1359 - Der letzte Krieger
Krieger, haben für den Feind gekämpft. Ich habe meine - unsere - Fehler eingesehen, Yarun. Das ist der springende Punkt.
Darum kann ich jetzt Gnade walten lassen, weil dies rechtens ist."
„Das alles mag wahr sein. Ich unterstell dir nicht, daß du gegen dein Gewissen handeln könntest. Ganz im Gegenteil! Mich wundert nur, daß du einen solchen Persönlichkeitswandel durchgemacht hast und damit auch noch zufrieden bist. Du bist einer Gehirnwäsche unterworfen worden oder du hast dich selbst einer solchen unterzogen. Das könnte ich nicht, Ijarkor. Ich halte an der Tradition fest, an meinem Stolz, an meiner Ehre."
„Das ist falsch, Yarun. Wir alle haben für falsche Ideale gekämpft."
„In Ordnung, ich gebe dir recht. Wenn du damit leben kannst, ist das deine Sache. Ich kann jedoch mit dieser Schmach nicht leben. Ich beginne ein neues Leben in der Pararealität, nur dort kann ich noch Krieger sein. Und ich denke nicht daran, mich dafür zu rechtfertigen. Leb wohl, Ijarkor."
Während Yaruns letzter Worte waren im Hintergrund des Bildes drei Gestalten aufgetaucht. Zwei von ihnen waren Pterus in glitzernden Shants. Die dritte war ein Humanoider in einem klobigen Druckanzug.
Kaum waren Yaruns letzte Worte verklungen, da stürzten sich die beiden Shant-Träger auf die Kriegerrüstung. Sie bewegten sich dabei so rasch, daß selbst das geschulte Auge eines Ewigen Kriegers ihren Bewegungen nicht zu folgen vermochte. Sie waren bloß verschwommene Schemen.
Und dann stand die Einstiegsluke der Kriegerrüstung offen. Die beiden Shant-Träger betrachteten bewegungslos das Innere. In dieser Haltung verharrten sie, bis der dritte in seinem fast unförmig wirkenden SERUN bei ihnen angelangt war. „Leer!" konstatierte der SERUN Träger mit Stalkers Stimme. „Yarun hat uns genarrt. Er war nie in seiner Rüstung, sondern hat sie lediglich als Funkbrücke benutzt ..."
„Wie wahr!" meldete sich da Yarun. Das Bild wechselte, und der Ewige Krieger war in seiner wahren Gestalt zu sehen. Er stand an der Rampe des Zubringertunnels von Llango Cripa an der Spitze der Kalydonischen Jäger. Und er trug einen flachen Rückentornister und in jeder Hand eine lanzenartige Stange. „Die Jagd kann beginnen."
„Überlege es dir noch einmal, Yarun!" beschwor ihn Ijarkor. „Du tust mir leid, Ijarkor", sagte Yarun, und aus seiner Stimme klang echtes Mitgefühl. „Du willst nicht wahrhaben, daß unsere Zeit vorbei ist. Mein ganzes Mitleid gehört dir!"
„Yarun!"
Aber der Ewige Krieger von Trovenoor schenkte ihm keine Beachtung. Er schwebte an der Spitze seiner Hundertschaft über die Energiebahn zur Torplattform ... Ijarkor wandte den Blick ab.
Als er die Augen wieder auf das Holo richtete, war die Torplattform leer. Lange stand er wie versteinert da.
Erst ein Anruf von Llango Cripa riß ihn aus der Trance. „Soll ich Llango Cripa noch offenhalten?" fragte Tormeister Worued an. „Willst du dem Ewigen Krieger Yarun folgen?"
„Nein!"
„Dann schließe ich das Tor und versiegle das Eislabyrinth von Srunquil für alle Zeit! Dies ist des Kriegers Yarun Letzter Wille. Danach bin ich seiner Befehlsgewalt entbunden und stehe zur Verfügung."
„Gehorche Yaruns Befehl!" sagte Ijarkor dumpf.
Als Stalker von dem rnißlungenen Einsatz auf der YADAUTH zurückkehrte, machte er Ijarkor den Vorwurf, sich nicht genügend dafür engagiert zu haben, Yarun für ihre Sache zu gewinnen. „Niemand, nicht einmal ein Sotho, kann einem Ewigen Krieger das Recht nehmen, über sich selbst zu bestimmen."
Stalker schwieg eine Weile, dann fragte er: „Trauerst du einer verpaßten Gelegenheit nach, mein Freund? Bedauerst du, es Yarun nicht gleichgetan zu haben?"
„Ich habe meine Entscheidung getroffen. Und dazu stehe ich."
„Hm", machte Stalker und betrachtete sein Gegenüber aus kleinen Augen unter den buschigen Augenbrauen prüfend. „Wie soll es weitergehen, wenn du auf dem Recht der Selbstbestimmung für die Ewigen Krieger beharrst? Traust du dir die Überzeugungskraft zu, Shufu, Traicy und die anderen Krieger für unsere Sache zu gewinnen? Möchtest du das überhaupt noch?"
„Auf zu Shufu und ihren Exzitablen Marketendern ..."
Stalker wollte sich vorher aber noch mit dem nakkischen Tormeister Worued von Llango Cripa und dessen Mannschaft unterhalten. Ijarkor lehnte es jedoch ab, ihn auf diesem Weg zu begleiten.
Ijarkor hatte es noch nie richtig verstanden, mit den Nakken umzugehen. Sie waren für ihn stets so unnahbar wie Wesen einer anderen
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