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gesagt.
«Oh Gott, die Frauen. Weißt du noch, dieser Kampf bei … wo war das noch?» Stirnrunzelnd hatte Philippe versucht, sich zu erinnern. «Die Stadt mit der eingestürzten Brücke.»
«Den Namen wusste ich nie. Es war südlich von Reims, oder?»
Philippe hatte bei der Erinnerung gelacht. «Die Engländer waren auf der einen Seite des Flusses und ihre Frauen auf der anderen. Ich habe vier von ihnen an den Schwanz meines Pferdes gebunden, allesamt nackt. Gott, das war wirklich ein guter Monat.»
«Er hat sie vermietet», erklärte Jacques.
«Außer an den Comte, natürlich», hatte Philippe gesagt, «er konnte sie umsonst haben, weil er der Comte ist.»
«Herren haben Privilegien», hatte Jacques gesagt.
«Auch das Privileg, nicht zu kämpfen», hatte Philippe gereizt hinzugefügt.
«Er ist zu fett», hatte Jacques den Comte de Labrouillade verteidigt, «aber wenn er einmal kämpft, dann ist er ein wahrer Teufel! Ich habe ihn mit einem einzigen Hieb seines Morgensterns den Helm und den Schädel eines Mannes zerschmettern sehen. Das Hirn ist überall herumgespritzt!»
«Da war der Kampf aber schon eine Weile vorbei», hatte Philippe verächtlich bemerkt. «Er hat sich erst beteiligt, als es sicher war», ergänzte er kopfschüttelnd. Dann sah er Roland an. «Und Ihr? Schließt Ihr Euch uns an?»
«Anschließen?»
«Im Kampf gegen die verdammten Engländer!»
«Wenn ich meine …», Roland hatte gezögert. Er hatte
ritterliche Aufgabe
sagen wollen, aber er vermutete, diese beiden älteren und kampferfahrenen Männer würden ihn dafür verspotten. «… meine Pflicht erfüllt habe», hatte er stattdessen gesagt.
Und so hatte Roland auf der unbequemen Steintreppe kaum geschlafen. Die Erinnerung an das höhnische Lachen der beiden Waffenknechte reizte ihn. Im Turnier hätte er jeden von ihnen schlagen können, doch er nahm an, dass sich das Schicksal auf dem Schlachtfeld völlig anders zeigen würde. Mit einem Mal hatte er das Bild des zusammenbrechenden Belagerungsturms bei Breteuil vor Augen und die schreienden Männer, als sie verbrannten. Er beruhigte sich damit, dass er auch dort nicht in Panik verfallen, sondern ruhig geblieben war und einen Mann gerettet hatte, aber es war dennoch eine Niederlage gewesen, und all sein Kampfgeschick hätte diese Schande nicht verhindern können. Er fürchtete den Krieg.
Am nächsten Morgen ritten sie beim Hellwerden nordwärts. Roland fühlte sich wesentlich sicherer, nun, wo ihm beinahe zwanzig bewaffnete Männer in Rüstungen Geleitschutz boten. Genevieve war schweigsam. Immer wieder sah sie nach Osten und hoffte darauf, berittene Bogenschützen zu entdecken, doch in den niedrigen, sommerlichen Hügeln rührte sich nichts. Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herunter, buk die Felder, zwang die Pferde in eine langsame Gangart und ließ die Männer in ihren schweren Rüstungen schwitzen. Nun führte Philippe die Gruppe an und wählte schmale Pfade, weit weg von der großen Verbindungsstraße. Sie kamen durch ein weiteres Dorf, das die Pest entvölkert hatte. Sonnenblumen blühten in verlassenen Gärten. Es musste noch ein paar Leute geben, die auf den Feldern und in den Weinbergen arbeiteten, doch sie versteckten sich, sobald bewaffnete Reiter auftauchten. «Wie weit noch?», fragte Roland, als sie die Pferde an einem Wasserlauf tränkten, der durch ein sonnendurchglühtes Feld lief.
«Nicht weit», sagte Philippe. Er hatte seinen Helm abgenommen und wischte sich mit einem Tuch das Gesicht ab. «Vielleicht noch zwei Stunden.»
Roland winkte seinen Knappen heran, damit er das Pferd nahm. «Lass ihn nicht zu viel trinken», befahl er und wandte sich wieder Philippe zu. «Und wenn Ihr in Labrouillade seid», fragte er, «brecht Ihr bald Richtung Norden auf?»
«Innerhalb von einem oder zwei Tagen.»
«Und verfolgt die Engländer?»
Philippe zuckte mit den Schultern. «Vermutlich», sagte er. «Wenn der König kommt, schließen wir uns ihm an, und wenn nicht, drangsalieren wir ihre Versorgungstrupps, schneiden ihren Nachzüglern den Weg ab und lassen sie nicht zur Ruhe kommen.» Er zog sein Kettenhemd hoch und pisste an einen Baum. «Mit ein bisschen Glück machen wir ein paar reiche Gefangene.»
Und da traf der erste Pfeil.
Thomas führte seine Männer und erschöpften Pferde in eine kleine Stadt. Er wusste nicht, wie sie hieß, nur, dass sie nicht leicht umgangen werden konnte, und so mussten sie durch die engen Straßen reiten und hoffen, dass
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