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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein defektes Speicherkristallgerät, das immer und immer wieder denselben Satz aufsagte.
    Veela stürzte mit Tränen in den Augen hinaus und schaute ans Firmament. Oben standen die hunderttausend Sterne von Muun und schienen ihren Schmerz verhöhnen zu wollen. „Du bleibst hier", sagten sie, „wir lassen dich nicht fort." Sie sank zu Boden und kauerte sich zusammen wie ein kleines Kind, das Schutz vor der Dunkelheit sucht.
    Dort fand sie am nächsten Morgen der Blue Krüit.
    Und die Virenintelligenz wisperte weiter: „Kommt nach Eden-Nova ..."
     
    5.
     
    Graucum war in erbärmlichem Zustand. Seine Borkenhaut schimmerte dunkelrot, was auf Mangelerscheinungen hindeutete. Vermutlich enthielt die Nahrung, die ihm Handlanger des Singuva reichten, zu wenig Vitamine und Spurenelemente. Stand dasselbe jedem Gefangenen hier bevor?
    Salaam Siin ging unwillkürlich in Verteidigungsstellung. Bis vor kurzem noch war Graucum einer seiner ärgsten Feinde gewesen, und wären sie einander begegnet, hätte einer von beiden dies mit dem Tod bezahlt. Hoffentlich stellte sich die Lage heute anders dar, dachte Salaam Siin. Sie saßen gemeinsam in dieser engen Zelle gefangen. Nur bedingungslose Zusammenarbeit konnte da helfen. „Nein, wir sind keine Feinde mehr", sang Graucum matt. „Du brauchst dir darum keine Sorgen zu machen. Natürlich weiß ich, daß du für den Fall der Heraldischen Tore verantwortlich bist. Aber es macht mir nichts mehr aus."
    Ein paar Sekunden lang schwieg Salaam Siin überrascht. Er hatte mit allem gerechnet - aber nicht damit, daß von einer Begegnung zur anderen sämtliche Gegensätze ausgeräumt waren. „Du bist auch über meinen Status als Gänger des Netzes informiert?"
    „Auch darüber", gab Graucum krächzend zurück. Das Singen fiel ihm hörbar schwer, doch Salaam Siin war davon überzeugt, daß ein bißchen Übung hier Abhilfe schaffen konnte. Alleinsein tat keinem Ophaler gut. Sie alle brauchten Gesellschaft und Gesänge.
    Er schaute sich aufmerksam in der winzigen Zelle um. Die Decke hing niedrig, in knapp zwei Metern Höhe, und wies mehrere dunkle Öffnungen von geringem Durchmesser auf. Im Zellenboden fanden sich gleichgroße Entsprechungen; offenbar handelte es sich um Reste früherer Installationseinrichtungen. Im Hintergrund des Raumes deuteten millimetertiefe Einbuchtungen darauf hin, daß an diesem Ort früher einmal Maschinen gestanden hatten.
    Die Zellentür war massiv. Auch hier bot sich keinerlei Fluchtmöglichkeit an, denn Haltegriffe oder etwas Ähnliches gab es von innen nicht. Abgebrochene Schweißnähte zeigten an, weshalb das so war. Man hatte sie kurzerhand entfernt. In Sichthöhe wies die Zellentür ein Fenster aus stabilem Glassit auf, vermutlich schlagfest und den Körperkräften eines Ophalers leicht gewachsen. Alles in allem machte die Zelle einen zwar tauglichen, aber provisorischen Eindruck. „Wie kommt deine veränderte Einstellung zustande?" wollte Salaam Siin rücksichtsvoll summend wissen. „Ist die Botschaft Oogh at Tarkans schuld?"
    „Was sonst? Als die Statuen des Meisters zu sprechen begannen, brach für viele von uns eine Welt zusammen."
    „So auch für dich ..."
    „Ja, auch für mich", bestätigte Graucum traurig. „Heute weiß ich, daß ich mein Leben lang einer Irrlehre aufgesessen bin. Aber bis zu dieser Erkenntnis war es kein leichter Schritt. Es war, als müsse ich mich aus einem bösen Traum befreien. Das hat Kräfte gekostet - Kräfte, die viele meiner Shada nicht besaßen.
    Sie haben vor der Wahrheit die Augen verschlossen, denn das Kodexgas machte blind für alles, was von den drei estartischen Geboten der Ehre, des Kampfes und des Gehorsams abwich."
    „Und die übrigen?"
    Graucum zögerte ein wenig. Es kostete ihn sichtlich Mühe, sich ein weiteres Mal der Vergangenheit zu erinnern. „Ja, die übrigen ... Zu den geistig starken Anhängern des Kriegerkults zählte auch ich. In uns erwachten Zweifel. Wir fanden uns bald in schweren Kämpfen mit den letzten Kodextreuen wieder, und die Upanishad am Nordpol Mardakaans wurde dabei völlig zerstört.
    Sämtliche Überlebenden verteilten sich auf Mardakka und die umliegenden Welten des ophalischen Einflußbereichs. Diejenigen, die mich als Panisha in der Leitung der Upanishad unterstützt haben, sind alle tot. Bevor ich allerdings etwas unternehmen und eine eigenverantwortliche Regierung auf Mardakaan unterstützen konnte, traf der Singuva ein."
    Klirrende Geräusche unterbrachen Graucums leise, in

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