1357 - Dein Blut für mich, Sinclair!
zurück, als wollte ich ihm den Rücken decken.
Es war finster, und es blieb auch finster. Und was ebenfalls blieb, war der Geruch. Dieser widerliche Vampirgestank hielt sich zwischen den Wänden wie eine dichte Watte. Da wir selbst Luft holen mussten, kamen wir nicht umhin ihn einzuatmen. Es ging nur geradeaus.
Wir bewegten unsere Augen, aber es kam nichts Verdächtiges auf uns zu. Zumindest nicht nach den ersten Schritten.
Dann stoppten wir zugleich.
Jeder von uns hatte das ungewöhnliche Geräusch gehört, dass uns von vorn erreicht hatte.
Zunächst wussten wir nicht, was wir damit anfangen sollten, denn es ließ sich schlecht einordnen. Es war mehr ein Zischeln oder Tuscheln, doch die Lösung war einfach.
»Da flüstern welche miteinander, John.«
»Ja, und das kommt von vorn.«
»Genau.«
»Nette Nachbarn sind es bestimmt nicht. Und auch keine Soldaten.«
Ich brauchte nichts mehr zu sagen. Suko tat das Gleiche wie ich. Er holte seine Beretta hervor und macht auch seine Dämonenpeitsche kampfbereit. Ich hatte mein Kreuz außen vor die Brust gehängt. Als ich jetzt mit dem Finger darüber hinwegstrich, spürte ich die Wärme, die sich sogar intensiviert hatte.
Als wäre die Gefahr näher gerückt oder größer geworden. Egal wie man es nannte.
Suko hatte meine Bewegung verfolgt, und ich sah seinen fragenden Blick.
»Ja, sie sind noch da. Ich spüre die Wärme auch stärker.«
»Super.«
Wir standen noch im Dunkeln. Doch beide konnten wir uns des Gefühls nicht erwehren, dass man uns bereits geortet hatte und jetzt auf uns lauerte. Hinzu kam, dass wir nicht mehr daran glaubten, es nur mit van Akkeren zu tun zu haben. Den Geflüster nach mussten es mehrere Personen gewesen sein, und das wollten wir genau wissen.
Als hätten wir uns abgesprochen, holten wir zugleich unsere kleinen Lampen hervor. Beide hielten wir sie in der linken Hand und schalteten sie zur gleichen Zeit ein.
Zwei harte Lichtlanzen zerstörten die Dunkelheit. Das Licht fraß sich weiter, suchte sein Ziel – und fand es.
Uns stockte der Atem, denn mit diesem Anblick hatten wir nicht gerechnet.
Im Gang standen uns drei Blutsauger gegenüber!
***
Ich konnte nicht behaupten, dass es für uns ein Schock gewesen wäre, aber eine Überraschung erlebten wir schon. Wir waren einfach zu stark auf Vincent van Akkeren konzentriert gewesen, und jetzt mussten wir erleben, dass er sich diesen Ort nicht nur einfach als Versteck ausgesucht hatte, hier war er auch erwartet worden.
Drei Artgenossen. Drei Blutsauger, die sicherlich nicht vom Himmel gefallen und auch nicht aus der Hölle gestiegen waren, sondern mir vorkamen wie welche, die auf uns gewartet hatten. Die natürlich unser Blut wollten, denn sie wirkten abgeschlafft, müde, kaputt, aber das alles konnte ihre Gier nicht übertünchen, denn kaum hatten sie festgestellt, wer sich da in ihrer Nähe aufhielt, heulten sie auf, was für uns klang wie einstudiert.
Hätten sie nicht in diesem Gang gestanden und mehr Bewegungsfreiheit gehabt, wäre es für sie besser gewesen. Sie hätten sich bei einem Angriff aufteilen können. So aber mussten sie zusammenbleiben, wenn sie an unser Blut wollten, und das gab uns natürlich jede Chance.
Neben mir lachte Suko leise, bevor er etwas sagte: »Wie auf dem Schießplatz, John.«
»Stimmt. Das ist perfekt!«
»Wie sollen wir es machen?«
Suko hatte die Frage nicht grundlos gestellt. Sicherlich verfolgte er den gleichen Gedanken wie ich. Van Akkeren befand sich nicht unter den dreien. Wir wussten noch immer nicht, wo er sich aufhielt.
Wenn wir jetzt drei geweihte Silberkugeln in die Körper der Blutsauger jagten, würde das nicht lautlos über die Bühne gehen. Man hörte die Schüsse. Vincent van Akkeren würde sich ausrechnen können, was da passiert war, und er würde seine Konsequenzen ziehen, die man mit dem Wort Flucht beschreiben konnte.
Ich drehte mich von den Blutsaugern weg und sagte noch in der Bewegung: »Nicht schießen, Suko!«
»Okay!«
Gleichzeitig streifte ich die Kette über den Kopf.
Die Beretta war bei mir ebenso verschwunden wie bei Suko.
Fremde hätten den Kopf geschüttelt, aber sie kannten uns nicht. Sie wussten nicht, dass wir schon zahlreiche Wiedergänger zur Hölle geschickt hatten, und genau das würden wir tun, so lange wir lebten.
Sie gingen weiter. Der Aufschub war nur kurz gewesen. Und es machte ihnen auch nichts aus, dass wir gegen ihre Gesichter leuchteten. Suko hielt seine Dämonenpeitsche schlagbereit in
Weitere Kostenlose Bücher