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1363 - Hexen, Witwen und Assunga

1363 - Hexen, Witwen und Assunga

Titel: 1363 - Hexen, Witwen und Assunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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da. Sie lauerten rechts und links. Sie hatten mein Blut gerochen, aber sie zeigten sich noch nicht so offen. Ab und zu vernahm ich ein scharfes Zischen, dass aus irgendwelchen Mäulern drang, oder lauschte einem geheimnisvoll klingenden Rascheln oder Knacken nach, doch vor uns erschien niemand, und auch hinter uns blieb der Weg frei, was ich sah, wenn ich mich umdrehte.
    »Deine Artgenossen scheinen satt zu sein«, bemerkte ich wie nebenbei.
    »Täusch dich nicht, John. Sie haben Durst. Aber sie spüren auch, wer du bist.«
    »Darauf habe ich gesetzt.«
    Und dann erschien trotzdem eine blasse Gestalt. Vor uns verließ sie in sicherer Entfernung das Unterholz. Es war eine fast nackte Frau, nur mit einigen Fetzen bekleidet. Während sie lief, hielt sie den Kopf gedreht, um uns anschauen zu können. Wir hörten den wütenden Fauchlaut, doch ein Angriff erfolgte nicht.
    Mallmann hob die Schultern. »Sie sind schlau.«
    Die Gestalt verschwand im Unterholz auf der anderen Seite. Wir hörten ihre helle Stimme, als sie mit jemand sprach, dann war es wieder still, und wir setzten den Weg fort.
    Will Mallmann ging neben mir her wie in alten Zeiten. Er hatte sich gegenüber seinem Menschsein auch nicht grundlegend verändert, nur eben das rote D wirkte auf der Stirn wie eingebrannt.
    Es wurde heller. Vor uns lichtete sich der Wald. Der Geruch nach Wasser stieg mir in die Nase, und so ging ich davon aus, dass sich in der Nähe ein Bach oder ein anderes Gewässer befand.
    Ein Bach war es nicht, sondern ein großer Teich, dessen Oberfläche wie von dunklem Samt bedeckt zu sein schien. Es gab keinen Wind, der über das Wasser gestrichen wäre, und so lag die Oberfläche da wie ein ruhiger Spiegel.
    In der Nähe des Sees sah ich das, womit ich schon viel früher gerechnet hatte. Auch wenn sich die Frauen hier als Hexen bezeichneten, so hatte man ihnen das Menschsein doch nicht nehmen können.
    Dazu gehörte eben ein Ort, an dem sie auch menschenwürdig unterkommen konnten. Das war bei diesem kleinen Dorf der Fall, dessen Häuser aus Holz bestanden. Es hätte auch ebenso im fernen Sibirien stehen können, aber es gab schon einen Unterschied.
    Ich sah keine Tiere. Weder einen Hund noch eine Katze. Vögel hatte ich ebenfalls nicht zwitschern oder singen hören. Dennoch herrschte keine Stille vor, denn uns klangen menschliche Stimmen entgegen, jedoch nur weibliche.
    Mallmann blieb stehen, als wir die ersten Häuser erreichten. Auch ich ging nicht weiter und sah nur, dass er wieder grinste.
    »Das Zentrum, John.«
    »Dachte ich auch.«
    »Gefällt es dir?«
    »Muss es mir gefallen?«, fragte ich zurück.
    »Nein, das nicht. Es ist sicherlich nicht deine Welt.«
    »Deine denn?«
    Mallmann hob Schultern. »Ich fühle mich in meinem Reich wohler. Als Lösung für den Übergang akzeptiere ich es. Denn es werden auch andere Zeiten kommen.«
    Davon war ich bezeugt. Ob ich mich allerdings darüber freuen sollte, stand in den Sternen. Es war im Moment auch egal, denn ich suchte eine bestimmte Person.
    »Wo finde ich Lilian Wayne?«
    »Sicherlich auf dem Platz.«
    »Wo bitte?«
    »Komm mit.«
    Es war mir schon aufgefallen, dass uns niemand »begrüßt« hatte.
    Ich glaubte auch nicht daran, dass die Häuser leer standen, und als ich Mallmanns Lächeln sah, das so hintergründig wirkte, da kam mir in den Sinn, dass mir wohl noch eine Überraschung bevorstand.
    Zwischen den Holzbauten gab es genügend Wege. Hier hatte sich die Düsternis verabschiedet. Zwar schien auch jetzt keine Sonne, aber die Helligkeit entsprach der eines wolkenverhangenen Himmels in der normalen Welt.
    Die Gasse, durch die wir schritten, endete rasch, und vor uns sah ich einen Platz.
    Dort hatten sie sich versammelt.
    Ich blieb stehen, weil ich überrascht war, und sich eine kalte Haut auf meinem Rücken ausbreitete. Die Hexen hatten sich dort versammelt wie auf einem Tanzplatz, und sie schauten alle in eine Richtung, nämlich zu Mallmann und mir.
    Sie besaßen keine Vampirzähne, sie wirkten normal, und doch spürte ich die Feindseligkeit, die mir von ihnen entgegenströmte.
    Ich war für sie ein Eindringling, der hier nichts zu suchen hatte.
    Wahrscheinlich hätten sie mich längst angegriffen, hätte nicht jemand zwischen ihnen gestanden, den sie als Chefin oder Königin ansahen.
    Natürlich war es Assunga. Und sie hatte einen Arm wie beschützend um die Schulter der Lilian Wayne gelegt…
    ***
    »Jetzt hast du, was du wolltest«, sagte Will Mallmann leise und fügte noch

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