1362 - Der Sonnensucher
das nicht darauf eingerichtet war, organische Wesen zu befördern und ihnen ein Minimum an Verständigungsmöglichkeit mit ihrer Umwelt zu bieten.
Irgendwo mußte es eine Konsole geben, von der aus ein Geschöpf aus Fleisch und Blut sich mit dem Bordcomputer in Verbindung setzen, ein Bildgerät aktivieren oder einen Sender bedienen konnte. Er brauchte sich nur umzusehen, und er würde sie finden. Er würde sie daran erkennen, daß sie Anzeigegeräte und Schalter besaß, Dinge, ohne die die organische Kreatur nicht auskommt.
Beodus Schrei klang unwirklich in der exotischen Umgebung. Perry Rhodan fuhr herum. Er war so mit seiner eigenen Suche beschäftigt gewesen, daß er den Attavenno aus den Augen verloren hatte. „Beodu, wo bist du?" rief er, und seine Worte hallten gespenstisch wider von den kahlen, glatten Verkleidungen der Aggregate. „Hier, Waqian!" kam es hinter einem halb mannshohen Maschinenklotz hervor. „Ich habe es gefunden ...!"
Perry Rhodan sprintete bis zum Ende der Aggregatereihe und bog in den Zwischenraum zwischen den beiden benachbarten Reihen ein. Da bot sich ihm ein seltsames Bild.
Beodu, der Zwerg, stand vor einem Gebilde, das auf den ersten Blick ein exotisches Lebewesen hätte sein können. Wer jedoch länger hinsah, der erkannte an der makellosen Symmetrie des Objekts, daß es sich um ein Artefakt handeln mußte, wahrscheinlich um einen Roboter. Das Gebilde stand auf vier kurzen Beinen, die waagrecht aus dem Unterteil des Leibes wuchsen, über Kniegelenke in die Senkrechte geleitet wurden und in zehenlosen Füßen endeten. Aus den Fußspitzen drangen zahlreiche fadenähnliche Gebilde, die eine Länge von je zehn Zentimetern besaßen. Der Leib des Artefakts war eine zylindrische Trommel von neunzig Zentimetern Höhe und zwanzig Zentimetern Durchmesser. Das synthetische Wesen besaß vier Arme, die um den Hals herum wie an einem Drehkranz angeordnet wären. Sie endeten in fingerlosen Händen, die die Form breiter, flacher Lanzenspitzen besaßen. Aus den Handspitzen wuchsen Fäden wie jene, die den Füßen anhafteten. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Sensoren. Der Roboter - wenn es wirklich ein solcher war - war zur Gänze von einer glatten, lederähnlichen Haut überzogen, die in grellem Türkis leuchtete. Nur in der Gegend des Halses schlug der ansonsten fugenlose Überzug Dutzende von Falten. Auf dem Hals saß etwas, das man bei einigem Wohlwollen einen Schädel hätte nennen können. Er war kugelförmig, besaß im unteren Drittel die Andeutung eines Schlitzes, die unwillkürlich an ein Froschmaul erinnerte, sowie über den seitlichen Enden des Schlitzes zwei kleine, kreisförmige Knorpel.
Das ganze Gebilde war 160 Zentimeter groß, überragte den Zwerg-Venno also um ein ganzes Stück, und verhielt sich völlig reglos, als ginge es die Aufregung, die sich ringsum abspielte, nicht das geringste an. „Mein Traum!" jubelte Beodu. „Ich habe dir von meinem Traum erzählt, nicht wahr?"
„Das hast du", bestätigte Perry Rhodan. „Was hat das Ding damit zu tun?"
„Es ist das vierarmige, vierbeinige Geschöpf aus meinem Traum!" rief der kleine Venno. „Ich erkenne es ganz genau."
Perry Rhodan war geneigt, der Angelegenheit nur geringe Bedeutung beizumessen. Der Himmel mochte wissen, was Beodu geträumt hatte. Vielleicht plagte ihn das Verlangen, wenigstens einen Teil seines Traumes verwirklicht zu sehen, so sehr, daß er willens war, jedes einigermaßen exotische Objekt als eines der beiden Wesen zu identifizieren, die er im Traum sah. „Du kannst deiner Sache nicht sicher sein", sagte er. „Außerdem: Wo ist das zweite Geschöpf?"
„Irgendwo hier in der Nähe", antwortete Beodu voller Erregung. „Ich muß nach ihm suchen."
Er wollte davoneilen, aber Perry Rhodan hielt ihn fest. „Du vergißt unsere Lage", sagte er. „Einer muß oben im Boot sein und aufpassen. Das Geschöpf hier rührt sich vorläufig nicht. Es handelt sich nach meiner Ansicht um einen Roboter, der zur Besatzung dieses Schiffes gehört. Ich werde mich bemühen, die robotischen Systeme des Schiff es in Gang zu bringen. Dann wird wahrscheinlich auch dieser Roboter wieder zu sich kommen. Wenn es soweit ist, rufe ich dich."
Beodu sah schließlich ein, daß er sich den Gegebenheiten der Situation anpassen mußte. Perry Rhodan begleitete ihn zur Schleuse. Er blieb unter dem offenen Außenschott stehen und sah dem Attavenno nach, wie er langsam in die Höhe schwebte. Es wurde allmählich dunkel in der
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