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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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persönlich auf.»
    «Schade.» Der Mann zog das Dokument von dem Holzspieß und schob sich zwischen den Leuten hindurch, bis er neben Thomas’ Steigbügel stand. «Auf ein Wort, Messire?», fragte er.
    Nun, wo er so dicht bei ihm war, sah Thomas, dass der Bote ein scharfsinniges und wettergegerbtes Gesicht besaß und offenkundig schon so viel erlebt hatte, dass ihn nichts mehr überraschen konnte, ganz gleich, was in Zukunft noch passieren mochte. «Wart Ihr ein Waffenknecht?», fragte Thomas.
    «Das war ich, bis mir so ein Hurensohn aus der Gascogne die Hand abgehackt hat.» Er hob die Holzspitze, um die Männer zu vertreiben, die ihm in der Hoffnung gefolgt waren, das Gespräch belauschen zu können, und winkte Thomas zur Mitte des Platzes. «Mein Name ist Jean Baillaud», stellte er sich vor. «Hauptmann beim Duc de Berry.»
    «Ist er ein guter Herr?»
    «Er ist ein gottverdammtes Kind!», sagte Baillaud.
    «Ein Kind?»
    «Fünfzehn Jahre alt. Der Junge glaubt, er weiß alles. Aber wenn Ihr mir helft, kann ich ihn bestimmt dazu bringen, sich dankbar zu erweisen.» Er hielt lächelnd inne. «Und sich einen Prinzen zur Dankbarkeit zu verpflichten, lohnt sich immer.»
    «Und wie könnte ich Euch helfen?», fragte Thomas.
    Baillaud warf einen Blick zurück auf die kleine Menschenmenge und senkte die Stimme. «Die armen Kerle haben ihre Steuern wirklich schon bezahlt», sagte er, «oder jedenfalls die meisten.»
    «Aber Ihr wollt mehr.»
    «Natürlich. Die Steuern reichen nie. Wer dumm genug ist, einmal zu bezahlen, kann sicher sein, dass er bald wieder ausgepresst wird.»
    «Und der Comte hat Euch geschickt, um die Leute auszupressen?»
    «Ein solcher Holzkopf ist er nicht. Ich habe sieben Waffenknechte hier, aber die Leute wissen einfach, warum wir gekommen sind.»
    Thomas warf einen Blick zu dem Gasthaus hinüber. «Und die Leute waren sehr großzügig mit dem Wein?»
    «Mit dem Wein und mit den Huren», sagte Baillaud.
    «Also», sagte Thomas und ließ das Wort in der heißen Luft des Mittags hängen.
    «Also presst die Bastarde für mich aus, und Ihr könnt zehn Prozent mit nach Berat nehmen.»
    «Das würde dem Comte gefallen», sagte Thomas.
    «Dieser Schlachter ist der Schatzmeister der Stadt», sagte Baillaud. «Er hat die Steuerlisten, behauptet aber, sie wären verlorengegangen. Wollt Ihr vielleicht damit anfangen, ihm bei der Suche behilflich zu sein?»
    Thomas nickte. «Lasst mich zuerst mit meinen Männern reden», sagte er und trieb sein Pferd Richtung Gasthaus. Einmal außer Baillauds Hörweite, winkte er Keane heran. «In den Stallungen des Gasthauses stehen acht Pferde», sagte er, «die nehmen wir alle mit. Du und Bruder Michael, geht hinten herum und sorgt dafür, dass sie aufgezäumt sind. Karyl!»
    Der Deutsche war mit den Einkäufen fertig und verstaute die Nahrungsmittel in den Satteltaschen. «Wollt Ihr mehr?», rief er.
    Thomas winkte ihn dicht zu sich. «In dem Gasthaus huren sieben Männer herum. Wir nehmen ihre Rüstungen und Waffen.»
    «Sollen wir sie töten?»
    «Nur, wenn sie Ärger machen.»
    Karyl ging mit langen Schritten zu dem Gasthaus, als Baillaud zu Thomas aufschloss. «Machen sie es?»
    «Sogar sehr gern», sagte Thomas.
    «Ich habe Euren Namen noch nicht gehört», sagte Baillaud.
    «Thomas», sagte Thomas und beugte sich aus dem Sattel, um Baillaud die Hand zu schütteln. Dann wurde ihm bewusst, dass es nichts zu schütteln gab.
    «Ihr klingt normannisch», sagte Baillaud.
    «Das sagen mir die Leute ständig. Ist das die Gegend, zu der die Engländer marschieren? Ihr habt gesagt, sie gehen nach Norden.»
    «Weiß der Teufel», sagte Baillaud. «Sie sind aus der Gascogne ausgerückt, und als Letztes habe ich gehört, dass sie bei Périgueux waren.»
    «Also könnten sie hier entlangkommen», sagte Thomas.
    «Im Norden können sie mehr Beute machen», sagte Baillaud. «Das englische Prinzchen hat den Süden letztes Jahr vollständig ausgeraubt.» Er blickte finster vor sich hin. «Es ist ein gottverdammter Skandal», sagte er wütend.
    «Skandal?»
    «Edward of Wales! Er ist ein Nichts! Ein verhätschelter, privilegierter Schoßhund! Frauen und Glücksspiel sind alles, was ihn interessiert, und er verwüstet ganz Frankreich, weil König Jean Angst vor Pfeilen hat. Wir sollten den Bastard fangen, ihm die Hose runterziehen und ihm wie einem Siebenjährigen den Hintern versohlen.» Unvermittelt drehte sich Baillaud um und starrte zu dem Gasthaus. Aufgeregte Rufe drangen von dort

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