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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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herstellen wollte, hörte Atlan die Melodie zum zweiten Mal.
    Er war plötzlich außerstande, die Bedienungselemente des Netzkoders in korrekter Weise zu betätigen. In seinem Kopf schwollen die Töne zu einem rasenden Orkan, und er hatte keine Wahl, als sich mit ganzer Macht dagegenzustemmen. Zumindest verlor er diesmal nicht das Bewußtsein - da war eine sonderbare Rückkopplung zwischen ihm und dem unbekannten Sender, deren Medium die Melodie selbst bildete.
    Handelte es sich um eine zusätzliche Strafaktion der Kosmokraten? Reichte der Bann, dessen Wirken noch seine Rückkehr in die heimatliche Milchstraße verhinderte, nicht mehr aus? Aber Atlan fühlte, daß dem nicht so war. Der Melodie wohnte ein positiver Grundton inne, dachte er, und noch während er diesem Sinngehalt auf die Spur zu kommen hoffte, erlosch die Tonfolge.
    Atlan seufzte erleichtert. Sein Erinnerungsvermögen kehrte zurück, und mit ihm das Wissen um die Bedienungsvorschriften des Netzkoders. Wie hatte die Melodie sein fotografisches Gedächtnis blockieren können? „Sag mir, wie das geschehen konnte!" forderte Atlan. Die Worte richteten sich an seinen Extrasinn, der eigentlich ohne Aufforderung hätte sprechen müssen.
    Erst nach einer Weile kam Antwort. Ich weiß es genausowenig wie du, Arkonide. Du bist weit weg von zu Hause, und du wirst hier noch mehr Überraschungen erleben, als dir lieb sind.
    Das allerdings wußte der Mann selbst. Er versuchte, sich der Tonfolge zu erinnern, vielleicht ein paar Assoziationen aus ihr abzuleiten oder zumindest mit der Syntronik seiner Unterkunft ein Schema zu errechnen. Aber es gelang nicht: Die Melodie war wie weggewischt. Lediglich das Bild einer unendlich hohen, massiven Mauer entstand in seinem Geist, und irgendwo in dieser Mauer zog ein einzelner Baustein wie magisch den Blick des Arkoniden an. „Damit kann ich wenig anfangen", murmelte er resigniert.
    Mit geübten Griffen setzte er den Netzkoder in Funktion. Er hatte bereits erkannt, daß nur Salaam Siin, der Meistersinger, sein Problem vielleicht lösen konnte. Musik war das ureigenste Element des Ophalers.
    Wenn tatsächlich eine Botschaft in dieser Melodie steckte, würde Salaam Siin sie schon zum Vorschein bringen.
    Dem Info-Knoten entnahm Atlan, daß der Meistersinger Mardakaan angeflogen hatte. Ausgerechnet den Planeten der Spiele ... Aber er konnte dies verstehen, denn Mardakaan galt als Zentrum des winzigen ophalischen Sternenreichs. Über die Welten Estartus war das Chaos hereingebrochen. Allerorten versuchten die Singuva und andere Gruppen, ein möglichst großes Stück vom Kuchen an sich zu bringen.
    So auch auf Mardakaan wenn Salaam Siin sein Volk schützen wollte, lag genau dort der Ansatzpunkt.
    Er selbst hätte es nicht anders gehalten, dachte Atlan. Ungeachtet des Banns der Kosmokraten stand deshalb seine Rückkehr in die Milchstraße ja kurz bevor.
    Schweife nicht ab, Arkonide. Dein Problem heißt Salaam Siin.
    Atlan verfluchte wortlos seinen Logiksektor. Aber dies künstlich aktivierte Anhängsel seiner selbst hatte recht. Mühevoll lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Netzkoder zurück. Von einem Gerücht war da die Rede: Angeblich solle sich in Mardakka, der Südpolstadt, ein Singuva aufhalten.
    Eine logische Aktion. Die Singuva können nichts Besseres tun, als die Sänger von Ophal ihrem Einflußbereich anzugliedern. Geh also davon aus, daß alle Gerüchte dieser Art stimmen. „Ja ...", murmelte Atlan. „Von Sabhal aus läßt sich derzeit keine Verbindung mit Salaam Siin herstellen.
    Ich muß ihm also nachfliegen. Er wird in Schwierigkeiten sein."
    Das ist anzunehmen. Salaam Siin gehört erst seit kurzem den Gängern des Netzes an. In erster Linie fehlt ihm die Erfahrung, allein einen übermächtigen Gegner zu Fall zu bringen.
    Als letzte Information fiel dem Arkoniden eine vertrauliche Notiz der Elfahder ins Auge. Demnach weilte seit einiger Zeit ein elfahdischer Beobachter auf Mardakaan: Sein Name war Paraphyr.
    Die Reise nach Siom Som nahm eine Woche in Anspruch. Sein Netzgängerschiff, die KARMINA, fiel mehrfach in den Normalraum zurück, da an den entsprechenden Punkten das Psionische Netz unterbrochen war. Einmal traf es ihn besonders schlimm: Die KARMINA rematerialisierte inmitten einer zwei Lichtjahre durchmessenden Kalmenzone, die sich spontan gebildet hatte. Atlan stellte auf Metagravtriebwerk um und konnte so ohne nennenswerten Zeitverlust die Reise fortsetzen.
    Ein Virenschiff hätte festgesessen, warnte der

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