1362 - Der Sonnensucher
Schluchtrand gegen den wolkenlosen blauen Himmel abhob. Er aktivierte den Radiokom und rief Beodu auf der üblichen Frequenz.
Beodu reagierte nicht. Das wunderte ihn, aber Sorge empfand er deswegen nicht. Es gab Dutzende von Dingen, mit denen der kleine Venno beschäftigt sein mochte, die ihn daran hinderten, das Signal des Radiokom-Empfängers zu hören. Er aktivierte das Gravo-Pak und trieb langsam in die Höhe. „Da oben ist alles in Ordnung, nicht wahr?" fragte er den Pikosyn. „Soweit ich beurteilen kann, ja", lautete die Antwort.
Er landete auf der Schluchtkante, nur wenige Meter vom Schleusenschott entfernt. Wenn Beodu auf Posten war, dann hatte er ihn kommen sehen. Aber das Schott rührte sich nicht.
Er sprach erneut über Radiokom. Das Ergebnis war dasselbe wie zuvor: Beodu rührte sich nicht.
Natürlich würde es ihm gelingen, sich Zutritt zu verschaffen. Der Pikosyn verfügte über einen mittelmäßig leistungsfähigen Signalgeber, mit dem er versuchen konnte, den Riegelmechanismus zu beeinflussen. Er konnte aber auch in die Schlucht zurückkehren und die Geräte bergen, die er vor der Schleuse der JUATAFU zurückgelassen hatte. Sie leisteten mehr als der Signalgenerator des Pikosyns.
Vorerst allerdings hatte er keine sonderliche Eile. Er würde noch eine Viertelstunde warten und dann noch einmal versuchen, den Attavenno über Radiokom zu erreichen. Er hielt es für möglich, daß Beodu das Boot verlassen hatte und sich irgendwo draußen auf der Hochebene befand. Vielleicht hatte er etwas gesehen, wodurch sein Interesse oder sein Verdacht geweckt worden war. Daß ihm etwas zugestoßen sei, wollte Perry Rhodan nicht glauben. Das Boot stand unversehrt vor ihm. Wer hier eindringen wollte, der hatte mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen wie er selbst: Er mußte zuerst den Öffnungskode des Schleusenschotts ermitteln. Wenn etwas Derartiges geschehen wäre, hätte Beodu längst einen Notruf abgestrahlt.
Es ist Liutalfs Boot, fuhr es ihm plötzlich durch den Sinn. Liutalf kennt den Kode!
Siedendheiß lief es ihm über den Rücken. Wie hatte er das übersehen können? Die ganze Zeit über hatte er Beodu vor Liutalf gewarnt. Die Erlebnisse an Bord der JUATAFU hatten ihn abgelenkt. Beodu war in Gefahr; er spürte es jetzt ganz deutlich. Liutalf hatte sich angeschlichen und die Schleuse, deren Riegelkode er kannte, geöffnet, ohne daß der Attavenno es bemerkte. Es mußte ihm leichtgefallen sein, Beodu zu überwältigen. Vielleicht hatte er Helfer. Womöglich befanden sich die Hauri, für die die unterirdische Anlage hergerichtet worden war, in seiner Begleitung. „Piko, wir müssen rein", sagte er ernst. „Das wäre wahrscheinlich nicht allzu schwierig", antwortete der Pikosyn. „Einen Teil der Signalsequenz, die Beodu mit seinem Kodegeber abstrahlte, habe ich mitbekommen und gespeichert. Aber ich bin der Ansicht, daß uns das nicht viel einbringen wird."
„Warum nicht?" fragte Perry Rhodan verwirrt. „Ich speichere alles, auch optische Eindrücke", sagte der Pikosyn. „Sieh dir die Schrift über dem Schleusenluk an. Fällt dir etwas auf?" Rhodan sah in die angegebene Richtung. CHR433 las er da, in den Buchstaben des kartanischen Alphabets. Es waren, wenn man von dem Bindestrich absah, der auf kartanisch durch einen gebogenen Schrägstrich dargestellt wurde, nur fünf Zeichen; denn CH wurde im Alphabet der Feliden durch einen Einzelbuchstaben dargestellt. Er erinnerte sich noch deutlich, wie er die Aufschrift, die offenbar die Namensbezeichnung des Raumboots darstellte, zum erstenmal gesehen hatte.
Die Buchstaben waren blau, die Ziffern rot.
Jetzt waren sie alle rot - die Buchstaben ebenso wie die Ziffern. „Was hat das zu bedeuten?" fragte er. „Jemand hat einen Fehler gemacht", antwortete der Pikosyn. „Raumschiffe sind ebenso schwer zu fälschen wie Banknoten. Geh vorwärts und sieh, ob du das Schleusenschott berühren kannst."
Er folgte der Aufforderung. Er glaubte zu wissen, worauf der Pikosyn hinauswollte. Aber er war verwirrt.
Hatte ihm eben derselbe Pikosyn nicht noch vor wenigen Minuten erklärt, es sei mit dem Raumboot alles in Ordnung?
Er trat vor. Instinktiv reckte er den Arm nach vorn, fast wie ein Blinder, der ein Hindernis ertasten wollte, bevor er mit dem Kopf dagegenprallte. Er spreizte die behandschuhten Finger. Als sie auf das Metall des Schottes trafen, spürten sie kein Hindernis. Sie durchdrangen die Schottwand - und waren plötzlich verschwunden. „Eine
Weitere Kostenlose Bücher