1363 - Krieg der Städte
während seines Aufenthalts in der Höhle. Er hatte den Sinn für den normalen Zeitablauf verloren. Er schlief aus Langeweile, und sein Geist und sein Körper benötigten den Schlaf nicht. Rhodan träumte jedesmal, und sein Anzug hatte Mühe, die Schweißausbrüche des Körpers zu absorbieren.
Er fuhr von der Liege auf. Sie war auf dem Sockel verrutscht, aber er beachtete es nicht. Blinzelnd richtete er seine Augen auf das eine Ende des Ovals. Dort manifestierte sich eine Leuchterscheinung, und der Gedanke an einen Transmitter tauchte wieder in seinen Gedanken auf.
Aus dem grellen Licht schälten sich die Umrisse eines Tisches, ebenso oval wie die Höhle und aus Stein gemacht. Der Tisch war gut zehn Meter lang, und an der breitesten Stelle maß er etwa die Hälfte. Perry näherte sich der Erscheinung und überzeugte sich aus kurzer Entfernung, daß er keiner Halluzination zum Opfer fiel. Der Tisch war real. und ebenso wirklich war die Wärme. die von ihm ausging.
Rhodan griff in eine seiner Taschen und zog den Rest eines Konzentratriegels hervor. Er schob ihn sich in den Mund und begann darauf zu kauen. Ein wenig zog er sich von dem Tisch zurück, der gar nicht nach einem Eßtisch aussah. Seine Augen nahmen ein leichtes Irisieren am hinteren Ende der Platte wahr.
Sechs rote Flammen züngelten empor und standen flackernd in der Luft hinter dem Tisch. Sie blieben an der Stelle hängen, an der sie erschienen waren. Ihre Spitzen tanzten hin und her, und der Terraner fragte sich, was die sechs Flammen zu bedeuten hatten.
Girratu, die Göttin des Feuers, durchzuckte ihn ein Gedanke. Er stutzte und suchte nach einem Hinweis, daß sich der Gedanke von außen in seinem Bewußtsein manifestiert hatte. Er fand keinen und erhielt auch keine Gelegenheit, sich weiter damit zu befassen. „Perry Rhodan!" begannen die sechs Flammen aus einem Mund zu sprechen. „Fremder aus einem fremden Universum. Du hättest gut daran getan, wenn du nicht in das Universum der Vollendung gekommen wärst. Du bist ein Störenfried, denn du kannst dich nicht für die Vollendung entscheiden."
Die Flammen redeten mit haurischer Zunge zu ihm, und Rhodan antwortete in derselben Sprache. „Ihr wißt, daß ich nicht absichtlich hergekommen bin", sagte er. „Ein unerbittliches Schicksal hat mich hierher verschlagen. Mein oberstes Ziel ist es, in meine Heimat zurückzukehren!"
„Du suchst dieses Ziel, aber du wirst es nicht finden. Der Gedanke, du müßtest hierbleiben und einen Teil der letzten sechs Tage mit uns verbringen, macht dir zu schaffen, nicht wahr? Du bist nicht von dem allein glücklich machenden Atem durchdrungen, der deinem Aufenthalt einen Sinn geben könnte."
Rhodan gab keine Antwort darauf. Er starrte unverwandt die Flammen an und versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er spürte das Verlangen in sich, den neugierigen Flammen sein Herz auszuschütten und ihnen alles zu erzählen, was ihn bewegte. Mit aller Kraft entschloß er sich dagegen und schwieg. „Antworte!" verlangten die Flammen. „Du stehst vor dem Tribunal des Hexameron. Du bist uns eine Antwort schuldig!"
„Ich schulde niemand etwas", entgegnete der Terraner barsch. „Was wollt ihr eigentlich von mir?"
„Das weißt du nicht? Sieh uns an!"
Rhodan wollte die Augen von den sechs Flammen nehmen, aber er schaffte es nicht. Sie waren wie festgeschweißt, und die Flammen irrlichterten vor seinem Bewußtsein und vereinigten sich in ihrer Leuchtkraft zu einer einzigen, in die er schwerelos hineinstürzte. Die Flamme sprach weiter zu ihm, und sie erzählte ihm all das über die letzten sechs Tage, was er aus den Erzählungen der Hauri bereits kannte. Rhodan hörte von dem Herrn Heptamer, dem Herrn Siebentag, und er kannte die Namen der Götter bald auswendig. Er ertappte sich dabei, wie er den Erzählungen aufmerksam lauschte, als hätte er sie noch nie gehört. Als sie endeten, züngelten vor ihm wieder die sechs Flammen, und das Tribunal des Hexameron verkündete: „Entscheide dich gut, und entscheide dich bald. Du kannst deine ganze Kraft in den Dienst des Herrn Heptamer stellen und damit ein Universum glücklich machen. Du kannst aber auch den Krieg wollen und dich damit selbst zerstören. Maghruu Maghaa, wie wir die Galaxis nennen, in der du dich befindest, zittert.
Es wird ihr Gewalt angetan. Ungläubige versuchen, sie aus dem Plan der Vollendung zu lösen und damit diesen Plan zu gefährden. Es besteht die Gefahr, daß der Sechste Tag nicht zum
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