1357 - Dein Blut für mich, Sinclair!
auf und nickte Suko zu. »Es ist alles klar, hiermit ist er gefahren.«
Mein Freund runzelte kurz die Stirn.
»Was meinst du? Bis du sicher, dass es van Akkeren gewesen ist?«
»Nein, nicht hundertprozentig. Es ist ein Vampir gewesen. Sein Geruch hängt noch im Inneren.«
»Dann gibt es nur eine Möglichkeit für uns, John. Wer immer den Wagen gelenkt hat, er hat ihn verlassen und sich zurückgezogen.«
Mit einer schlaffen Handbewegung deutete er auf die Häuser.
»Wobei er Platz genug hat. Da steht ihm genügend Raum zur Verfügung.«
In diesem Augenblick meldete sich mein Kreuz!
Ich spürte den leichten Wärmestoß an meiner Brust.
Ich sah Suko an. »Ja, es ist so. Das Kreuz strahlt ab. Du weißt, was das bedeutet.«
»Dann ist er in der Nähe.«
Ich stimmte nicht zu. »Muss er das unbedingt sein?«
»Ja, was sonst?«
»Ich weiß es nicht. Ich wundere mich noch. Warum strahlt das Kreuz ab? Ist seine Macht so stark?«
»Was weiß ich?«
Recht nachdenklich schaute ich mich um. »Für eine Person ist mir die Strahlung zu stark, wenn ich ehrlich sein soll.«
Suko begriff sehr schnell, was ich meinte. »Heißt das, dass du davon ausgehst, dass noch mehr unserer Freunde in der Nähe sind und auf ihn gewartet haben?«
Ich schaute mir nicht nur das eine Haus an, sondern ließ meinem Blick auch über die anderen gleiten, die wie kantige Schiffe in der Dunkelheit standen, als hätten sie an irgendeinem Kai angelegt.
»Platz ist genug vorhanden«, sprach ich mit leiser Stimme. »In den Häusern können sich zahlreiche Menschen aufhalten, ohne dass sie gesehen werden. Und was für Menschen gilt, das trifft auch auf Vampire zu. So sehe ich das.«
»Du denkst an einen Versammlungsort?«
»So ähnlich sehe ich das.«
Suko nickte. »Na, dann können wir uns auf etwas gefasst machen. Versammlungsort der Vampire. Wenn das nicht was für Dracula II ist!«
»Eben. Denk daran, was uns Nolan, der Pfleger, gesagt hat.« Ich schaltete meine Leuchte an. »Er war in der Nähe und hat ihn zu einem Blutsauger gemacht.«
»Wahrscheinlich sucht er seine Truppe zusammen.«
»Kann sein. Justine Cavallo befindet sich nicht mehr an seiner Seite. Auf diese Unterstützung kann er momentan nicht hoffen. Aber es gibt nach wie vor unseren gemeinsamen Feind, den Schwarzen Tod. Und vor ihm hat er einen Heidenrespekt.«
»Gut.« Suko deutete jetzt auf den Bau. »Wir haben genug theoretisiert. Schauen wir uns die erste Kaserne mal von innen an.« Er strahlte mit dem langen Lichtarm der Lampe an der Hauswand entlang und traf natürlich auch die Fenster.
Wie wir sahen waren sie nicht zerstört. Alle Scheiben saßen noch in ihren Rahmen. Aber die Fenster waren geschlossen. Um von dieser Seite in den Bau zu gelangen, mussten wir eine Scheibe einschlagen oder es am offiziellen Eingang versuchen.
»Ach, wie nett«, sagte Suko plötzlich.
»Was ist denn?«
»Da, schau.«
Mein Freund leuchtete gegen eine bestimmte Scheibe. Sie war nicht heil, sondern besaß in der Mitte ein Loch, das groß genug war, um die Hand durchstrecken zu können.
»Da ist auch jemand eingestiegen, John, und ich kann mir vorstellen das es unser Mini-Fahrer gewesen ist. AIles, was Recht ist, er hat uns den Weg frei gemacht.«
Suko brauchte sich nicht zu erkundigen, ob ich einverstanden war.
Das war ich sowieso.
»Dann geh vor!«, sagte ich nur.
»Was glaubst du, worauf ich gewahrt habe…«
***
Vincent van Akkeren stand wie eine Statue im Kasernengang und konzentrierte sich. Ein Mensch hätte in der gleichen Situation den Atem angehalten, aber das brauchte van Akkeren nicht. Er schwebte einzig und allein in seiner Konzentration und spitzte die Ohren, ob er etwas zu hören bekam.
War es ein Tuscheln? Ein Flüstern?
Genaue Antworten konnte er sich nicht geben. Was da an seine Ohren drang, war nicht zu identifizieren. Jedenfalls stellte er jetzt endgültig fest, dass er nicht mehr allein war. Jemand hatte vor ihm die Kaserne betreten, und dieser Jemand wartete weiter vorn.
Er schnupperte, weil er den Geruch genau in sich aufnehmen wollte. Er kannte und liebte ihn. Es war der Geruch von Blut, möglicherweise altes. Ihm kam der Gestank wie ein Klebstoff vor, der in der Luft hing und nicht verschwand.
Er zögerte noch mit dem Weitergehen. Es war keine Angst, sondern mehr die Vorsicht, denn er dachte auch an eine Falle, in die er möglicherweise laufen konnte.
Seine Zunge drückte sich zwischen den Lippen hervor. Es war, als wolle er den Geruch jetzt auch
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