum Ufer des Flusses hinunter ab, und das Bellen der Hunde, denn es waren mindestens zwei, kam von diesem niedrigeren Gelände. Er lief ein paar Schritte in den Weinberg, hielt sich geduckt und sah drei Reiter und zwei Jagdhunde. Sie konnten auf der Jagd nach irgendetwas sein, doch Thomas vermutete, dass sie auf eine Bogenschützenhand aus waren. Sie hatten Speere. Die Jagdhunde liefen ihnen mit den Nasen am Boden voraus in Richtung des Kastanienwaldes. «An Hunde habe ich nicht gedacht», sagte Thomas, als er wieder in dem Wald bei Keane war.
    «Mit denen gibt es keine Schwierigkeiten», sagte Keane mit heiterem Selbstvertrauen.
    «Hinter
deiner
rechten Hand sind sie nicht her», sagte Thomas, «die Hunde haben Witterung aufgenommen. Wenn du gehen willst, wäre das jetzt ein guter Moment.»
    «Nein, bei Gott!», sagte Keane. «Ich bin einer von Euren Männern, wisst Ihr noch? Wir lassen einander nicht im Stich.»
    «Dann bleib hier. Versuch, dich nicht von einem Jagdhund zerfleischen zu lassen.»
    «Sie werden mich nicht zerfleischen, Ihr werdet schon sehen.»
    «Bleib einfach da stehen», sagte Thomas, «und sei still. Ich will, dass sie denken, du wärst allein.» Er griff nach einem Ast, zog sich mit seinen mächtigen Muskeln in den Baum hinauf und war bald vom Laubwerk verborgen. Er kauerte sich auf einen Ast. Alles hing davon ab, wo die Reiter anhielten, und das würden sie ganz bestimmt. Er hörte sie nun auch, hörte den dumpfen Hufschlag und die schnelleren Geräusche der Hunde, die ihnen vorausliefen. Keane war zu Thomas’ Erstaunen auf die Knie gefallen und reckte die gefalteten Hände im Gebet gen Himmel. Das hat er auch bitter nötig, dachte Thomas, und dann waren die Jagdhunde in Sicht. Es waren zwei Wolfshunde mit grauer Decke und sabbernden Mäulern, die auf den Iren zurasten, und Keane schlug einfach die Augen auf, breitete die Arme aus und schnippte mit den Fingern.
    «Gute Hundchen», sagte der Ire. Mit einem Mal winselten die Wolfshunde. Einer hatte sich vor Keanes Knie gelegt, der andere leckte ihm die ausgestreckte Hand. «Runter, mein Junge», sagte Keane auf Französisch, dann kraulte er die Hunde zwischen den Ohren. «Ist es nicht ein schöner Morgen, um einen Engländer zu jagen, was meint ihr beiden?»
    Die Reiter waren inzwischen herangekommen und duckten sich auf ihren Pferden unter den niedrigen Ästen hindurch. «Verfluchte Hunde», sagte einer von ihnen überrascht bei dem Anblick der Wolfshunde, die Keanes Schmeicheleien erlegen waren. «Wer seid Ihr?», rief der Mann.
    «Ein Mann im Gebet», antwortete Keane, «und auch Euch einen guten Morgen, Ihr Herren.»
    «Gebet?»
    «Gott hat mich zu Seinem Priesteramt berufen», sagte Keane salbungsvoll, «und ich fühle mich Ihm am nächsten, wenn ich in der Morgendämmerung Seiner gesegneten Tage im Wald bete. Gott segne Euch, und was führt Euch Herren so früh am Tag aus der Stadt?» Sein schwarzes, grobgewebtes Gewand verlieh ihm ein recht überzeugendes Auftreten als Geistlicher.
    «Wir jagen», sagte einer der Männer belustigt.
    «Ihr seid kein Franzose», sagte ein anderer.
    «Ich bin aus Irland, der Heimat von Sankt Patrick, und zu Sankt Patrick habe ich auch gebetet, damit er die Wildheit Eurer Hunde bezwingt. Sind sie nicht possierlich?»
    «Eloise! Abelard!», rief der Reiter seine Jagdhunde, doch keiner rührte sich. Sie blieben bei Keane.
    «Und was jagt Ihr», fragte Keane.
    «Einen Engländer.»
    «Den werdet Ihr hier nicht finden», sagte Keane, «und wenn es der Mann ist, an den ich denke, dann müsste er doch noch in der Stadt sein.»
    «Vielleicht», sagte einer der Männer. Er und seine Gefährten befanden sich links unterhalb von Thomas, er konnte sie durch das Laubwerk gerade eben sehen. Drei junge Männer, prächtig angetan mit edler Kleidung und Federn an den Kappen und langen Stiefeln in den Steigbügeln. Zwei hatten Eberspeere mit breiten Klingen und Querstücken dicht unter dem Klingenblatt in der Hand, und alle drei hatten Schwerter. «Vielleicht aber auch nicht», sagte der Mann. Er trieb sein Pferd weiter vor. «Ihr kommt zum Beten hierher?»
    «Habe ich das nicht gesagt?»
    «Irland liegt nahe bei England, ist es nicht so?»
    «Diesen Fluch muss mein Land tragen, da habt Ihr recht.»
    «Und in der Stadt», sagte der Reiter, «hat ein Bettler zwei Männer bei der Witwe gesehen. Einen in einem Studentengewand, und der andere ist auf einen

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