1362 - Der Sonnensucher
Die Kombiwaffe durfte er nicht verwenden; sie hätte deutliche Streusignale abgegeben. Er mußte die Bananenstauden meiden, weil sie ihn womöglich als Eindringling empfunden und angegriffen hätten. Infolgedessen war sein Weg alles andere als geradlinig.
Er wand sich im Zickzack durch den Dschungel.
Aber die Taktik schien erfolgreich. „Das Boot ist über uns hinweg", meldete der Pikosyn eine Minute später. „Es dreht ab und fliegt davon."
Perry Rhodan atmete auf. Mißtrauisch beäugte er einen Rotblattbaum, in dessen Astbeugen Hunderte von Dolchbüscheln saßen, wie er sie genannt hatte. Er war bei seinem ersten Aufenthalt auf Ylon Augenzeuge gewesen, wie die Dolchbüschel sich von ihren Standorten lösten und ein Tier angriffen, das ihnen gefährlich zu werden drohte. Er hatte aus dem Verhalten der Büschel damals geschlossen, daß sie zumindest eine subliminale Intelligenz besitzen müßten. Er wollte, um des Himmels willen, ihr Mißtrauen nicht erregen.
Vorsichtig wand er sich durch das Dickicht. Das Laubdach des Rotblattwaldes war so dicht, daß auf dem Grund des Dschungels Dämmerlicht herrschte. Er war froh, als er sah, wie es voraus lichter wurde. Der Pikosyn bestätigte ihm, daß das Raumboot längst außer Sicht war. Auf der Lichtung, die sich vor ihm ausbreitete, würde er sich eine Zeitlang ausruhen und darüber nachdenken, wie er sich weiterhin verhalten solle.
Er war erschöpft, als er durch das Buschwerk brach, das die Lichtung säumte - erschöpft nicht so sehr von der körperlichen Anstrengung des Marsches als vielmehr von der Unsicherheit, die sich in seinem Bewußtsein eingenistet hatte. Er traute sich selbst nicht mehr. Er empfand Mißtrauen gegenüber den Entscheidungen, die er traf. Die Befürchtung, daß sein Denkvermögen infolge der zwei Strangeness-Schocks gelitten haben könne, war ihm fast schon Gewißheit.
Auf der Lichtung wuchs dichtes, saftiges Gras. Er ließ sich einfach fallen und streckte sich lang aus. Als er aufsah, erblickte er Liutalf. Er stand weniger als drei Meter von ihm entfernt und hatte den dicken Lauf einer klobigen Waffe auf ihn gerichtet. „Du hast genug Unheil gestiftet", sagte er. „Das Hexameron mag entscheiden, was mit dir zu geschehen hat."
Der Schock der Überraschung lähmte den Terraner. Er versuchte, sich aufzurichten. Er hatte in Wirklichkeit nichts zu befürchten, wollte er sich einreden. Der Pikosyn würde den Feldschirm aktivieren, und dann konnte ihm Liutalfs Waffe nichts mehr anhaben.
Es rauschte und knackte im Gebüsch. Fassungslos vor Staunen sah Perry Rhodan die hochgewachsenen, ausgemergelten Gestalten dreier Hauri aus dem Unterholz auftauchen. Auch sie waren bewaffnet. „Wir dachten, daß du dich im Wald verkriechen würdest", sagte Liutalf. „Du hattest nie eine Chance, uns zu entkommen - gleichgültig, in welche Richtung du dich gewandt hättest."
„Du bist ein Verräter!" brachte Perry Rhodan ächzend hervor. „Macht ihn unschädlich", sagte Liutalf.
Eine der Hauri-Waffen blitzte auf. Der Blitz schien das ganze Universum in sich einzubeziehen. Es war unerträglich hell, und für den Bruchteil einer Zehntelsekunde hatte Perry Rhodan das Gefühl, es sei eine Bombe mitten in seinem Gehirn explodiert.
Danach war nur noch tiefe Dunkelheit.
ENDE
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