1363 - Hexen, Witwen und Assunga
es um die Schattenhexe ging. So einfach ließ sie sich nicht wegboxen. Ich war dabei, etwas zu nehmen, das sie haben wollte, und deshalb musste ich auch jetzt mit jedem Trick rechnen.
Doch es gab eine Hoffnung. Und die hieß Suko. Ich hatte mit ihm telefoniert und ihm die Lage erklärt. Wie ich ihn kannte, würde er sich so schnell wie möglich auf den Weg machen. Nur hatte er bis Notting Hill ein Stück zu fahren, und den Londoner Verkehr konnte er auch nicht wegzaubern.
»Ich warte auf eine Antwort.«
»Ja, natürlich. Wichtig ist, dass Sie aus dem Haus kommen. Ich habe vorhin mit einem Freund und Kollegen telefoniert. Er ist auf dem Weg hierher. Meiner Ansicht nach kann es nicht mehr lange dauern, bis er hier eintrifft.«
»Wirklich?«
»Warum sollte ich Sie anlügen?«
Lilian schaute wieder gegen die Wand. »Das Bild ist noch da. Es lebt, glaube ich. Aber jetzt sieht es aus wie tot. Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll.«
»Kommen Sie weiter.«
Die zerstörte Tür war bereits zu sehen. Sie führte zu einem Flur, von dem auch der Eingang zum Geschäft abging. Ich konnte einen Blick in den Laden werfen und sah dort ein großes Durcheinander an verschiedenen Waren, die allesamt ihre Gerüche abgaben, sodass uns diese wie ein Schwall erreichten.
Mich überraschte nur, dass sich keine Gaffer im Flur versammelt hatten. Die Tür hatte ich nicht lautlos aufbrechen können, aber dafür schien sich niemand zu interessieren.
Ich warf einen Blick zurück. Noch verfolgte uns niemand. Auch die Stone nicht und so konnten wir die nächsten Schritte hinter uns bringen.
Je näher wir der Tür kamen, desto besser ging es Lilian Wayne. Sie konnte sogar schwach lächeln, doch dieses Lächeln erstarb jäh, als wir plötzlich ein huschendes Geräusch in unserer Nähe hörten, das ich als Alarmsignal ansah.
Ich fuhr herum und war noch in der Bewegung, als etwas dicht vor mir zusammenklappte.
Zwei Hälften, ein Mantel!
Assunga war da.
Der Gedanke peitschte noch in mir hoch, dann traf ein Schlag meinen Kopf, der mich zu Boden schickte.
Aus!
***
Nein, es war nicht aus. Zumindest nicht für mich, denn meine Bewusstlosigkeit dauerte nicht lange. Ich hatte auch während dieses Zustands Geräusche und Frauenstimmen gehört, nur war ich nicht in der Lage gewesen, darauf zu reagieren. Auch dass ich regelrecht abgeschleppt wurde, daran ließ sich nichts ändern.
Aber ich verdaute den Schlag recht schnell. Und ich stellte zusätzlich fest, dass keine Schmerzen meinen Schädel malträtierten. Dieser letzte Zustand war wirklich seltsam gewesen, aber es gab eine Erklärung dafür und die hieß Assunga.
Die Schattenhexe war stark und auf keinen Fall zu unterschätzen.
Ich hatte ja damit gerechnet, dass sie mich stoppen würde. Das war ihr auch gelungen, nachdem sie mich in einer trügerischen Sicherheit gewiegt hatte.
Und nun?
Es war nicht unbedingt leicht für mich, wieder normal zu werden.
Mit einem Auftauchen aus der Bewusstlosigkeit war das nicht zu vergleichen, aber ich musste mich schon zurechtfinden und hatte zunächst den Eindruck, auf dem Boden zu liegen, aber das auch nicht richtig, sondern in einer anderen Position, die bei mir für eine Schräglage sorgte.
Mir brummte noch der Schädel. Allerdings auch nicht wie nach einem harten Schlag. Es war mehr ein Summen, das ihn durchtoste und mich ablenkte.
Etwas allerdings spürte ich trotzdem. Es war der leichte Schmerz und zugleich der Druck in der Mitte der Kehle. Zusätzlich traf ein warmer Atem mein Gesicht.
Auch das war nicht normal, aber ich dachte nicht näher darüber nach, sondern öffnete die Augen, und allmählich nahm ein Bild Gestalt an. Es kam mir vor, als wäre ich aus einem bösen Traum erwacht und musste nun feststellen, dass sich mein Traum leider bewahrheitet hatte, denn ich schaute in das Gesicht der Margret Stone.
Noch kam es mir leicht verschwommen vor, aber das änderte sich in den nächsten Sekunden.
Die böse Fratze blieb!
Mir sprühten die Gefühle entgegen, die diese Person für mich empfand. Es war der reine Hass und die Freude darüber, dass ich es nicht geschafft hatte.
Auch der Schmerz am Hals war zu erklären. Assunga hatte ihrer Dienerin den dunklen Dolch zurückgegeben, dessen Spitze meine Kehle berührte und dort bereits eine Wunde hinterlassen hatte, aus der Blut gelaufen war.
»Eine falsche Bewegung, und du bist tot. Dann durchsteche ich dir den Hals!«
Ich glaubte es ihr aufs Wort. Deshalb blieb ich auch bewegungslos
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