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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bord seines eigenen Schiffes. Was hatte in dem bislang undurchsichtigen Mosaik ausgerechnet ein Transmitter zu suchen? Handelte es sich hier um ein weiteres Indiz für die Anwesenheit eines oder mehrerer Singuva?
    Gewiß! versetzte der Logiksektor unaufgefordert. Du darfst dich durch den scheinbaren Widerspruch nicht täuschen lassen. Zwar zeigen die Erfahrungen, daß Transmitter nicht zum gängigen Repertoire estartischer Technik zählen, aber denken wir nur an die Heraldischen Tore! Das Prinzip ist also bekannt.
    Atlan wußte das. Die Singuva hatten Technik niemals verstanden, sondern stets nur benutzt. Vielleicht waren sie nun, da offenbar sämtliche Reserven mobilisiert wurden, auf einen bislang unbekannten Teil des estartischen Nachlasses gestoßen. Womöglich gehörten die Transmitter, die auf Mardakaan zum Einsatz kamen, zu irgendeiner stillen Reserve. „Ich habe die verlangten Auskünfte eingeholt", meldete sich da die Syntronik der KARMINA. „Ein Elfahder namens Paraphyr ist in den Hotels von Mardakka nicht gemeldet. Wohl aber ein Paraphyr aus dem Volk der Zohmena."
    „Was ist über die Zohmena bekannt?"
    „Überhaupt nichts. Es handelt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um einen Phantasienamen."
    „Hervorragend!" Atlan suchte zufrieden seine Ausrüstung für den bevorstehenden Aufenthalt in der Stadt zusammen. Dazu gehörten Mikrobomben in ausreichender Menge, eine flache Kombiwaffe, Infrarotspürer und dergleichen Dinge mehr - soviel, wie er in den Taschen seines Anzuges unauffällig unterbringen konnte. Er hatte schon zu oft Überraschungen erlebt, als daß er in dieser Hinsicht nachlässig hätte handeln mögen. „Gib mir die Adresse. Ich will mir diesen Paraphyr einmal genau anschauen."
     
    *
     
    Atlan wußte nur deshalb gleich Bescheid, weil er einen deutlichen Hinweis hatte. Über die Service-Verbindung des Hotels vereinbarte er ein Treffen mit dem angeblichen Zohmena. Dabei gab er als Vorwand wichtige Geschäfte an. „Ich wüßte nicht, welche Geschäfte ich mit dir tätigen wollte", sprach eine dumpfe Stimme aus dem Lautsprecher. Das Bild war nicht aktiviert. „Trotzdem bin ich höflich: Ich werde dich empfangen."
    Der Arkonide vertraute sich dem hoteleigenen Antigrav an und stand Sekunden später vor einem Schott, das die richtige Nummer trug. Paraphyr war ein sonderbares Wesen: Seine Gestalt (wenn es sich denn um ein männliches Wesen handelte) ähnelte einer metallenen Walze, ungefähr hüfthoch, und war mit künstlichen Sinnesorganen und Gliedmaßen übersät. Zumindest auf den ersten Blick mußte ein unbefangener Beobachter vermuten, es mit einem Reinigungsrobot zu tun zu haben. „Ich bin Paraphyr", erklärte eine Stimme, die aus dem Innern der Walze an Atlans Ohren drang. „Wer bist du, Fremder? Ein Söldlingswerber? Dann nämlich hast du dich an den Falschen gewandt. Ich vermittle keine Sänger."
    „Mein Name ist Atlan", antwortete der Arkonide. „Aber du täuschst dich in mir, weil ich nicht auf Sängerfang bin. Ich bin ein Gänger des Netzes und du bist kein Zohmena, sondern ein Elfahder. Wie kommst du zu der ungewöhnlichen Gestalt?"
    „Meine Gestalt geht dich nichts an!" versetzte die Walze unwirsch. Sie geriet in hektische Rotation, als habe Atlans Frage einen wunden Punkt berührt. „Wie willst du beweisen, daß du ein Gänger des Netzes bist?"
    „Denke nach, Paraphyr! Wer außer den Netzgängern sollte über deine Identität Bescheid wissen?"
    Die Rotation der Walze erstarb so rasch, wie sie begonnen hatte. „Das ist wahr. Ich erkenne deine Argumentation an, Atlan."
    Du hast Glück gehabt, sagte der Logiksektor. Einen anderen Identitätsnachweis hättest du wohl kaum erbringen können. „Na und?" fragte er in Gedanken zurück. „Vielleicht wäre mir etwas Besseres eingefallen."
    Aber nicht schnell genug. Schau dich um, Narr!
    Aus den Augenwinkeln musterte Atlan Paraphyrs Unterkunft. Es gab ein paar Sessel, für Wesen in Walzengestalt sicher nutzlos, eine tiefe, wassergefüllte Schlafmulde und drei Glasvitrinen, worin blaue Schlingpflanzen an Metallgittern emporwuchsen. In regelmäßigen Abständen ragten dunkle Mündungen aus der Wand. Es handelte sich um Strahlwaffen, dessen wurde Atlan plötzlich gewahr. Paraphyr mußte sie nachträglich installiert haben, denn zum normalen Inventar einer Hotelunterkunft zählten die Strahler gewiß nicht. Eine unzureichende Antwort hätte seinen Tod bedeutet.
    Noch im nachhinein trat das Tränensekret der Erregung in seine

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