1365 - Die Astrologen von Hangay
entschied sich, ob er als Gegenwert ein oder mehrere Horoskope dafür geben konnte. War er dann endlich seine Zettel los, dann freute er sich nicht über den erzielten Gewinn, sondern stürzte sich ins Gedränge, suchte sich irgendeine Gruppe aus, wanderte von einer zur anderen, bis er eine gefunden hatte, die ihm das bot, wonach er suchte, und brachte die Münzen wieder unter die Leute. Dabei konnte es durchaus sein, daß er eine Tasche von Münzen gegen eine mit Kreide beschriebene Tafel eintauschte ... die ihm später vielleicht nur eine einzige Münze einbrachte, wenn überhaupt, denn es mochte auch sein, daß er von dem, was ihm die Tafel zu sagen hatte, so enttäuscht war, daß er die Schrift einfach löschte.
Aber ein dermaßen enttäuschter Benguel war nicht lange betrübt. Er holte einfach einen nadelfein gespitzten Kreidestift aus der Tasche, hockte sich irgendwo in eine stille Ecke, kramte Tabellen, manchmal auch zerknitterte Schmierzettel, Winkelmesser und andere Hilfsgeräte hervor und begann dann von neuem mit der Erstellung eines Horoskops für jedermann.
Wenn einem die Sterne in diesem Moment noch wohlgesinnt waren, konnten sie einem in der nächsten Minute schon wieder den persönlichen Weltuntergang prophezeien. Aber depressiv wurden die Benguel darum nicht, obwohl sie solche Prophezeiungen sehr ernst nahmen, sondern sie machten sich daran, die Sterne neu und anders zu deuten, bis sie ein positives Horoskop hatten. Aber natürlich war auch das nicht endgültig. Denn schon an der nächsten Ecke konnte man sich ein weniger positives Horoskop einhandeln.
Rhodan fand in der ihn umgebenden Hektik nicht heraus, nach welchen Richtlinien die Benguel ihre Horoskope erstellten. Aber natürlich mußte es eine allgemein gültige Basis geben, denn Rhodan wollte nicht glauben, daß jeder Benguel willkürlich und nach eigenem Gutdünken die Sterne deuten durfte.
Es sah zwar alles wie Scharlatanerie und Hokuspokus aus, aber dies wohl nur für den Unwissenden. Die Benguel jedoch waren mit den Spielregeln ihrer Astrologie aufgewachsen und brauchten nicht lange darüber nachzudenken und Horoskope lange zu studieren, um sie als „echt" oder als Bauernfängerei zu erkennen.
Rhodan selbst hatte gute Lust, sich selbst als Astrologe zu versuchen ... Er hatte es ja in gewisser Weise bereits getan, als er Obren, den achten Planeten des Guberniums, in Gang gesetzt und damit eine Völkerwanderung ausgelöst hatte. Aber wie ihm der eine Benguel, dessen Aufmerksamkeit er zu erregen versucht hatte, schon sagte, war er nur der Verursacher gewesen, dem keine große Bedeutung zukam.
Es kam auf das Ergebnis an! Und erst wenn er zu dem von ihm erzielten Ergebnis stand, es quasi patentieren ließ, konnte er sich einen Namen machen.
Inzwischen, während er sich mit Jordan und Beodu einen Weg durch die überfüllten Straßen kämpfte, kannte er das Ergebnis, das er mit seiner Handlung erzielt hatte. Es sah nicht gut aus, und darum wollte er es auch nicht für sich in Anspruch nehmen. Das stand ihm zu, er konnte sich davon distanzieren, der Benguel hatte es gesagt.
Er hatte einiges aufgeschnappt, zumeist aus den Ausrufen der hausierenden Horoskopverkäufer, was sich zu einem Ergebnis abrundete.
Wie ihm der Pikosyn bereits erklärt hatte, kamen der fünfte und der sechste Planet in Konjunktion. Das war für die benguelischen Astrologen ein einmaliges Ereignis, ein Superaspekt sozusagen, nur vergleichbar mit der coniunctio aurea, dem Königsaspekt für die altterranischen Astrologen der Konjunktion der Zwillingsplaneten Jupiter und Saturn.
Und die Benguel fieberten nun der Konjunktion ihrer Zwillingsplaneten Impon und Galai entgegen, erwarteten sich davon ein elementares Ereignis. Und nun hatte Rhodan die Planeten des Guberniums in Gang gebracht und wieder zum Stillstand, und dabei hatte sich eine wenig erfreuliche Konstellation ergeben. Impon in Opposition und Galai in westlicher Quadratur - ein Aspekt, der von Unheil kündete. Die Benguel waren nun dabei, und darum waren sie von besonderer Hektik erfüllt, das Beste aus der Situation zu machen und Horoskope zu erstellen, die zumindest positive Teilaspekte aufzeigten. Immerhin stand demnach Aurel in unterer Konjunktion, also zwischen Tuyon, der Benguelwelt, und der Sonne Sasak, und das war doch zumindest ein Lichtblick für die bis zu fünfjährigen Benguel, deren Gubernator der erste Planet Aurel war, und eine solche Konjunktion konnte für manchen Knirps dieser Altersgruppe
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