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1365 - Die Astrologen von Hangay

Titel: 1365 - Die Astrologen von Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Klumpen geworden waren, betrieb er dieses Haus. Der Titel Gubernator war im Sinn von Hausherr gemeint und hatte keinerlei astrologische Bedeutung, ganz im Unterschied zu einem astralen Gubernator, womit man einen planetarischen Regenten eines bestimmten Lebensalters bezeichnete.
    Eserfim war zweiundzwanzig Jahre, sein Gubernator war der vierte Planet Quett. Gemmenschneiders Gubernator war dagegen die Sonne Sasak, was besagte, daß er älter als fünfzig Jahre alt war.
    Nachdem Eserfim Rhodan und seine Begleiter zum Herbergsbesitzer geführt und ihm deren Situation dargelegt hatte, winkte ihnen Gemmenschneider zu und führte sie von der Baustelle fort in den fertiggestellten Teil des Hauses, das aus drei Stockwerken bestand. Gemmenschneider führte sie ins oberste Geschoß, wobei er ächzte und stöhnte und sich darüber beklagte, daß seine Hände unter einem solchen Unstern standen. Er ging mit keinem Wort auf die Andersartigkeit von Rhodan und dessen Begleitern ein, auch sprach er nicht über den Preis von Kost und Quartier.
    Rhodan überlegte sich indessen, wie er den Benguel ködern konnte, und hielt leise Absprache mit seinem Pikosyn über die Möglichkeiten, die ihm gegeben waren. „Eine Laser-Show läßt sich schon machen", kommentierte der Pikosyn Rhodans Ausführungen. „Ein Holorama, eine Simulation des Sasak-Systems, ist auch kein Problem. Aber ich besitze keinerlei seriöse Angaben über die Astrologie der Benguel, um damit zu beeindrucken."
    „Wo man nicht beeindrucken kann, muß man bluffen", sagte Rhodan. „Ich mache mir meine eigene Astrologie."
    Zu diesem Entschluß war Rhodan gekommen, als er erkennen mußte, wie wenig er selbst über die terranische Astrologie wußte, nämlich ein paar Begriffe bloß, bruchstückhafte Zusammenhänge von Tierkreiszeichen und Häusern und den ihnen zugeordneten Planeten, nicht genug jedenfalls, um etwas Brauchbares, ein Horoskop gar, damit zu erstellen.
    Gemmenschneider wies ihnen zwei Räume zu, die völlig leer waren, fügte jedoch hinzu, daß sie sich benötigte Gebrauchsgegenstände nach Bedarf aus der „Rumpelkammer" holen konnten -das schien in benguelischen Absteigen so üblich. Rhodan ging nicht weiter darauf ein. „Und was kostet das Quartier?"
    „Habt ihr Gemmen? Nein? So seht ihr auch nicht aus." Es geschah zum erstenmal, daß ein Benguel auf ihre Andersartigkeit anspielte. „Aber irgendein Talent werdet ihr schon haben. Ihr könnt die Kosten abarbeiten."
    „Ich würde gerne sogleich einen Vorschuß leisten", sagte Rhodan.
    Der dicke Benguel spannte sich an, sah ihn erwartungsvoll an, während er seine gichtigen Hände knetete. „Ein Horoskop gefällig?" bot Rhodan an.
    Jordan zog sich in den anderen Raum zurück, seine verschwommene Silhouette war durch die milchige Papierwand zu sehen. Beodu zog sich in einen der elf Winkel des unregelmäßig vieleckigen Zimmers zurück und streckte sich auf dem Boden aus.
    Gemmenschneider registrierte es kaum. Er stand wie hypnotisiert da und verschlang Rhodan förmlich mit den Augen. Er wunderte sich nur, daß der fremde Astrologe, der immerhin schon als Verursacher im Großen Gubernium tätig gewesen war, keinerlei sichtbare Instrumente bei sich hatte. Seine vorgestreckten Hände mit den nach oben gedrehten Handflächen waren leer. Wie sollte er ein Diagramm des Himmels und der Sterne zeichnen? Wie seine Berechnungen über den Lauf der Gestirne anstellen?
    Ohne Winkelmaß, Zirkel, Rechenschieber oder Knotenschnur, ohne Stempel - wie konnte er da seine oder seines Klienten Hand- oder Gesichtslinien aufs Firmament übertragen?
    Das alles brauchte der fremde Astrologe nicht. Er war ein Begnadeter, ein Zauberer.
    Plötzlich ließ er in seinen hohlen Händen eine Sonne entstehen: Sasak. Die Sonne schwebte wie eine Seifenblase davon, und aus des Astrologen Hand wurde ein Planet geboren. Ein winziges Sandkorn im Vergleich zur Sonne Sasak - aber es war der erste Planet Aurel, Schutzherr der Ungeborenen, der Neugeborenen und der Wiedergeborenen, Gubernator des kleinen Kindes.
    Und dann kamen die anderen Planeten aus dem Schoß seiner hochsensiblen Hände - was für Gemmen könnten dieses Hände anfertigen! -: Duun, gelb verschleiert, heiß dampfend; Tuyon, blau und rein wie der Meereskristall; Quett, spröde, trocken, ganz leere Wüste; Impon, der mächtigste von allen, blutrot und violett beringt; Galai, hinterhältiggrau, geheimnisvoll wie das Nichts zwischen Tod und Wiedergeburt; Sintra, kalt, eisiggrün, zernarbt

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