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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihn selbst benutzen?»
    Sam kam für einen Moment durcheinander, dann wechselte er das Thema. «Und die Comtesse haben wir auch geholt», sagte er.
    «Geholt?»
    Sam machte eine Kopfbewegung südwärts. «Sie ist dahinten in einem Bauernhaus. Pitt sorgt dafür, dass das dumme Weibsstück nicht wegläuft.»
    «Warum zum Teufel habt ihr sie hierhergebracht?»
    «Für den Fall, dass Ihr sie austauschen wollt», sagte Sam. «Es war Vater Levonnes Einfall. Er ist auch hier.»
    «Vater Levonne? Und warum?»
    «Er wollte mitkommen. Er ist nicht sicher, dass Ihr sie austauschen solltet, aber …» Sams Stimme erstarb.
    «Es wäre eine einfache Lösung», sagte Thomas. Er wollte keine Zeit vergeuden. Es galt,
La Malice
zu finden, und wichtiger noch war die Nachricht, dass der Prince of Wales mit einer Armee irgendwo durch Frankreich zog. Thomas wusste, dass sein Platz bei der Armee war, und nun saß er hier fest, weil Genevieve und Hugh Gefangene waren, und die einfachste Lösung wäre es tatsächlich, ihnen anzubieten, dass Bertille, Comtesse de Labrouillade, ihrem rachsüchtigen Gemahl zurückgegeben wurde, doch damit würde Thomas Genevieves unstillbaren Zorn auf sich ziehen. Nun, dachte er, soll sie wüten. Besser, wütend und frei zu sein als gefangen und hilflos.
    «Habt ihr Wachposten aufgestellt?», fragte er Sam.
    «Am Waldrand entlang, außerdem ein paar ostwärts bei der Straße und ein Dutzend um den Bauernhof.»
    «Gut gemacht», sagte Thomas noch einmal. Der Mond ging auf, während im Westen das letzte Tageslicht versickerte. Thomas winkte Keane heran, um mit ihm zu dem Bauernhof zu gehen, in dem Bertille festgehalten wurde. «Ich will, dass du bis auf Rufweite an die Burg heranreitest», erklärte er dem Iren unterwegs. «Keine Waffen. Heb die Hände, um zu zeigen, dass du unbewaffnet bist.»
    «Und bin ich unbewaffnet?»
    «Das bist du.»
    «Oh Gott», sagte der Ire. «Wie weit kann eine Armbrust schießen?»
    «Viel weiter, als du rufen kannst.»
    «Also wollt Ihr meinen Tod!»
    «Wenn ich es selbst machen würde», sagte Thomas, «würden sie sehr wahrscheinlich schießen, aber dich kennen sie nicht, und du kannst gut reden.»
    «Das ist Euch also aufgefallen?»
    «Sie werden nicht schießen», sagte Thomas beruhigend und hoffte, dass es auch stimmte, «weil sie hören wollen, was du zu sagen hast.»
    Keane schnippte mit den Fingern, und die beiden Wolfshunde hängten sich an seine Fersen. «Was soll ich sagen?»
    «Dass ich die Comtesse gegen Genevieve und meinen Sohn austausche. Es darf auf jeder Seite nicht mehr als drei Mann Begleitung geben, und der Austausch wird auf halbem Weg zwischen dem Wald und der Burg stattfinden.»
    «Das ist der Grund für all die Aufregung?», fragte Keane. «Die Comtesse?»
    «Labrouillade will sie zurück.»
    «Ah, das ist wirklich herzergreifend. Der Mann muss sie wahrhaft lieben.»
    Thomas zog es vor, nicht darüber nachzudenken, warum der Comte Bertille zurückhaben wollte, wusste er doch nur zu gut, dass er sie mit dem Austausch zu tausend Qualen und möglicherweise sogar zum Tod verurteilte, aber Genevieve und Hugh waren ihm unendlich viel wichtiger. Es war zum Gotterbarmen, dachte er. Es war unvermeidlich.
    «Und wann soll ich diese Nachricht überbringen?», fragte Keane.
    «Jetzt», sagte Thomas. «Der Mond ist hell genug für sie, um zu sehen, dass du unbewaffnet bist.»
    «Und hell genug, um mit einer Armbrust auf mich zu zielen.»
    «Das auch», pflichtete ihm Thomas bei.
    Er traf die Comtesse in der riesigen Bauernküche an, einem Raum mit schweren Deckenbalken, von denen Kräuterbündel zum Trocknen herabhingen. Vater Levonne war da, der Priester aus Castillon d’Arbizon, und Pitt, der Bertille bewachte. Pitt, der keinen Familiennamen hatte, war ein großer, schlanker und wortkarger Mann mit hagerem Gesicht, strähnigem Haar, das er mit einer ausgefransten Bogensehne zusammengebunden hatte, und tiefliegenden Augen. Er war Engländer, stammte aus Cheshire und hatte sich in der Gascogne den Hellequin angeschlossen. Er war aus einem Wald geritten gekommen und hatte sich einfach eingereiht, als würde er zu ihnen gehören, ohne etwas zu sagen. Er war übellaunig und mürrisch, und Thomas vermutete, dass er aus einer anderen Kampftruppe desertiert war, aber er war auch ein hervorragender Bogenschütze und wusste, wie man Männer in den Kampf führt. «Bin froh, dass Ihr wieder da seid», knurrte er, als er Thomas sah.
    «Thomas», sagte Vater Levonne erleichtert

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