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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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will, dass er ein anständiger Mann wird wie sein Vater, und deshalb bilde ich ihn. Keinesfalls will ich, dass er ein Narr wird wie Ihr.»
    «Madame!», protestierte Roland erneut.
    Genevieve fauchte: «Vor sieben Jahren, als Bertille zwölf Jahre alt war, wurde sie mit Labrouillade verheiratet, der zu der Zeit zweiunddreißig war und ihre Mitgift wollte. Welche Wahl hatte sie? Sie war zwölf!»
    «Sie ist ihm vor dem Gesetz angetraut, vor Gott.»
    «Einer abscheulichen Kreatur, auf die Gott spucken würde.»
    «Sie ist seine Gemahlin», beharrte Roland, doch er fühlte sich überaus unwohl dabei. Er wünschte, er hätte diese Aufgabe niemals angenommen, doch er hatte es getan, und die Ehre verlangte es, sie zu Ende zu führen, und so ritten sie weiter nordwärts. Sie übernachteten in einem Gasthaus am Marktplatz von Gignac, und Roland bestand darauf, vor der Tür von Genevieves Zimmer zu schlafen. Sein Knappe teilte sich die Nachtwache mit ihm. Rolands Knappe war ein gewitzter Vierzehnjähriger namens Michel, den Roland in den Rittertugenden ausbildete. «Ich vertraue den Männern des Comtes de Labrouillade nicht», erklärte Roland dem Jungen, «ganz besonders nicht Jacques, also schlafen wir hier mit unseren Schwertern.» Die Männer des Comtes hatten die blonde Genevieve den ganzen Tag lang mit Blicken verschlungen, und Roland hörte ihr Lachen hinter sich und nahm an, dass sie von seiner Geisel sprachen, aber sie machten in dieser Nacht keinen Versuch, an Roland vorbeizukommen, und am nächsten Morgen ritten sie weiter nach Norden und kamen auf die große Straße Richtung Limoges. Auf dem Weg quälte Genevieve Roland mit der Vorstellung, dass ihr Gemahl aus Montpellier entkommen sein könnte.
    «Er ist schwer zu fangen», sagte sie, «und seine Rache ist fürchterlich.»
    «Ich fürchte den Kampf mit ihm nicht», sagte Roland.
    «Dann seid Ihr ein Narr. Glaubt Ihr, Euer Schwert wird Euch beschützen? Nennt Ihr es Durandal?» Sie lachte, als er errötete, denn er tat es offenkundig. «Aber Thomas hat einen dunkel gestrichenen Eibenstock», sagte sie, «und eine Sehne aus Hanf und Pfeile aus weiß geschälter Esche. Habt Ihr jemals gegen einen englischen Bogenschützen gekämpft?»
    «Er wird ritterlich kämpfen.»
    «Seid doch kein solcher Narr! Er wird Euch Fallen stellen und Euch mit Listen verwirren und Euch täuschen, und am Ende des Kampfes habt Ihr so viele Pfeile im Körper stecken, wie eine Bürste Borsten hat. Er könnte schon vor Euch sein! Vielleicht erwarten Euch die Bogenschützen irgendwo an der Straße. Ihr würdet sie nicht entdecken. Als Erstes würdet Ihr die heranjagenden Pfeile sehen, dann schreien die Pferde, und dann sterben Eure Männer.»
    «Sie hat recht», warf Jacques Sollière ein.
    Roland lächelte tapfer. «Sie werden nicht schießen, Madame, denn sie hätten Angst, Euch zu treffen.»
    «Ihr wisst gar nichts! Sie können Euch auf zweihundert Schritt den Rotz aus der Nase holen. Sie werden schießen.» Sie fragte sich, wo Thomas war. Sie fürchtete, wieder in die Hände der Kirche zu fallen. Sie fürchtete um ihren Sohn.
    Die nächste Nacht verbrachten sie im Gästehaus eines Klosters, und wieder bewachte Roland ihre Türschwelle. Es gab keinen anderen Zugang zu dem Raum, keinen Fluchtweg. Auf der Straße, bevor sie bei dem Kloster ankamen, waren sie an einer Gruppe Händler vorbeigekommen, die zu ihrem Schutz einen Trupp Bewaffneter angeheuert hatten, und Genevieve hatte ihnen zugerufen, sie werde gegen ihren Willen festgehalten. Die Männer hatten sie besorgt angesehen, bis Roland höflich und ruhig gesagt hatte, sie wäre seine Schwester und mondsüchtig. Das Gleiche sagte er, als Genevieve versuchte, sich an andere Fußgänger zu wenden. «Ich bringe sie an einen Ort, an dem heilige Nonnen für sie sorgen werden», sagte er, und die Leute hatten ihm geglaubt und waren vorbeigegangen.
    «Also lasst Ihr Euch zum Lügen herab», hatte Genevieve ihn verhöhnt.
    «Eine Lüge im Dienste Gottes ist keine Lüge.»
    «Und was Ihr hier verrichtet, ist ein Dienst für Gott?»
    «Die Ehe ist ein Sakrament. Mein Leben ist dem Dienst für Gott geweiht.»
    «Seid Ihr deshalb noch Jungfrau?»
    Er wurde wieder rot, dann runzelte er die Stirn, beantwortete die Frage jedoch ernsthaft. «Mir wurde offenbart, dass meine Stärke im Kampf auf meiner Reinheit beruht.» Er hielt inne, um sie anzusehen. «Es war die Jungfrau Maria, die zu mir gesprochen hat.»
    Genevieve hatte sich über ihn lustig

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