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1357 - Nach dem Holocaust

Titel: 1357 - Nach dem Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und ich brauche keine Tränen von irgendwem, um sie anzuwenden. Du überlegst gerade, wie du mich dazu bringen kannst, daß ich dich in Ruhe lasse. Und jetzt fragst du dich, ob ich heimlich einen Tropfen Paratau benutze, um deine Gedanken zu lesen. Falsch geraten. Ich sagte doch, daß ich so etwas nicht brauche!"
    „Warum läßt du mich nicht in Frieden?" fragte Sue-El weinerlich. „Weil es höchste Zeit ist, daß du dir deine Allüren und Vorurteile abgewöhnst. Der Paratau wird in Kürze kein Psichogon mehr sein - zumindest keines, das sich so benutzen läßt, wie ihr Kartanin es gewohnt seid. Du bist keine Esper mehr, und du wirst auch nie wieder eine sein. Wenn du Protektorin eines Raumschiffs werden willst, dann wirst du hart dafür arbeiten müssen."
    Sue-El starrte ihn fassungslos an, und er schluckte heimlich. Sie hatte viel durchgemacht, und er hätte ihr das alles gerne etwas schonender beigebracht, aber dafür war keine Zeit er spürte das. „Kommen wir zum nächsten Punkt", sagte er und holte sich auf telekinetischem Wege einen Becher mit Fruchtsaft vom Tisch. „Nur weil jemand Psi-Kräfte besitzt, hat er noch lange nicht das Recht, sich von anderen bedienen zu lassen. Du bist nicht besser als die Kartanin, die dich verprügelt haben. Für sie warst du genau das, was du in Shu-Dan gesehen hast: jemand, der zu tun hat, was man ihm sagt."
    „Ich habe ihn niemals geschlagen!" protestierte Sue-El erschrocken. „Nein, aber du hast ihn gezwungen, dir zu dienen, und er wußte, daß es böse Folgen für ihn haben konnte, wenn er nicht gehorchte. Es ist unrecht, so etwas zu tun."
    „Er war nur ein männlicher Kartanin. Er konnte nichts Besonderes."
    „Weil er keine Chance hatte, etwas zu lernen - aber lassen wir das, das führt im Augenblick zu weit. Du mußt dich jetzt entscheiden: Entweder bleibst du hier - dann mußt du dich unseren Sitten anpassen, für dich selbst sorgen und bereit sein, auch mal was für andere zu tun. Oder du gehst - und dann ..."
    Er stockte. Nein, das konnte er ihr nicht antun. Sie mußte ohnehin früher oder später zu den Kartanin zurückgehen. Wenn sie klug war, dann wartete sie, bis sie wieder völlig gesund war und Gras über die ganze Sache wachsen konnte. Es waren in diesen Tagen viele schlimme Dinge passiert, und wenn die NARGA PUUR Hubei verließ, war niemand da, der Sue-El-K'yon anklagen konnte. Die Lao-Sinh würden Verständnis für sie haben.
    Er bemerkte, daß sie ihn ansah und darauf wartete, daß er weitersprach. „Draußen braucht man jeden, der zupacken kann", erklärte er. „Es gibt dort niemanden mehr, der dich bedienen würde. Du tust besser daran, noch für eine Weile bei uns zu bleiben, bis du dich richtig erholt hast."
    Sie starrte vor sich hin. Er las ihre Gedanken und wußte, wie ihr zumute war. Sie hatte auch in der Schule arbeiten müssen, aber das war eine Arbeit ganz anderer Art gewesen. Sie war zu einem Stolz erzogen worden, der ihr in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie hatte Angst, sich selbst zu erniedrigen, wenn sie nun Dinge tat, von denen man ihr gesagt hatte, daß sie einer Esper nicht würdig waren.
    Es war anders gewesen, als sie mit den Kranken alleine in den Überresten der Schule gehaust hatte. Dort hatte sie unter dem Druck der Verhältnisse gehandelt, hatte eigentlich nur reagiert. Das hatte es leichter gemacht.
    Und doch hatte sie im Grunde genommen den ersten Schritt bereits getan. Die Phamaler, die Sue-El-K'yon anfangs für schmutzige Tiere gehalten hatte, hatten es ihr gezeigt: Freiwillige Hilfestellung, Zuneigung und Mitleid waren mehr wert als blinder Gehorsam.
    Und doch konnte sie noch nicht aus der ihr anerzogenen Denkweise hinaus. Sie wollte es - aber sie schaffte es nicht. Das machte sie wütend.
    Gucky erkannte ihre Absicht, noch ehe sie die Schüssel mit Fleischbrei ergriff. Sie zielte auf den Mausbiber, und sie warf mit aller Kraft. Sie hätte sicher auch getroffen.
    Aber die Schüssel wurde wie von Geisterhand aufgehalten, kehrte in der Luft um und traf Sue-El. Sie schrie vor Schreck laut auf. Dann wurde sie still. Sie sah den Mausbiber kläglich an. „Steh auf", sagte er. „Wasch dir das Zeug ab. Und anschließend bringst du das Bett in Ordnung und räumst hier auf."
    Sie gehorchte, aber sie tat es nicht gern.
     
    10.
     
    Sue-El-K'yon gewöhnte sich an das Zusammenleben mit den vier Galaktikern. Es schien sie nicht zu den anderen Kartanin zu ziehen, und da sie sich zunehmend freundlich und hilfsbereit zeigte,

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