1363 - Hexen, Witwen und Assunga
einfach nicht zu übersehen. Ich kannte es auch in der Dunkelheit. Dort leuchtete es dann wie ein Fanal, aber mir machte es nichts aus, denn ich kannte Mallmann lange genug.
»Ich sehe dir an, dass ich ins Schwarze getroffen habe«, erklärte ich. »Das D ist zu prägnant.«
Mallmann suchte nach einer Antwort, die er auch fand. »Sei froh, dass wir den Schwarzen Tod noch nicht besiegt haben. Wäre das geschehen, dann hätten wir uns um dich gekümmert, John.«
»Ahhh…«, dehnte ich, »so ist das also. Dann verdanke ich dem Schwarzen Tod mein Leben.«
»So kannst du es sehen.« Er hatte wieder Oberwasser bekommen und fuhr fort: »Außerdem haben wir nicht vergessen, dass du es gewesen bist, der ihn damals besiegt hat.«
»Richtig. Jetzt hofft ihr darauf, dass ich es nochmals schaffe. Wir sollen ihn also von zwei Seiten angreifen.«
»Das ist tatsächlich so. Einmal du, und zum anderen wir. Wir akzeptieren dich, deshalb gebe ich dir einen Rat, damit dies auch weiterhin so bleibt: Wirf uns nicht immer Knüppel zwischen die Beine.«
»Dir und Assunga, wie?«
»Das weißt du doch.«
»Und wie sehen die Knüppel aus?« Mit einem schadenfrohen Klang in der Stimme sprach ich weiter. »Ich kann nichts dafür, dass dir Justine Cavallo abhanden gekommen ist. Es war allein ihre Entscheidung. Die solltest du akzeptieren.«
»Das habe ich.«
»Durch Assunga, wie?«
»Genau. Aber Justine Cavallo wird immer eine Blutsaugerin bleiben. Du irrst, wenn du davon ausgehst, dass sie wie ein Mensch reagiert, denn das stimmt nicht. Sie wird immer dem gehorchen, was tief in ihrem Inneren steckt. Solltest du sie als Partnerin ansehen wie Jane Collins, dann hast du dich geirrt.«
»Keine Sorge. Partner sind wir nicht.«
»Aber sie hat dir schon große Dienste geleistet, nicht wahr?«
Das stimmte schon. Justine Cavallo, die blonde Bestie, hatte mir sogar das Leben gerettet, aber umgekehrt war es auch so gewesen.
Da stand es unentschieden.
»So etwas bleibt nicht aus.«
Mallmann breitete die Arme aus. »Das wollte ich hören. Dann ist ja alles in Ordnung.«
»Könnte man so meinen«, sagte ich mit einem Blick auf die bewusstlose Margret Stone. »Gäbe es da nicht noch ein Problem, das ich gerne regeln möchte.«
Mallmann fragte nichts, er grinste nur, und ich wusste, dass es ihm ebenfalls bekannt war.
Ich sprach den Namen trotzdem aus. »Lilian Wayne heißt die Frau, die ich suche.«
»Das kannst du auch.«
»Und wo finde ich sie?«
Mallmann legte den Kopf schief. »Muss ich dir das noch sagen, John? Willst du…«
»Bring mich zu ihr!«
Mallmann öffnete seine Augen weit. »Du willst in die Welt der Schattenhexe?«
»Dort muss ich hin. Es sei denn, du tust mir den Gefallen und gehst selbst, um sie zu holen.«
»Das kann doch nicht dein Ernst sein«, sagte er lachend.
»Dann gehe ich selbst!«
Mallmann verengte seine Augen. »Das traue ich dir zu. Aber bist du dir auch der Gefahr bewusst, in die du dich begibst? Du zählst nicht eben zu Assungas Freunden.«
»Das weiß ich. Die Gefahr kenne ich auch, aber ich denke einen Schritt weiter und erinnere mich an deine Worte. Wir sollen den Schwarzen Tod gemeinsam bekämpfen und von verschiedenen Seiten gegen ihn angehen. Es wäre doch fatal, wenn ich in Assungas Welt getötet würde. Oder bist du anderer Ansicht?«
Dracula II überlegte. Nach einer geraumen Weile hörte ich seine Antwort, die sogar ehrlich klang. »Du hast Mut, John. Das muss ich dir zugestehen. Alle Achtung.«
»Du weißt doch, dass man als Mensch nur durch Mut und durch Angst überleben kann.«
Er hob die Schultern. »Wie du willst.«
»Dann lass uns gehen!«
Der Vampir schaute mich noch mal an. Er zeigte mir dabei seine spitzen Blutzähne. »Du wirst es nicht schaffen, John. Assunga gibt niemanden frei. Außerdem brauchen wir den Nachschub an Blut. Kannst du dir eigentlich vorstellen, dass nach einer gewissen Zeit die Dienerinnen der Assunga zu Vampiren werden?«
»So etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht.«
»Deshalb brauchen wir immer das frische Blut, und Assunga sorgt zugleich dafür, dass das Verhältnis gleich bleibt. Cordula Wayne war vorgesehen für unsere Welt, doch sie starb. Jetzt haben wir ihre Schwiegertochter, und ich schwöre dir, dass Assunga sie nicht freilassen wird.«
Manchmal konnte ich verdammt stur sein. Das passierte auch in diesem Augenblick.
»Ich lasse es darauf ankommen!«, erklärte ich mit fester Stimme.
»Dann komm mit!«
Von meiner Seite her war es
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