1360 - Abschied der Vironauten
Atlan und Paraphyr sie im Schußfeld hatten. „Wehrt euch doch, ihr unfähiges Gesindel!"
Der Arkonide horchte sorgfältig. Er vernahm die Stimme noch mehrfach, und Sekunden später hatte er Gewißheit gewonnen, daß sich irgendwo unter den Eingeschlossenen auch der Singuva befand.
Eingeschlossen sind sie nicht mehr lange, warnte der Logiksektor. Hilfe muß bald eintreffen. Seht zu, daß ihr bis dahin die Zugänge unter Kontrolle gebracht habt. „Was ist los?" schrie er nach hinten. Er hörte leises, mit psionischen Impulsen unterlegtes Summen, aber keine deutlichen Worte. „Wann spricht der Gefangene endlich?"
„Gleich sind wir soweit!" sang einer der Ophaler. „Wenn du selbst kommst, kannst du die Fragen stellen."
Atlan schaute skeptisch zu Paraphyr hinüber. „Geh nur", rief der Elfahder. „Ich halte den Haufen ein paar Sekunden lang allein unter Kontrolle. Die Panisha wissen ja kaum noch, wo sie sind."
Kurz entschlossen fuhr Atlan herum und verließ sich auf Paraphyr. Er musterte das vielarmige, gedrungene Wesen, das unter dem Einfluß suggestiver Gesänge seinen Willen verloren hatte. „Hörst du mich?" fragte er auf Sothalk. „Ich höre dich."
„Dann sag mir: Wo sind die gefangenen Ophaler untergebracht?"
Die Antwort ließ ein paar Sekunden auf sich warten. Der zahnlose Mund des Wesens öffnete und schloß sich, als habe es am Ende noch Kraft zum Widerstand gefunden. Doch dem war nicht so. „Es gibt einen separaten Trakt", sprach es, „den man von der Zentrale aus erreicht. Das Eingangsschott ist neben den Rechnern verborgen ..."
Mehr erfuhr Atlan nicht. Ihr Gefangener verlor das Bewußtsein, aber es mußte auch so reichen. Immerhin hatte er nun Gewißheit, daß von hier aus ein direkter Weg zu Salaam Siin und den übrigen Mitgliedern der Hagen Geen existierte - ein Weg, der ihre kleine Gruppe nicht zu weiteren Kämpfen zwang. „Kommt mit", wies er die Ophaler an. „Wir müssen den letzten Widerstand ausschalten. Gebraucht ausschließlich Paralysatoren, klar?"
Sie gesellten sich vorsichtig Paraphyr hinzu, der inzwischen fünf weitere Pterus erwischt hatte. In zwei oder drei Stunden würden die fünf zu Bewußtsein kommen und sich wieder bewegen können, doch bis dahin gab es Ruhe vor ihnen.
Atlan erkannte nun den rechteckigen Schatten zwischen zwei Rechnerblöcken, der die Tür zum Gefangenentrakt markierte. Sie hatten großes Glück, daß diese Gebäude eigentlich einem ganz anderen Zweck dienten. So stellte sich seine Raumaufteilung, aus der Perspektive des Singuva gesehen, als extrem ungünstig dar. Aber der andere hatte mit einem Angriff solcher Art nicht gerechnet und deshalb die neun äußeren und inneren Sicherheitsgürtel für zureichend gehalten. Achte auf den Singuva! Zumindest er muß begriffen haben, worauf der Angriff zielt. Hörst du nicht seine Stimme, Arkonide? Also beachte, daß der gefährlichste Gegner noch bei Bewußtsein ist. „Wir sollten sie jetzt mit einem Schlag ausschalten", überlegte Paraphyr. „Was meinst du, Atlan?"
„Du hast recht." Er warf zusätzlich ein paar seiner verbliebenen Anti-KM-Ampullen ins gegnerische Lager und hörte, wie das dünne Glas zerbarst. „Schutzschirme überprüfen!" rief er. „Wir stürmen die Schaltzentrale!"
Sekunden später verließen sie gemeinsam ihre Deckung. Kaum ein Schuß traf noch die aktivierten Schirme, und der verbliebene Rest reichte nicht einmal hin, deren energetische Strukturen ins Wanken zu bringen. Mit gezieltem Paralysatorfeuer schaltete Atlan den letzten aktiven Pterus aus. „Das war's ...", murmelte er.
Und der Singuva? versetzte sein Logiksektor höhnisch.
Erst jetzt sah Atlan, daß die Tür zum Gefangenentrakt offenstand. Er gab Paraphyr Handzeichen. „Kümmert ihr euch um die Zugänge! Jeden Augenblick können Hilfstruppen eintreffen und versuchen, uns die Zentrale wieder abzunehmen. Achtet auch auf den Transmitter!"
Paraphyr bestätigte. Er postierte seine zehn Ophaler an die offenen Korridormündungen und verteilte in jeden der Gänge eine gehörige Dosis Anti-KM-Gas. Die Klimaanlage würde ein Übriges tun und die Schwaden gleichmäßig umwälzen.
Hoffentlich reichten die Maßnahmen des Elfahders hin, dachte Atlan.
Er selbst trat vorsichtig durch die Tür zum Gefangenentrakt. Linkerhand schloß sich ein langer Korridor an - gerade noch sah er die gedrungene Gestalt des Singuva um die nächste Ecke verschwinden. Weshalb bewegte sich der andere derart gemächlich? Handelte es sich um eine
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