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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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folgen. Sie gehört dem Comte d’Armagnac, und seine Männer bewachen die Straße im Norden. Das bedeutet, dass sie für de Verrec sicher ist.» De Verrec musste dafür sorgen, dass Genevieve nichts geschah, bis sie ausgetauscht wurde. Dann endlich kam Thomas auf die Lösung. «Er geht nicht nach Toulouse, er nimmt die Straße durch Gignac.»
    Keane sah ihn verständnislos an. «Gignac?»
    «Es gibt eine Straße durch Gignac, sie mündet in die Straße, die nördlich von Toulouse verläuft. Auf dieser Strecke ist er sicherer.»
    «Wisst Ihr bestimmt, dass er nach Norden will?»
    «Er geht nach Labrouillade!» Das war das offensichtliche Ziel. Dort konnte Genevieve festgehalten werden, bis Bertille ausgeliefert wurde.
    «Wie weit ist es nach Labrouillade?»
    «Fünf oder sechs Tagesritte», sagte Thomas. «Wir können über die Hügel, das ist schneller.» Zumindest
wäre
es schneller, wenn er sicher sein könnte, dass ihm unterwegs kein
Coredor
auflauerte. Er brauchte seine Waffenknechte. Er brauchte seine Bogenschützen mit ihren langen Kriegsbögen und ihren Pfeilen. Er brauchte ein Wunder.
    Vor ihnen lagen Dörfer. Sie mussten umgangen werden. Die Landschaft wurde belebter, denn immer mehr Männer gingen auf die Felder oder in die Weinberge. Sie waren alle weit entfernt, doch Thomas war auf dem Land aufgewachsen und wusste, dass solchen Männern nichts entging. Die meisten kamen ihr Leben lang kaum ein paar Meilen weit von ihrem Haus weg und kannten jeden Baum, jeden Busch und jedes Tier in diesem kleinen Gebiet, etwas so Unbedeutendes wie ein auffliegender Vogel konnte sie vor einem Eindringling warnen, und sobald sie auf den Gedanken kamen, dass eine Belohnung in Gold, die dem Gewicht einer Männerhand entsprach, in ihrer Reichweite sein könnte, wären sie unerbittlich. Thomas überkam Verzweiflung. «An deiner Stelle», sagte er zu Keane, «würde ich jetzt in die Stadt zurückkehren.»
    «Warum, im Namen Gottes?»
    «Weil ich meine Zeit vergeude», sagte Thomas bitter.
    «Ihr seid nun so weit gekommen», sagte Keane, «warum wollt Ihr jetzt aufgeben?»
    «Und warum zum Teufel bist du bei mir? Du solltest gehen und dir die Belohnung holen.»
    «Oh Gott, wenn ich noch ein Jahr bei Doktor Lucius’ Vorlesungen absitzen und diesem elenden Wicht Roger de Beaufort zuhören muss, verliere ich den Verstand, so viel ist sicher. Es heißt, Ihr macht Männer reich!»
    «Ist es das, was du willst?»
    «Ich will auf einem Pferd sitzen», sagte Keane, «und als freier Mann durch die Welt reiten. Eine Frau wäre auch nicht zu verachten, oder zwei. Sogar drei!» Grinsend sah er Thomas an. «Ich will außerhalb der Regeln stehen.»
    «Wie alt bist du?»
    «Da bin ich nicht sicher, weil ich im Zählen noch nie gut war, aber vermutlich bin ich inzwischen ungefähr achtzehn. Oder neunzehn.»
    «Die Regeln halten einen am Leben», sagte Thomas. Seine feuchten Kleider scheuerten, und an einem seiner Stiefel war eine Naht aufgegangen.
    «Die Regeln halten einen gehorsam», sagte Keane, «andere machen die Regeln und geben einem eins drauf, wenn man sie bricht, deshalb habt Ihr sie gebrochen, nicht wahr?»
    «Ich wurde nach Oxford geschickt», sagte Thomas. «Genau wie du sollte ich Priester werden.»
    «Daher könnt Ihr also Latein.»
    «Mein Vater hat mich schon als Kind Latein gelehrt. Latein, Griechisch, Französisch.»
    «Und jetzt seid Ihr Sir Thomas of Hookton, der Anführer der Hellequin! Ihr habt Euch nicht an die Regeln gehalten, so ist es doch.»
    «Ich bin Bogenschütze», sagte Thomas. Und jetzt bin ich ein Bogenschütze ohne Bogen, dachte er. «Und du wirst feststellen, dass ich derjenige bin, der die Regeln für die Hellequin macht.»
    «Wie lauten sie?»
    «Wir teilen die Beute, wir lassen einander nicht im Stich, wir vergewaltigen nicht.»
    «Ah, man sagt nicht ohne Grund, dass Ihr bemerkenswert seid. Habt Ihr das gehört?»
    «Was?»
    «Ein Hund. Vielleicht auch zwei. Haben angeschlagen.»
    Thomas blieb stehen. Sie hatten sich vom Fluss abgewandt und waren schneller gegangen, denn sie hatten einen Kastanienwald erreicht, der sie vor neugierigen Blicken verbarg. Er hörte leise den Wind in den Bäumen, weit entfernt einen Specht, dann das Bellen. «Verdammt», sagte er.
    «Könnten auch nur Jäger sein.»
    «Und was jagen sie?», fragte Thomas, dann ging er zum Rand des Waldes. Vor ihm befand sich ein trockener Graben, und dahinter lagen säuberlich zusammengeschnürte Kastanienäste, mit denen die Weinreben

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