1358 - Der Vampirpakt
Bett gefunden.«
»Bett?«
»Das Bachbett. Irgendwann werden sie seine Teile finden, wenn sie weit genug weggeschwemmt worden sind.«
Die Cavallo sagte nichts mehr. Sie konnte sich vorstellen, was geschehen war. Auf Einzelheiten verzichtete sie gern. Es gab durchaus Möglichkeiten, einen Vampir auch ohne geweihte Silberkugeln oder Kreuze zu vernichten.
»Dann haben wir jetzt freie Bahn?«
Mallmann nickte. »Im Prinzip schon. Wir werden nur den Einbruch der Dunkelheit abwarten.« Er deutete auf van Akkeren. »Er ist nicht so stark wie wir. Er braucht die Dunkelheit, und da werden wir ihn unterstützen.«
Die Worte hatten sich angehört, als gäbe es bei Mallmann schon einen Plan. Genau das gefiel der blonden Blutsaugerin nicht. Sie hatte nichts gegen einen Plan, doch wenn der bestand, dann wollte sie auch darin eingeweiht werden. Das hatte Mallmann nicht getan, und deshalb ärgerte sie sich.
Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Ich will wissen, wie es weitergeht, verdammt!« Als Mallmann grinste, ärgerte sie sich noch mehr.
»Warum sagst du nichts?«
»Du wirst schon sehen.«
Plötzlich funkelte es in ihren Augen. Justine ließ nicht gern mit sich spielen. Egal, ob das Mallmann war oder ein anderer. Da hatte sie schon ihre Vorstellungen. »Verflucht noch mal, ich habe ein Recht darauf, zu erfahren wie es weitergeht.«
»Das wirst du auch!«
»Sofort!« Ein Wort nur. Gesprochen mit einer eiskalten Stimme.
Zugleich hatte sich die Haltung der blonden Bestie verändert. So wie sie sich hingestellt hatte, sah es aus, als wollte sie Dracula II jeden Augenblick anspringen. Sie hätte es auch getan, denn Angst kannte sie nicht. Sie konnte sich sehr wohl auf ihre eigenen Kräfte verlassen, das wusste auch Mallmann. Da sie sich in der letzten Zeit nicht mehr in seiner unmittelbaren Nähe aufgehalten hatte, war sie selbstständig geworden und konnte nun ihren eigenen Weg gehen.
Mallmann lächelte. Das rote D auf seiner Stirn, das in den letzten Minuten etwas verblasst war, bekam wieder Farbe. »Keine Sorge, Justine, wir werden etwas unternehmen. Wir werden diejenigen sein, die Zeichen setzen, und zwar gegen den Schwarzen Tod.«
»Ja, das weiß ich. Genauer.«
»Wir werden uns unsere Welt zurückholen.«
Sie nickte. »Das habe ich auch schon mal gehört. Aber es befriedigt mich nicht.«
»Deshalb werden wir stark sein müssen, wenn wir in sein Reich einbrechen. Verdammt noch mal, du solltest das akzeptieren. Meine Vampirwelt sieht nicht mehr so aus wie früher. Der Schwarze Tod hat sich eingenistet und die Welt nach seinen Wünschen verändert.«
»Wie hat er das getan? Bist du dort gewesen? Hast du es geschafft, sie wieder zu betreten.«
»Genau das habe ich.«
»Und was gab es dort zu sehen?«
Justine merkte, dass sie mit dieser Frage einen wunden Punkt getroffen hatte. Die Antwort klang nicht so spontan. Mallmann senkte sogar den Blick und reagierte wie ein Mensch. Er schüttelte den Kopf. Dann endlich bequemte er sich, eine Antwort zu geben.
»Er… er … will seine Heimat neu schaffen. Er will sie nachbauen. Sie soll so aussehen wie das Land, aus dem er stammt. Oder zumindest so ähnlich.«
Die blonde Bestie brauchte nicht lange nachzudenken, um zu wissen, was diese Antwort bedeutete. »Moment mal. Meinst du, dass er sich in der Vampirwelt so etwas schaffen will, das aussehen soll wie Atlantis? Ist das sein Ziel?«
»Genau das.«
Jetzt war auch Justine überrascht, und sie ging einen kleinen Schritt nach hinten. »Er will sie tatsächlich in Atlantis umwandeln? Habe ich es richtig verstanden?«
»Genau das hast du.«
»Aber das ist Wahnsinn. Das kann er nicht schaffen. Atlantis ist untergegangen. Es gibt den Kontinent nicht mehr…« Sie lachte und schüttelte den Kopf.
»Aber es gibt die Erinnerungen, die sich im Gedächtnis des Schwarzen Tods festgesetzt haben. In unserer Welt hätte er sich niemals heimisch fühlen können. Also wird er sich etwas schaffen, in dem er sich wohl fühlt. Das ist sogar verständlich.«
Die blonde Bestie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie grübelte, zuckte mit den Achseln und sagt schließlich: »Du willst es nicht zulassen.«
»Ja, so ist es.«
Lässig winkte sie ab. »Sollte das nicht egal sein?«
Da hatte sie bei Mallmann erneut einen wunden Punkt getroffen.
Für einen Moment zog sich sein Mund in die Breite, und dann schien er zu explodieren.
Er zeigte plötzlich Gefühle, wie sie auch ein Mensch hätte haben können.
»Nein!«, keuchte er,
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