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Thomas. «Nun müssen wir nur noch Pferde, Waffen und eine Möglichkeit finden, Roland zu überholen.»
Sie waren auf einer Landstraße, die tief eingeschnitten zwischen hohen, von Olivenhainen begrenzten Böschungen lag. Die Straße fiel zu einem Flussufer hin ab, wo die Fässer des ersten Karrens im Wasser ausgekippt wurden. Ein brauner Streifen trieb flussabwärts. «Und wie finden wir Pferde?», fragte Keane sehnsüchtig.
«Das Wichtigste zuerst», sagte Thomas. Er schlug nach einer Fliege, dann stieg er die Böschung hoch und ging zwischen den Olivenbäumen nordwärts.
«Und was ist das Wichtigste?», fragte Keane.
«Der Fluss.»
Thomas ging, bis die drei Karren außer Sichtweite waren, dann zog er sich aus und sprang ins Wasser. Es war kalt. «Bei Gott, habt Ihr viele Narben», sagte Keane.
«Wenn du hübsch bleiben willst», sagte Thomas, «dann werde kein Soldat. Und jetzt wirf mir meine Kleidung her.»
Keane beförderte die Kleider mit Fußtritten ins Wasser, um sie nicht anfassen zu müssen. Thomas knetete sie, trampelte im Wasser darauf herum und schrubbte sie mit einem Stein, bis das Wasser klar blieb. Anschließend tauchte er das Kettenhemd wieder und wieder unter, um die Kettenglieder und das Leder von dem stinkenden Belag zu befreien. Ein letztes Mal ging er dann selbst mit dem Kopf unter Wasser, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und stieg wieder ans Ufer. Er wrang die Kleider so gut wie möglich aus und zog sie feucht wieder an. Auch das Kettenhemd streifte er über. Es würde wieder ein warmer Tag werden, und sein Hemd und die Hose würden schnell trocknen. «Nach Norden», sagte er knapp. Zuerst musste er die Waffenknechte suchen, die er in der abgebrannten Mühle zurückgelassen hatte.
«Pferde und Waffen, habt Ihr gesagt?», fragte Keane.
«Wie viel haben sie auf mich ausgesetzt?»
«Das Gewicht Eurer rechten Hand in Goldmünzen, habe ich gehört.»
«Meiner Hand?», fragte Thomas, dann verstand er. «Weil ich ein Bogenschütze bin.»
«Und das ist erst der Anfang. Das Gewicht Eurer rechten Hand in Gold und das Gewicht Eures abgeschlagenen Kopfes in Silber. Sie hassen englische Bogenschützen.»
«Das ist ein hübsches Vermögen», sagte Thomas, «also wage ich zu vermuten, dass die Pferde und Waffen uns finden werden.»
«Wie das?»
«Bald werden sich die Leute fragen, ob ich aus der Stadt entkommen bin, und deshalb werden sie außerhalb der Stadt nach mir suchen. Bis dahin gehen wir Richtung Norden.»
Beim Gehen dachte Thomas an Genevieve. Sie war starr vor Entsetzen gewesen, als er ihr zum ersten Mal begegnet war, und das war allzu verständlich. Ein Scheiterhaufen war vor ihrem Gefängnis aufgebaut worden, und sie sollte als Ketzerin verbrannt werden. Seither schmerzte die Erinnerung sie wie eine Narbe. Ganz gewiss wurde sie auch jetzt davon gequält. Thomas nahm an, dass sie und Hugh für den Moment sicher waren, jedenfalls bis Roland Bertille gefunden hatte, aber was dann? Der jungfräuliche Ritter wurde für seine Aufrichtigkeit verspottet, aber er war auch für seine Unbestechlichkeit berühmt; würde er also Genevieve und Hugh widerspruchslos gegen Bertille austauschen? Oder würde er es für seine heilige Pflicht halten, Genevieve der Kirche auszuliefern, sodass das Urteil vollstreckt werden konnte, das vor so langer Zeit gefällt worden war? Thomas musste um jeden Preis Karyl und seine anderen Waffenknechte finden. Er brauchte Männer, er brauchte Waffen, und er brauchte ein Pferd.
Sie folgten dem Fluss nach Norden. Die Sonne stieg höher, und die Olivenbäume wurden von Weinbergen abgelöst. Thomas sah etwa eine Meile entfernt fünf Männer und drei Frauen an den Weinstöcken arbeiten, doch von ihnen abgesehen war die Landschaft menschenleer. Er hielt sich soweit möglich in den Senken, während er weiter auf die Hügel zuging. Roland, dachte er, musste inzwischen wenigstens fünf Leugen von der Stadt entfernt sein. «Ich hätte ihn töten sollen», sagte er.
«Roland?»
«Ich hatte einen Bogenschützen, der auf seinen Kopf gezielt hat. Ich hätte ihn schießen lassen sollen.»
«Dieser Mann ist nicht leicht zu töten. Er wirkt zart, nicht wahr? Aber ich habe ihn in Toulouse kämpfen sehen, und bei Gott, er ist schnell! Schnell wie eine Schlange.»
«Ich muss vor ihn kommen», Thomas sprach mehr zu sich selbst als zu Keane. Aber warum Toulouse? «Weil es sicher ist», sagte er laut.
«Sicher?»
«Toulouse», sagte Thomas. «Wir können ihm nicht in die Stadt
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