1358 - Der Vampirpakt
oder ein Lachen. So genau war es nicht herauszufinden.
Mallmann bückte sich. Er wollte es schnell hinter sich bringen und zog den Studenten in die Höhe. Der stand zwar auf seinen eigenen Beinen, knickte aber ein und hatte zudem das Gefühl, in einem Karussell zu sitzen, weil sich alles um ihn herum drehte.
Mallmann hatte eine Hand um den Oberarm des Studenten gekrallt. So zog er ihn zur Seite und drehte ihn dann herum, damit David auf die Liege schauen konnte.
Da lag der Dritte.
Nein, er lag nicht. Er hatte sich aufgerichtet und seine Hände mit den langen Fingern vorgestreckt. Es schien so, als wollte er nach der Beute greifen, ohne sich jedoch weiter auf sie zu zu bewegen.
Den genauen Umriss erkannte David nicht. Er war nur sicher, dass direkt vor ihm ein Monster saß, dessen breiter Mund mit den lappigen Lippen geöffnet war, damit er seine Vampirzähne präsentieren konnte.
Ein dritter Blutsauger also!
David begann zu zittern. In diesem Augenblick war ihm klar geworden, dass es für ihn keine Chance mehr gab. Gegen einen Vampir hätte er sich noch verteidigen können, aber gegen drei?
Nicht bei seiner Schwäche. Und als wäre dieser Gedanke ein Zeichen gewesen, sackte er plötzlich in den Knien ein und wäre auch zu Boden gefallen, wenn Mallmann ihn nicht festgehalten hätte.
Der sitzende Vampir, der aussah wie ein in Lumpen gepackter alter Mann, kreischte los. »Ich will ihn. Ich will sein Blut!«
Jetzt zuckte er hoch.
»Das kannst du haben!«, erklärte Mallmann.
Sein Stoß traf David in den Rücken. Der Student viel nach vorn und genau in die fangbereiten Arme des Blutsaugers hinein…
***
Ich glaubte Glenda. Sie brauchte den Namen nicht erst zu wiederholen, denn mit dieser Gestalt trieb man keine Scherze. Hinzu kam ihre starre Haltung, der ebenfalls starre Blick, und ich wusste jetzt, wer in ihrem Büro Kontakt mit ihr aufgenommen hatte.
»Er ist es wirklich, John.«
»Okay, bleib ruhig.«
»Das sagst du so. Er hat mich… na ja, du weißt schon …«
»Aber jetzt bin ich bei dir.«
Warum kam er? Warum gerade zu uns? Zuletzt hatte ich ihn im Garten des Klosters der Templer in Alet-les-Bains gesehen. Er war dort geflohen, denn Suko hatte es leider nicht geschafft, ihn zu stellen. Das war sein Ziel gewesen, denn Saladin hätte durch seine Kraft Suko beinahe zu einem Mörder gemacht, als er meinen Freund unter seine Kontrolle bekommen hatte. Durch seine Gabe war Saladin für mich zu einem der gefährlichsten Menschen geworden, die ich kannte.
»Jetzt ist er da, John!«
Glenda hatte sich nicht geirrt. Ich schaute zur Seite und sah, dass der Dritte, der leere Stuhl an der Lehne von einer Hand umfasst wurde.
»Darf ich mich setzen?«
»Ja«, sagte ich.
Saladin zog den Stuhl etwas näher zu sich heran und nahm Platz.
Und die Spannung in Glenda und mir wurde fast unerträglich…
***
David Watkin hätte nie gedacht, dass innerhalb weniger Sekunden so viele schreckliche Vorstellungen durch seinen Kopf zucken konnten. Die Bilder waren einfach grauenhaft, und sie bewegten sich mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit.
Da verwandelte sich das Gesicht des Vampirs für ihn in eine Totenfratze, aus deren Augenhöhlen ebenso Blut quoll wie aus dem offenen Maul. Im nächsten Moment sah er sich in seinem Blut liegen, den Kopf abgehackt, nur noch ein Torso. Er hörte sich schreien, obwohl der Mund geschlossen blieb. Er sah widerliche Monster, die ihn jagten, und stellte fest, dass dies alles nicht stimmte, denn die Wirklichkeit bestand aus Händen, die Zugriffen.
Van Akkeren lag auf ihm.
Das Denken setzte bei David Watkin aus. Er spürte nur noch den Druck der Gestalt auf seinem Körper. Er hielt die Augen weit offen.
Im hellen Licht hätte er das Gesicht seines Feindes besser gesehen, aber bei diesen Verhältnissen war es nicht mehr als eine Fratze.
Ein bleicher Klecks, aus dem etwas hervorschaute.
Der Grusel-Star konnte es kaum glauben, dass er es geschafft hatte. Es war für ihn der reine Wahnsinn, endlich an seine Nahrung zu gelangen. Deshalb heulte er auch wie ein Tier auf, bevor er seinen Kopf senkte und zubiss.
Er hatte es noch nie getan. Es war für ihn eine Premiere, aber der Instinkt steckte in ihm, und so erwischten seine spitzen Zähne genau die richtige Stelle am Hals.
Er setzte den Biss an und spürte keinen Widerstand, als die beiden »Bohrer« in den Hals eindrangen.
Der Student spürte den Schmerz. Es war schlimm für ihn. Seine Haut schien an zwei Stellen aufgerissen zu
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