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Pferderücken geboren!»
«Also zieh sie bis auf die Haut aus und fessle sie.» Thomas half Keane beim Fesseln der drei Männer, dann streifte er seine feuchte Kleidung ab und suchte sich eine Hose, die ihm passte, ein Hemd und eine schöne Lederjacke, die ihm zwar um die Bogenschützenmuskeln zu eng, aber immerhin trocken war. Er schnallte sich einen Schwertgürtel um die Hüfte. «Du hast also den Bettler getötet?», fragte er einen der drei. Der Mann schwieg, und Thomas schlug ihm heftig ins Gesicht. «Du kannst von Glück sagen, dass ich dir nicht die Eier abschneide», sagte er, «aber wenn du noch einmal eine Frage von mir nicht beantwortest, ist das erste von deinen Eiern dran. Hast du den Bettler getötet?»
«Er lag sowieso schon im Sterben», sagte der junge Mann missmutig.
«Dann war es also ein Akt christlicher Nächstenliebe, eh?», sagte Thomas. Er beugte sich vor und hielt dem Mann sein Messer zwischen die Beine. Er sah das Entsetzen auf dem mürrischen Gesicht. «Wer bist du?»
«Mein Name ist Pitou, mein Vater ist Magistratsherr, er wird für mich zahlen!», stammelte er verzweifelt.
«Pitou ist ein bedeutender Mann in der Stadt», sagte Keane, «ein Weinhändler, der lebt wie ein Edelmann. Isst von Goldtellern, erzählen die Leute.»
«Ich bin sein einziger Sohn», flehte Pitou, «er wird für mich bezahlen!»
«Oh ja, das wird er», sagte Thomas. Dann schnitt er die Stricke durch, mit denen Pitous Hand- und Fußgelenke gefesselt waren. «Zieh dich an», sagte er und beförderte seine eigenen, feuchten Sachen mit einem Fußtritt vor den verängstigten Jüngling. Als er angezogen war, band er die Handgelenke des Jungen wieder zusammen, und viel mehr als ein Junge war er nicht, er mochte vielleicht siebzehn Jahre alt sein. «Du kommst mit uns», sagte er, «und wenn du Montpellier wiedersehen willst, betest du lieber, dass mein Diener und meine beiden Waffenknechte noch am Leben sind.»
«Das sind sie!», sagte Pitou eifrig.
Thomas wandte sich den anderen beiden zu. «Sagt Pitous Vater, dass er seinen Sohn zurückbekommt, wenn meine Männer in Castillon d’Arbizon eintreffen. Und wenn sie ohne ihre eigenen Waffen, Rüstungen, Pferde und Kleider kommen, wird sein Sohn ohne Augen nach Hause geschickt.» Pitou starrte Thomas an, als er diese Worte hörte, dann beugte er sich unvermittelt vor und übergab sich. Thomas lächelte. «Außerdem soll sein Vater den Handschuh eines erwachsenen Mannes mit Genovini gefüllt mitschicken, und ich meine,
richtig
gefüllt. Habt ihr verstanden?»
Einer der beiden nickte, und Thomas verlängerte die Steigbügelgurte des größten Pferdes, eines grauen Hengstes, und schwang sich in den Sattel. Er hatte ein Schwert, einen Speer, ein Pferd und Hoffnung.
«Die Jagdhunde kommen mit uns», verkündete Keane, als er auf einen braunen Wallach stieg. Dann nahm er die Zügel des dritten Pferdes, auf dem Pitou ritt.
«Werden sie das?», fragte Thomas.
«Sie mögen mich, also werden sie es tun. Wohin gehen wir jetzt?»
«Ich habe Männer in der Nähe, wir gehen Richtung Norden.»
Sie ritten nordwärts.
Roland de Verrec war unzufrieden. Dabei hätte er außer sich vor Begeisterung sein sollen, denn der erfolgreiche Abschluss seiner Aufgabe war in Sicht. Er hatte Thomas of Hooktons Frau und sein Kind gefangen, doch obwohl er nicht daran zweifelte, dass sie gegen die ehebrecherische Comtesse Bertille de Labrouillade ausgetauscht werden würden, hatte Roland vor der Gefangennahme gezögert. Es widersprach seinen romantischen Idealen, eine Frau und ein Kind zu benutzen, doch die Waffenknechte, die ihn unterstützten, alle sechs im Dienst des Comtes de Labrouillade, hatten ihn überzeugt. «Wir werden ihnen nichts zuleide tun», hatte ihr Anführer Jacques Sollière gesagt, «wir setzen sie nur als Mittel zum Zweck ein.»
Die Gefangennahme war einfach gewesen. Der Magistrat von Montpellier hatte Roland Männer zur Verfügung gestellt, und Genevieve und ihr Sohn waren ergriffen worden, als sie mit zwei Waffenknechten und einem Diener als einzigem Schutz die Stadt verlassen wollten. Diese drei Begleiter saßen nun in der Zitadelle von Montpellier, aber um sie machte Roland sich keine Sorgen. Seine ritterliche Pflicht war es, Labrouillade zu erreichen und seine Gefangenen gegen die untreue Frau des Comte auszutauschen.
Doch er fühlte sich auf unbestimmte Art nicht recht ritterlich bei dieser Aufgabe. Roland bestand darauf, dass Genevieve und ihr Kind mit aller
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