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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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niemand sie aufhalten würde. Vorsichtshalber fesselte er dem Gefangenen die Hände und stopfte ihm einen Lumpenknebel in den Mund.
    «Wir sollten etwas zu essen kaufen», schlug Karyl vor.
    «Aber macht schnell», sagte Thomas.
    Die Reiter kamen mit lautem Hufgeklapper auf einen kleinen Platz inmitten der Stadt, wenn auch die Bezeichnung Stadt äußerst schmeichelhaft war für einen Ort, der weder einen Festungswall noch eine Festung besaß. Marktstände standen aufgereiht an der westlichen Seite des Platzes, während sich an der Nordseite unterhalb eines steil ansteigenden Hügels ein Gasthaus befand. Thomas gab Karyl ein paar Münzen. «Trockenfisch, Brot, Käse», sagte er.
    «Keiner verkauft was», murrte Karyl.
    Die Standbesitzer und ihre Kunden hatten sich alle bei der Kirche versammelt. Neugierig betrachteten sie die Reiter, doch niemand fragte, was sie in der Stadt wollten, nur ein paar Händler, die erkannt hatten, dass die Reiter etwas zu essen kaufen wollten, eilten herbei. Thomas ritt langsam über den gepflasterten Platz zu der dichtgedrängten Menschenmenge und sah einen breitschultrigen Mann, der auf der Kirchentreppe stehend etwas vorlas. Der Mann hatte seine rechte Hand verloren und trug an ihrer Stelle einen Holzstumpf mit Spitze, auf die er ein Pergament gespießt hatte. Er hatte einen eng an den Kopf angepassten Helm, einen kurzen grauen Bart und trug einen verwaschenen Wappenrock, der die goldene
Fleur-de-Lys
auf blauem Feld zeigte, das Wappen der französischen Monarchie. Er senkte das Pergament, als er Thomas näherkommen sah. «Wer seid Ihr?», rief er.
    «Wir dienen dem Comte de Berat», log Thomas.
    «Dann tut Ihr gut daran, zu ihm zurückzukehren», sagte der Mann.
    «Warum?»
    Der Mann wedelte mit dem Pergament. «Das ist der
Arrière-ban
», sagte er. «Berat und alle anderen Herren sind zum Kampf für den König einberufen. Die Engländer sind ausgerückt.» Aus der Menge stieg wütendes Murren auf, und manche Leute blickten ängstlich nach Norden, als erwarteten sie, den alten Feind aus den Hügeln auftauchen zu sehen.
    «Kommen sie hier entlang?», fragte Thomas.
    «Nein, Gott sei gepriesen. Die Hurensöhne sind ein gutes Stück nördlich von hier, aber wer weiß? Der Teufel könnte sie eines Tages auch in den Süden führen.»
    Thomas’ Pferd stampfte auf das Pflaster. Thomas beugte sich vor und strich ihm beruhigend über den Hals. «Und der König?», fragte er.
    «Gott wird ihm den Sieg schenken», sagte der graubärtige Mann fromm und meinte damit, dass er nichts über die neuesten Bewegungen des königlichen Heeres wusste, «doch bis Gott das tut, ruft mein Herr jeden Waffenknecht nach Bourges.»
    «Euer Herr?»
    «Der Duc de Berry», sagte der Mann stolz. Das erklärte die königlichen Fleurs-de-Lys auf seinem Wappenrock, denn der Duc de Berry war ein Sohn König Jeans und der Besitzer einer unübersichtlichen Menge von Herzogtümern, Grafschaften und Lehnsgütern.
    «Der Duc will selbst gegen sie kämpfen?», fragte Thomas.
    Der Bote zuckte mit den Schultern. «Der König hat es befohlen. Alle Kräfte aus Südfrankreich sollen sich in Bourges sammeln.»
    «Wo ist Bourges?»
    «Im Norden», sagte der Bote, «aber, ehrlich gesagt, weiß ich es nicht ganz genau, nur, dass man nach Nevers geht und es von dort aus eine gute Straße gibt.»
    «Wo zum Teufel Nevers auch immer ist», knurrte Thomas. «Hat Euer Herr Labrouillade auch einberufen?»
    «Gewiss. Der
Arrière-ban
beruft jeden Herren und jeden Vasall ein. Mit Gottes Hilfe werden wir die Bastarde in die Falle locken und sie niedermachen.»
    «Und diese braven Bürger?» Thomas deutete auf die Menge, die aus etwa sechzig oder siebzig Leuten bestand, unter denen keine Waffenknechte waren, soweit er sah.
    «Er will unsere Steuern!», rief ein Mann in einer blutigen Schlachterschürze.
    «Steuern müssen bezahlt werden», sagte der Bote mit fester Stimme. «Wenn wir die Engländer schlagen wollen, muss die Armee besoldet werden.»
    «Die Steuern sind schon bezahlt!», schrie der Schlachter, und von den Übrigen kamen zustimmende Rufe.
    Der Bote, der die Wut der Menge fürchtete, deutete auf den jungen Pitou. «Ein Gefangener?», fragte er Thomas. «Was hat er getan?»
    «Vom Comte gestohlen», log Thomas.
    «Wollt Ihr ihn hier aufknüpfen?», fragte der Mann hoffnungsvoll, der offenkundig die feindselig gestimmte Menge von sich ablenken wollte.
    «Er muss zurück nach Berat», sagte Thomas. «Der Comte hängt Diebe gern

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