1367 - Brennpunkt Pinwheel
Kazzenkatts, hatte verzweifelt versucht, sich aus ihrem Turm zu befreien und ihrem Bruder zu folgen, wohin auch immer. Es war ihr nicht gelungen. Sie war in den Kerker gebannt und endete nach einiger Zeit wieder im Kreislauf schrecklicher, den Verstand zerrüttender Alpträume.
Bis irgendwann nach Tausenden von Jahren Agenten der Genetischen Allianz auf Sarlengort landeten, in die Träume einbrachen und die tiefsten Gedanken und Gefühle von Kazzenkatts Schwester anzapften und beschlossen, sie zu ihrem Werkzeug zu machen.
Denn sie wollten, daß sie ihren Bruder aufspürte und tötete ...
Doch das lag schon sehr lange zu rück.
Denn viele tausend Jahre waren wie ein Tag.
Und jetzt ...
Es war einmal.
Irgendwo und irgendwann trat sie als Nasharati Boshaigun auf, um den Geheimbund der Gempen-Brüder zu unterwandern, dessen Aktivitäten schon in vielen Raumsektoren der Milchstraße zum Zusammenbruch von ganzen Wirtschaftszweigen geführt hatten und die immer wieder Zwietracht zwischen den raumfahrttreibenden Zivilisationen säten.
In Wahrheit hieß sie allerdings Iruna von Bass-Teth und war eine Angehörige der akonischen Hocharistokratie, denn das Geschlecht derer von Bass-Teth hatte eine Ahnenreihe, die bis zu den Anfängen der Gründung des Akonischen Reiches zurückreichte. Viele große Staatsmänner, erfolgreiche Raumadmiräle und Schlachtenlenker, Diplomaten und Kolonisatoren hatten die von Bass-Teth hervorgebracht. Es hieß sogar, daß ihr Geschlecht schon zur Blütezeit des Lemurischen Imperiums wichtige Führungspositionen besetzt hatte - und wahrscheinlich reichte ihr Ursprung bis in die Zeit vor mehr als 200.000 Jahren zurück, als verbrecherische Genetiker der Takerer aus den Urmenschen der Erde und entführten Ganjasen das Volk der Lemurer heranzüchteten.
Auch Iruna von Bass-Teth hatte einen Beruf ergriffen, in dem sie ihrem Volk den größten Nutzen zu bringen glaubte. Sie war dem Energiekommando, dem Geheimdienst Akons, beigetreten und nach langjähriger intensiver Ausbildung und einem Bewährungspraktikum zur Spitzenagentin aufgestiegen.
In dieser Funktion und in der Maske der Gäanerin Nasharati Boshaigun, einer Technologie-Transfer-Abwicklerin vom Planeten Gäa in der Dunkelwolke Provcon-Faust, war sie im Jahre 428 Neuer Galaktischer Zeitrechnung in den kleinen Kugelsternhaufen Gruum, der nach dem Sternenkatalog der Kosmischen Hanse NGC 7006 benannt war, geflogen, um sich mit einem Hanse-Spezialisten zu treffen und mit seiner Hilfe in den Geheimbund der Gempen-Brüder einzusickern.
Eine solch enge Zusammenarbeit zwischen Akonen und Terranern wäre noch vor einigen hundert Jahren undenkbar gewesen. Viel früher hatten sich beide Völker sogar erbittert bekämpft, vor allem auf Geheimdienstebene. Doch im Zeitalter der Kosmischen Hanse hatten sich über enge wirtschaftliche, technologische und kulturelle Verflechtungen gegenseitige Abhängigkeiten und gegenseitiges Verständnis und fast so etwa wie Freundschaft entwickelt.
Iruna steuerte ihr schnelles und technisch hochwertiges Raumschiff zu den ihr genannten Koordinaten, wo sie auf eine kodierte Funkbotschaft des Hanse-Spezialisten Ezra van Aalen warten sollte. Die Wartezeit zog sich hin, und Iruna lauschte mit der Passiv-Ortung der MINAMOTO, wie ihr Schiff in Anlehnung an die uralte terranischjapanische Tradition der echten Boshaigun-Familie von Gäa hieß, und mit einigen speziellen, gegen Anpeilung gesicherten Aktiv-Ortungssystemen in den rötlich glühenden Neben hinein, in dessen Zentrufn sie sich verbarg.
Sie lauschte aber nicht nur mit technischen Systemen, sondern auch mit ihrem Geist, denn sie besaß den Schatten einer Fähigkeit, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf das ganjasische Erbteil ihrer Familie zurückging.
Soweit sie die Geschichte derer von Bass-Teth zurückverfolgen konnte, war diese Fähigkeit nie zuvor auf getreten. Auch sie selbst hatte während ihrer Kindheit und Jugend nichts davon geahnt, daß ein Relikt dieser Fähigkeit in ihr schlummerte. Erst während eines Agenteneinsatzes war das Relikt in einer kritischen Situation durchgebrochen, und sie hatte die sechsdimensionale Energiekonstante des Bewußtseins ihres gefährlichsten Widersachers anpeilen und so erkennen können, daß er eine Annäherung an ihr Versteck von Süden her vortäuschte, während er in Wirklichkeit von Osten her kam.
Das hatte ihr damals das Leben gerettet.
Und diesmal versuchte sie abermals, dieses Relikt einer ererbten Fähigkeit
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