1365 - Die Astrologen von Hangay
von den Irrläufern des Kosmos; Obren, unscheinbar in der Ferne, drohend aus der Nähe, ganz aus schwarzem Mineral, schwer und behäbig, der langsamste von allen, aber kompakt, voll beladen mit den Geistern, die im Zwischenbereich so lange auf ihre Wiedergeburt warten müssen - ein Ort der Verdammten.
Gemmenschneider war versucht, das Kreisen der Planeten zu beobachten und die Konstellationen astrologisch zu deuten, im Kopf einfache Berechnungen anzustellen. Aber sein Geist schaffte das nicht ohne Hilfsmittel, und dann war da noch die Stimme des Astrologen, die ihn ablenkte. Zuerst konnte er den komplizierten Ausführungen nicht folgen, obwohl der Astrologe seine Sprache sprach. Er wandte nicht die Gesetze der allgemeinen Astrologie an, verwendete zwar vertraute Begriffe, setzte diese aber völlig verfremdet ein.
Das war eine ganz neue Astrologie: eine unbekannte Methode des Sternlesens, die darauf verzichtete, die komplizierten und verschlungenen Pfade der kosmischen Bestimmung rechnerisch nachzuvollziehen, sondern vielmehr in der Lage war, auf Anhieb die Summe aller kosmischen Fakten in einem Ergebnis auszudrücken. „Dies ist die Weltenuhr, von der wir das Werden und Vergehen ablesen können", sagte der fremde Astrologe. „Wenn wir die Gesetze kennen, die den Lauf des Uhrwerks bestimmen, dann können wir sie dazu anwenden, um dem, was ist, vorauszueilen und in die Regionen zu blicken, in denen sich das Kommende befindet. Wir blicken in die Zukunft.
Und wenn wir wissen, wie die Weltenuhr funktioniert, so können wir daraus auf den Gang der Planetenuhr schließen. Und das Ticken der Planetenuhr verrät uns den Stand der Lebensuhr eines jeden Individuums.
Und weil wir das wissen und das Geheimnis des kosmischen Räderwerks kennen, können wir in die Zukunft eines jeden Geschöpfes dieses und aller anderen Universen Eingriff nehmen. Dein Wesen ist im kosmischen Getriebe ebenso enthalten, ich sehe nun sein Muster ganz genau vor mir. Ich greife hinein in den Mikrokosmos deines Seins, das aus Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem besteht, und spinne daraus einen Faden. Und ich teile den Faden und mache eine Doppelspirale daraus. Und nun habe ich eine Spirale mit negativer Polung und eine Spirale mit positiver Polung", sagte der fremde Astrologe.
Gemmenschneider versuchte, das Gehörte in Werte der ihm geläufigen Astrologie umzusetzen.
Manchmal gelang ihm das, aber nicht immer. Das Bild der Doppelspirale war ihm zu abstrakt, weil er keine Ahnung davon hatte, wie man an einem solchen körperlosen Faden Schicksal und Schicksale auffädeln könnte. „Das ganze Universum auf einer solchen zweipoligen Doppelhelix", sagte der Astrologe. „Und eine solche Doppelhelix für jedes Ding, für jedes Geschöpf. Eine solche Doppelhelix auch für dich ..."
Für mich, Gemmenschneider! fügte der alte Benguel in Gedanken hinzu, weil er das auch von dem Astrologen erwartete. Aber der sprach es nicht aus. „Ah, da verbirgt sich dein wahrer Name", sagte der Astrologe statt dessen. „Ich sehe viele wahre Namen, oja, ich erblicke ein ganzes Universum aus Geheimnamen. Einer dieser geheimen Namen steht für das Morgen, für dein Morgen... Der wahre Name für dein Morgen heißt Glück. Wunscherfüllung. Jawohl, dir wird etwas gelingen, du wirst etwas erreichen, dir wird etwas gegeben, das du dir schon lange sehnlichst gewünscht hast. In der Tat, deine Zukunft steht unter einem guten Stern. Der Stern heißt..."
Der alte Benguel war von den Prognosen des Astrologen so fasziniert, daß er sich nicht rührte, nicht zu atmen wagte und sogar vergaß, seine schmerzenden Hände zu kneten. Dabei verlangte alles in ihm nach Bewegung, es tat fast weh, an ein und demselben Platz still zu stehen. „Da sind noch mehr geheime Namen", sagte der Astrologe. „Wahre Namen! Namen, die den Wissenden alles verraten. Es gibt keine Geheimnisse mehr. Die Schöpfung wird dir offenbar. Und ich nenne diese Namen: Zeit der Reife ... Und es gibt einen Ort der Sammlung ... Da ist der Name ESTARTU... Und am allerdeutlichsten sehe ich den wahren Namen eines Individuums, das ich kenne. Es steht vor mir. Ich sehe dich, der du als Gemmenschneider berühmt geworden bist, bevor das Schicksal deine Hände knüppelte. Ich sehe deinen wahren Namen, Gemmenschneider. Er lautet..."
„Nein, nicht!" rief Gemmenschneider entsetzt. „Sprich ihn nicht aus, behalte ihn für dich."
Er konnte nicht mehr an sich halten, er mußte sich Erleichterung verschaffen, seine
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