1362 - Der Sonnensucher
Schlucht. Der Tag ging zu Ende. Oben ragte der Bug des Raumboots über die Felskante. Er war beruhigt. Solange das Boot noch da war, konnte die Lage allzu bedrohlich nicht werden.
Dann wandte er sich um und kehrte ins Innere des Schiffes zurück. Es gab eine Menge Arbeit für ihn. Er hatte möglicherweise die Spur ESTARTUS gefunden. Jetzt wollte er ermitteln, was sie zu bedeuten hatte.
*
Er durchsuchte die Halle einen Quadratmeter um den anderen. Er hatte zuvor schon in Erwägung gezogen, durch den Antigravschacht ins Innere des eigentlichen Schiffskörpers vorzudringen und sich dort umzusehen. Daß der Schacht stillgelegt war, bedeutete für ihn keine Schwierigkeit; dafür hatte er das Gravo-Pak. Aber schließlich war ihm die Idee nicht eben vielversprechend erschienen. Wenn es irgendeine Stelle gab, von der aus ein organischer Passagier des Schiffes mit den Robotsystemen in Verbindung treten konnte, dann würde sie sich in unmittelbarer Nähe des Kontrollraums befinden, wenn nicht gar im Kontrollraum selbst.
Eine zweistündige Suche förderte nichts Brauchbares zutage. Draußen mußte es längst Nacht geworden sein. Er hatte das Bedürfnis, mit Beodu zu sprechen, unterließ dies jedoch, weil er wirklich nichts Neues zu melden hatte und der kleine Venno womöglich schlief.
In der Rückwand des Raumes, jenseits der Öffnung des Antigravschachts, gab es eine Lücke zwischen den Aggregaten, die überall sonst nahtlos aneinandergereiht waren. Es entstand so eine etwa zwei Meter breite und einen Meter tiefe Nische, die sich inmitten der Gerätefülle eigenartig ausnahm. Er war schon mehrmals davor stehengeblieben und hatte sich gefragt, ob hier etwa das zu finden sei, wonach er suchte.
Auch jetzt, nachdem er den großen Raum ein zweites Mal abgekämmt hatte, kehrte er zu der Nische zurück. Der Pikosyn gab sich Mühe, mit sondierender Strahlung die Wand zu durchdringen und zu ermitteln, was sich dahinter befand. Bis jetzt hatte er jedoch nur feststellen können, daß die Metallwand eine Dicke von anderthalb Zentimetern besaß und daß sich in einem Abstand von etwa zwei Metern dahinter eine weitere Wand befand. Der Zwischenraum war ausgefüllt mit Leitersträngen, internen Kontrollmechanismen und Wartungseinheiten. Perry Rhodan hatte mehrmals versucht, den vierarmigen, türkisfarbenen Roboter anzusprechen. Er sprach Sothalk, aber der Roboter blieb stumm und starr und reagierte auf keine seiner Vorhaltungen. Da nichts anderes fruchtete, konnte es nicht schaden, wenn er noch einmal einen solchen Versuch unternahm. Diesmal sprach er nicht den Roboter an, sondern die hintere Wand der Nische. Er war froh, daß er keine Zeugen hatte, während er an eine blanke Metallfläche hinredete. Mit lauter Stimme brachte er hervor: „Gibt es hier niemanden, mit dem man sprechen kann?"
Seine Worte hallten durch den Raum und brachen sich an den Wänden, und dann geschah eine Art Wunder. Die Wand, zu der er gesprochen hatte, wurde durchsichtig. Sie löste sich auf. Über eine Fläche von drei mal zwei Metern erschien ein holographisches Bild. Es zeigte den Kopf eines humanoiden Wesens. Das Gesicht war maskenhaft starr. Glatt anliegendes schwarzes Haar rahmte eine hohe Stirn.
Dunkle Augen starrten den Terraner an, als wollten sie ihm bis auf den Grund der Seele schauen. Die Augenhöhlen waren tropfenförmig und seitwärts in die Höhe gezogen. Unter der schmalen, scharfrückigen Nase befand sich ein kleiner, jedoch vollippiger Mund. Das Kinn war markant geformt. Perry Rhodan vermochte nicht zu entscheiden, ob es das Gesicht eines männlichen oder eines weiblichen Wesens war, das er vor sich sah. Es war auf jeden Fall ein synthetisches Bild, und humanoid war der Kopf nur deswegen, weil der Graphikgenerator des Computers sich ihn selbst als Vorbild genommen hatte.
Der synthetische Kopf öffnete den Mund und begann zu sprechen. „Wer bist du, daß du den Wunsch äußerst, mit uns zu reden?"
„Ich bin Perry Rhodan. Ich komme aus dem Universum Meekorah und bin auf der Suche nach ESTARTU."
„Was weißt du über ESTARTU?" fragte der Kopf.
Es wurde Rhodan klar, daß er einer Prüfung unterzogen wurde. Das Zentralsystem war nicht bereit, mit jedem zu sprechen, der das Schiff zufällig fand und sich auf irgendeine Art und Weise Zutritt verschaffte.
Er mußte behutsam antworten. „ESTARTU ist die Schöpferin des Dritten Weges", sagte er. „Warum suchst du sie hier?" fragte der Kopf. „Vor langer Zeit hat ESTARTU einen
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