1359 - Das Versprechen des Schwarzen Tods
letzten Zeit her kannten. Eine kleine, in sich zusammengefallene Gestalt, die nicht mehr mit der zu vergleichen war, die sich so viel vorgenommen hatte und als neuer Großmeister der Templer in die Geschichte hatte eingehen wollen. Diesen Plan konnte er sich einfach abschminken.
Es war noch nicht die Zeit, um einzugreifen. Außerdem waren wir neugierig und würden gern erfahren, was van Akkeren mit seinen Vertrauten vorhatte. Dass er und Saladin nicht mehr die Verbündeten waren wie früher, lag auf der Hand. Wir mussten davon ausgehen, dass die sechs Gestalten blutgierig waren und nur darauf warteten, an den Lebenssaft des Hypnotiseurs heranzukommen. Ich konnte mir vorstellen, dass sie über ihn herfielen wie eine Meute Wölfe über einen Elch.
Suko holte seine Dämonenpeitsche hervor. Er schlug den Kreis, und aus der Öffnung rutschten die drei Riemen. Die Peitsche war als Waffe ebenso gut wie eine geweihte Silberkugel.
Ich ließ meine Hand über das Kreuz gleiten. Die leichten Wärmestöße waren zu spüren. Mein Talisman wusste genau, wer vor uns stand und schickte seine Warnungen aus.
Wer die Szene beobachtete, der musste einfach einsehen, dass alles auf einen Kampf hinwies. Zu unterschiedlich waren die Positionen, aber die Zeit wurde hinausgezögert. Es fing das Gespräch an, das auf einer Basis verlief, die sich Saladin so bestimmt nicht vorgestellt hatte.
Es gab für van Akkeren keine andere Alternative. Er wollte das Blut. Nicht mal so sehr für sich, sondern mehr für seine Artgenossen, die einmal so gewesen waren wie er früher auch. Saladin wehrte sich. Das versuchte er auf seine eigene besonderer Art und Weise. Er hatte bisher stets auf seine hypnotischen Kräfte setzen können, doch das war ihm in dieser Lage verwehrt.
Er schaffte es nicht. Er kam gegen die nichtmenschlichen Geschöpfe nicht an. Sie waren seelenlos. Er konnte keine Wesen kontrollieren, die keine Gefühle besaßen.
Für uns war es wirklich spannend zuzuschauen, wie van Akkeren immer mehr die Oberhand gewann.
Es lief alles auf einen Kampf hinaus, dem wir ebenfalls nicht ausweichen konnten. An Justine Cavallo wollte ich nicht denken. Auch ohne sie standen uns sechs Widersacher gegenüber, und deren Hunger konnte durch uns gestillt werden.
Saladin war ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten. Aber seine körperlichen Kräfte hielten sich in Grenzen, und gegen diese Übermacht würde er keine Chance haben.
Er wollte es nicht. Doch er würde kämpfen. Auf der anderen Seite gab auch van Akkeren nicht auf. Er hatte genug geredet und war selbst vorbereitet genug.
Er hob die Arme an. Mit seinen Händen gab er das Zeichen, das seinen Freunden galt.
Er erklärte noch, wie sehr Saladins Blut ihnen munden würde.
Dann rückten die Wiedergänger vor…
***
Saladin hatte alles gehört. Er riss den Mund auf und holte Luft wie ein Mensch, der kurz vor seinem Tod noch den letzten Atemzug nahm. Er stellte sich darauf ein, gegen die Übermacht anzugehen, denn wehrlos wollte er seinen Tod nicht hinnehmen.
Sie kamen.
Sie liefen an dem kleineren van Akkeren vorbei. Sie waren eine kompakte Masse, der unmöglich auszuweichen war. Sie schienen den kleinen Grusel-Star dabei zu überholen. Sie bewegten sich leicht schaukelnd, wobei ihre bleichen Gesichter in der Luft zu schweben schienen. Platte, unheilvolle Fratzen. Bösartige Masken mit aufgerissenen Mäulern, deren Zähne sich auf den ersten Blutbiss vorbereiteten.
Saladin versuchte keine Gegenwehr mehr. Es brachte ihm nichts ein, wenn er sich konzentrierte, er konnte sie nicht unter Kontrolle bringen. Jetzt ging es um körperliche Gewalt.
Zu dritt fielen sie ihn an!
Obwohl sich der Hypnotiseur darauf eingestellt hatte, wurde er doch davon überrascht. Sie hatten die letzte Strecke bis zu ihm sehr schnell überwunden und sich einfach fallen gelassen. Saladin wollte noch zurückweichen. Zwei Händen konnte er dabei entgehen, aber vier andere schafften es, ihn zu packen. Die hingen wie die berühmten Kletten an ihm und waren so schwer, dass es Saladin nicht gelang, sie abzuschütteln.
Er taumelte zurück. Er schlug um sich. Er hatte sich eigentlich selten schreien gehört, aber in diesem Fall blieb ihm nichts anderes übrig. Er musste seinen Frust rauslassen und seine Fäuste hämmerten gegen die Rücken der Blutsauger, die ihn festhielten.
Kurze, harte Schläge, die bei einem Menschen sicherlich Erfolg gehabt hätten. Aber sie waren keine Menschen mehr. Sie gehörten zu den Wesen, die keine
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