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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sich, dann fiel es schlaff herab. Ein Eulenruf hallte durchs Tal, und die beiden Jagdhunde hoben den Kopf und witterten mit erhobener Nase. Eloise knurrte leise. «Ganz ruhig», sagte Keane zu ihr, «ganz ruhig, Mädchen, morgen jagen wir ein paar Hasen. Und wenn wir Glück haben, auch ein Reh, was?»
    «Engländer!», bellte eine Stimme von der Burg.
    «Wenn du einen Mann schon beleidigen musst», rief Keane zurück, «kannst du dir da nicht etwas Klügeres einfallen lassen?»
    «Kommt morgen wieder! Wenn es hell wird!»
    «Lass mich mit deinem Herrn reden!», rief Vater Levonne.
    «Seid Ihr Priester?»
    «Das bin ich!»
    «Hier ist unsere Antwort, Vater», rief der Mann, und eine Sehne surrte in einem der Türme, dann jagte ein Armbrustbolzen durchs Mondlicht und ging zwanzig Schritt vor den beiden Reitern nieder. Der Bolzen schlitterte über den Boden und blieb zwischen den erschreckten Hunden liegen.
    «Anscheinend müssen wir bis zum Hellwerden warten, Vater», sagte Keane. Er ließ sein Pferd umdrehen, stieß die Fersen zurück und ritt aus der Schussweite der Armbrüste.
    Bis zum Hellwerden.
     
    Der Comte de Labrouillade hatte beim Abendessen gesessen. Es hatte Hirschpastete gegeben, eine gebratene Gans, einen Schinken in einer dicken Kruste aus Lavendelhonig und eine Platte hirsegemästeter Ammern, die das Leibgericht des Comtes waren. Er hatte einen Koch, der es verstand, die winzigen Vögel in Rotwein zu ertränken und sie dann kurz auf heißer Flamme zu rösten. Der Comte roch an einem Vogel. Einfach meisterhaft! Das Aroma war so köstlich, dass es ihm beinahe die Sinne vernebelte, und dann lutschte er das Fleisch von dem Vögelchen, und das gelbe Fett triefte über seine Kinne, als er die zarten Knochen zerkaute. Der Koch hatte auch drei Waldschnepfen gebraten und die spitzschnabeligen Vögel mit einer Mischung aus Honig und Wein getränkt.
    Der Comte liebte es zu essen. Er war etwas ungehalten darüber, dass seine Gäste, der strenge Vater Marchant, Sir Robbie Douglas und der lachhafte jungfräuliche Ritter, in der Kapelle Humbug trieben, aber er würde nicht auf sie warten. Die Ammern waren knusprig heiß und die dunklen Brüste der Waldschnepfen zu köstlich, um ihren Genuss aufzuschieben, und so hatte er seinen Gästen ausrichten lassen, sie könnten sich ihm nach Belieben anschließen. «Sire Roland hat es gut gemacht, was?», bemerkte er zu seinem Verwalter.
    «In der Tat, Messire.»
    «Der Knabe hat sich
le Bâtards
Frau gegriffen! Roland ist vielleicht eine Jungfrau», sagte der Comte und gluckste in sich hinein, «aber ein vollkommener Idiot kann er nicht sein. Werfen wir einen Blick auf sie.»
    «Jetzt, Messire?»
    «Ist bestimmt unterhaltsamer als dieser Tölpel», sagte der Comte und deutete auf einen Spielmann, der an einer kleinen Harfe zupfte und die Ruhmestaten des Comtes in der Schlacht besang. Das Lied war zum großen Teil reine Erfindung, aber wer zum Haushalt des Comtes gehörte, gab vor, alles zu glauben. «Ist für morgen alles bereit?», fragte der Comte, bevor der Verwalter gehen konnte, um seinen Auftrag auszuführen.
    «Messire?»
    «Na, Packpferde, Rüstungen, Waffen, Verpflegung. Bei Gott, Mann, muss ich alles selber machen?»
    «Alles ist bereit, Messire.»
    Der Comte grunzte. Er war vom Duc de Berry nach Bourges einberufen worden. Der Duc war zwar nur ein rotznasiger Bengel, und der Comte war in Versuchung gewesen, so zu tun, als hätte ihn die Einberufung nie erreicht, aber der rotznasige Bengel war ein Sohn des Königs von Frankreich, und der
Arrière-ban
war zusammen mit einem Brief ausgeliefert worden, in dem taktvoll darauf hingewiesen wurde, dass der Comte schon die zwei vorangegangenen Einberufungsbefehle ignoriert hatte, und dass die Missachtung eines
Arrière-bans
die Beschlagnahme von Land rechtfertigte. «Wir sind sicher», hieß es in dem Brief, «dass Ihr Eure Ländereien zu behalten wünscht, und deshalb erwarten wir freudig Euer Erscheinen in Bourges, wohl wissend, dass Ihr mit zahlreichen Arbalesten und Waffenknechten kommen werdet.»
    «Arbalesten», knurrte der Comte. «Warum kann er nicht Armbrustschützen sagen? Oder Bogenschützen?»
    «Messire?»
    «Der Duc, du Narr. Er ist ein verdammtes Kind. Fünfzehn? Sechzehn? Macht sich noch in die Hose. Arbalesten, mein Gott.» Und dennoch würde der Comte siebenundvierzig Arbalesten und siebenundsechzig Waffenknechte nach Bourges führen, eine ansehnliche Einheit, sogar größer als der kleine Verband, den er

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