1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
reagieren würden. Freunde waren auch sie nicht, aber in gewissen Situationen spielte das keine Rolle.
Der Angriff. Überfallartig und schnell. Nicht von einer einzelnen Person ausgeführt, sondern von allen zugleich. Saladin würde sich zwar noch wehren, aber er würde keine Chance mehr haben. Er war kein Herkules, der die Menschen einfach zur Seite räumte. Auch seine Kräfte waren begrenzt, und das würde er bald erleben.
Noch hielt er sich auf den Beinen. Es war mehr eine Lachnummer, denn die andere Seite schlug jetzt mit geballter Macht zu. Im Hintergrund beobachtete van Akkeren die Szenerie und hatte seinen Spaß. Schon bald würde sich wieder jemand in den Reigen der Blutsauger einfügen.
Nein, so einfach war es nicht. Es gab zwei Männer, die etwas dagegen hatten. Justine blickte nach links. Sinclair und Suko hatten sich aus dem Schatten der Hauswand gelöst, und sie sah, dass der Inspektor seine verdammte Dämonenpeitsche in der Hand hielt.
Justine wusste, wie gefährlich die Peitsche war. Sie würde unter ihren Artgenossen grauenhaft aufräumen, und genau das konnte sie auf keinen Fall zulassen.
Von der Idee bis zur Tat dauerte es nur eine Sekunde. Sie stieg auf die Fensterbank, stieß sich ab und sprang in die Tiefe…
***
Der Hypnotiseur war alles andere als unser Freund, aber wir konnten es nicht zulassen, dass man ihm das Blut aussaugte. Er war schließlich ein Mensch, und wir hätten auch bei jedem anderen Verbrecher so gehandelt. Zu einem Vampir zu werden, das hatte niemand verdient. Außerdem war er in dieser Funktion eine wahnsinnige Gefahr für die Menschen.
Wir waren zugleich gestartet, aber Suko hatte einen kleinen Vorsprung gewonnen. Dass sich aus dem Dunkel zwei Gegner lösten, hatten die Blutsauger nicht mitbekommen. In ihrer Gier hatten sie für nichts anders Interesse.
Es war unmöglich, dass sie sich alle zusammen an den Hals des Hypnotiseurs hängten. Sie würden sich beim Trinken abwechseln oder auch versuchen, andere Adern zu treffen, aber das war nicht unser Problem.
Suko schlug mit der Peitsche zu.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er einmal bei einer Aktion daneben geschlagen hatte. Das passierte auch hier nicht. Die drei Riemen fegten wie von einem Sturmwind getrieben auf ihr Ziel zu und erwischten den Schädel des Vampirs, der seine Zähne soeben in die Haut hineinbohren wollte.
Der Schlag traf ihn mit Wucht und war so geführt worden, dass sein Kopf von unten her in die Höhe gerissen wurde, also weg von seinem Opfer.
Jeder hörte dass irre Brüllen der Gestalt, die durch den Druck nach hinten kippte. Selbst bei diesen Lichtverhältnissen war zu sehen, wie stark die drei Riemen das Gesicht des Vampirs gezeichnet hatten.
Das Bild verschwand, als er zu Boden fiel.
Noch jemand schrie. Es war van Akkeren, der uns gesehen hatte.
Um ihn kümmerten wir uns nicht, denn ich griff mir den zweiten Blutsauger. Ich hatte mich entschieden, die Beretta einzusetzen. Mit der linken Hand riss ich ihn von Saladin weg und drehte ihn so, dass ich ihn einfach treffen musste.
Die geweihte Silberkugel jagte in sein rechtes Auge. Plötzlich gab es dort ein Loch, und der Blutsauger torkelte zurück. Auf seinen Beinen konnte er sich nicht mehr halten. Er brach zusammen, und ich drehte mich herum, um mir die nächste Bestie vorzunehmen.
Dabei schaute ich Suko an, der sich nicht um einen weiteren Blutsauger kümmerte, sondern ein Stück nach hinten getreten war und an mir vorbeischaute.
Auch in die Höhe!
Suko brauchte die Warnung nicht auszusprechen. Ich wusste, dass etwas hinter meinem Rücken geschah und wollte deshalb zur Seite hin weggleiten.
Der Aufprall gegen meinen Rücken schleuderte mich mit einer unheimlichen Wucht nach vorn. Ich verlor den Boden unter den Füßen, sah die Erde auf mich zukommen und riss noch so eben die Hände zum Schutz für mein Gesicht in die Höhe. Das Abrollen schaffte ich nicht mehr ganz, so nahm ich den Aufprall fast voll hin, der mich verdammt durchschüttelte.
Das ich mir keine Ruhepause gönnen konnte, lag auf der Hand.
Ich wollte mich umdrehen, was ich auch schaffte, aber aus der Rückenlage her kam ich nicht mehr hoch.
Das schwarze Gespenst stand neben mir und hatte ein Gewicht auf mein rechtes Handgelenk gedrückt. Es war mir unmöglich, den Arm um einen Zentimeter zu bewegen.
»So nicht, John!«
Ich lachte nicht, aber fast hätte ich es getan. Justine Cavallo hatte zu mir gesprochen. Verdammt, wie hatte ich sie vergessen
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