1359 - Der letzte Krieger
Geheimnis lüften, bevor du an die Schätze herankommst, die in mir schlummern. Immerhin bin ich das Vermächtnis einer Superintelligenz, und es ist wohl klar, daß ich es meinen Mietern nicht so leichtmachen kann. Aber ich will dir eine Hilfe geben. Kämpfe mit mir. Vielleicht ist das Rätsel gelöst, wenn du mich besiegst?"
Und Peten hatte die Herausforderung angenommen.
Der Mensano war danach zehn Tage verschwunden. Peten hatte seine gesamte Freizeit dafür verwendet, sich auf das bevorstehende Kräftemessen vorzubereiten. Er hatte sich Schlagwerkzeuge als Waffen zurechtgelegt, hatte sogar einen der Quarzbohrer zur Seite geschafft, drei Fallgruben ausgehoben, war in einen Lagerraum eingebrochen und hatte ein Gravoaggregat entwendet ... Peten war am Ende der Vorbereitungszeit im Besitz eines regelrechten Waffenarsenals, das ihm das Leben hätte kosten können, wäre davon etwas Zeldran zu Ohren gekommen.
Und dann war es soweit. Der Mensano tauchte während einer Ruhepause in dem zur Arena gewählten Gebiet auf. Zuerst löste Peten das Katapult aus, das Felsbrocken gegen den Mensano schleuderte. Doch diese konnten seiner metallenen Hülle nicht einmal Kratzer zufügen. Als nächstes lockte Peten den Mensano zur Fallgrube, in der von dem Gravoaggregat eine künstliche Schwerkraft von gut dreißig Gravos erzeugt wurde. Der Mensano fiel hinein, aber als sich Peten über die Grube beugte, war sie leer - und der Mensano tauchte mit wildem Kriegsgeschrei in seinem Rücken auf ... Zuletzt blieb Peten nichts anderes mehr übrig, als zum Quarzbohrer zu greifen. Er hatte sich bis jetzt gescheut, diese Waffe zum Einsatz zu bringen, um den Mensano nicht zu beschädigen. Aber da er dem Verlorenen Geschenk nicht anders beikam und er unbedingt sein Geheimnis ergründen wollte, entschloß er sich zum äußersten.
Zuerst spielte der Mensano mit ihm, ließ ihn mit dem Bohrer immer wieder ins Leere lauf en. Dann gelang es Peten endlich, die Waffe anzusetzen, und als er Widerstand spürte, schaltete er den Bohrer ein. Es gab ein furchtbares Geräusch, als der Bohrstrahl sein Ziel fand, es kam zu gleißenden Energieentladungen, die Peten blendeten, so daß er überhaupt nichts mehr sehen konnte. Um ihn zuckten die Blitze, sprühten die Funken, und er wurde in eine dichte, stinkende Qualmwolke gehüllt, die ihm fast das Bewußtsein raubte. Aber er bekam deutlich mit, wie der Quarzbohrer in seinen Klauen durchscheinend wurde und dann einfach verschwand, als hätte er sich in Luft aufgelöst.
Peten stand auf einmal mit leeren Händen da und rechnete damit, daß der Mensano ihn tötete, wie es einem so erbärmlichen Verlierer zustand.
Aber statt dessen sagte das „Geschenk": „Eigentlich sollte ich mich von dir abwenden, Peten. Denn du hast gekämpft wie ein Barbar. Ich dachte eigentlich an einen Zweikampf auf geistiger Ebene. Aber irgendwie hänge ich an dir mehr als ich an den unzähligen anderen Mietern gehangen habe, deren Leihgabe ich war, wie klug und listig sie auch zu sein glaubten. Ich mag dich, Peten. Vielleicht lernst du es noch, eine feinere Klinge zu führen."
Und der Mensano öffnete sich auf einer Seite und bat Peten, in ihn einzutreten. Und so klein der Mensano außen war, in seinem Innern hatte er Platz genug, die Wunder eines ganzen Universums aufzunehmen.
Und er zeigte sie Peten und lehrte ihn, auf höherer Ebene zu kämpfen, oder das, was er darunter verstand.
Peten begriff die strategischen Spiele nie ganz, zu denen ihn der Mensano einlud - und natürlich verlor er immer. Er verstand auch nie recht, worauf es bei den Wortspielen ankam, mit denen er sich mit dem Mensano bei Rededuellen maß - und selbstverständlich verlor er auch dabei stets.
Dennoch war dies für Peten der schönste Abschnitt seines bisherigen Lebens, denn er lernte unglaublich viel. Dieses so erhaltene Wissen erlaubte es ihm zum einen, die Gespräche zu verstehen, die die Pterus untereinander führten. Zum anderen sah er die Inhalte der Legenden seines Volkes nunmehr aus einer ganz anderen Warte; was für ihn früher unverständlich und geheimnisvoll gewesen war, bekam nun seine Faszination durch die versteckten Aussagen. Er erkannte, daß alle Legenden eine Aussage hatten.
Dieses Wissen machte Peten aber auch zu einem Unzufriedenen. Er erkannte nun, welches Unrecht seinem Volk durch die Pterus angetan worden war. Die Sanguiner waren nicht für die Sklaverei erschaffen worden, sie waren erst durch die Selbstherrlichkeit, in der sich die
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