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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Kratersee aus mit dem schweren Gepäck auf den Weg gemacht hatte, litt seine Körperhülle unter den tiefen Temperaturen. Die Minus-Grade, die während des so genannten Winters herrschten, ließen seinen Bewegungsablauf eckig und kantig erscheinen. Sie beeinflussten zudem die Lebensfunktionen, schränkten gar die geistigen Kapazitäten ein.
    Rul’fan, der besonders hellhäutige und hellhaarige Mann, mochte ein entscheidender Faktor bei der Eroberung der Feindesbastionen sein. Sho’lan’dees kannte ihn dank der Berichte Thgáans, die ihm weitervermittelt worden waren. Er fühlte, dass der Primärrassenvertreter bereit war, Befehle zu empfangen. Aber solange die Kälte ihn lähmte, verzichtete er darauf, dieses Mittel anzuwenden, denn es hätte bedeutet, ihn permanent unter Kontrolle zu halten.
    Sho’lan’dees hatte gelernt, sich anzupassen. Stets ein undefinierbares Grinsen in das Gesicht seiner Körpertarnung zu setzen und möglichst immer das Gegenteil von dem zu tun, was die Primärrassenvertreter als normal ansahen. Das reizte sie zum Lachen.
    Die Alten mit ihren gebrechlichen, hinfälligen Körpern verschwanden allmählich hinter den Hügeln. Sho’lan’dees hatte ihre bescheidenen Versuche gespürt, seinen Geist zu beeinflussen. Ihm vorzugaukeln, dass sie jung und geheimnisvoll seien, dass Stolz, Erhabenheit und Würde sie umgab.
    Vielleicht waren die Primärrassenvertreter um Mutter Wendell in früheren Jahren einmal mit dem Kristallgefäß eines seiner hierher versprengten Artgenossen in Berührung gekommen und hatten dabei Fähigkeiten übernommen, die unter ihresgleichen als Hypnose und Telepathie bezeichnet wurden. Vielleicht nutzten sie seitdem diese Kräfte, um Ruhe zu haben vor den primitiven Barbarenhorden und ihr Leben in Würde beenden zu können.
    Was mochten die Schausteller gesehen haben? Etwa hübsche, gerade gewachsene Gestalten, die in Ruhe das unglaubwürdige Theaterspiel Will Shags genossen?
    Sho’lan’dees verzog das Gesicht zu dem Grinsen Robin Goodfellows. Ein Mensch hätte an dieser Stelle gelacht und von Zynismus gesprochen.
    Denn die Alten waren verkrüppelt und ächzten unter den Schmerzen ihrer Körper. Die wenigen Jüngeren unter ihnen waren gezeichnet vom Schicksal der Eltern.
    Mutter Wendell, deren Finger verwachsen waren und die derart stotterte, dass kaum ein Satz verständlich blieb, drehte sich an der Kuppe des Hügels nochmals um und blickte zurück.
    Die Menschen rings um Sho’lan’dees waren in tiefem hypnotischen Schlaf versunken. Nur er stand da, mitten auf der Bühne. Die alte Frau sollte wissen, dass er ihr Wirken durchschaut hatte.
    Am liebsten wäre er hinterher gehetzt, hätte diese lächerlichen und hinfälligen Gestalten wie Blätter zerrissen; nur um zu zeigen, dass er ein Daa’mure war. Einer, der diesen Planeten nach dem Dahinscheiden des Menschengeschlechts für sich beanspruchen würde.
    Doch es wäre irrational gewesen, diesem Gedanken nachzugeben. Es fehlte ihm die Kraft, vor allem nach der langen Theatervorstellung dieser Nacht.
    Vorerst musste er seine Rolle spielen und zusehen, dass er unerkannt und unauffällig an sein Ziel gelangte, das er bereits der Truppe schmackhaft gemacht hatte. Um dort jene Aufgabe zu erfüllen, die ihm der Sol zugedacht hatte.
    Langsam, mit den gewohnten Kälteschmerzen in Armen und Beinen, stieg er vom Podium.
    Hier lag Will Shag und träumte mit offenen Augen von einer Welt voll törichtem Schauspiel. Dort Ritch Burbetsh, der seinem Herrn ergeben folgte. Dort Dig Cowley, der verschlagene Kerl, der ihm manchen Streich gespielt hatte und dem Sho’lan’dees einen nicht allzu schnellen Tod bereiten würde, sobald sich die Gelegenheit ergab.
    Und der hier war… Rulfan.
    Konzentriert bildete Sho’lan’dees eine krallenbewehrte Echsenhand seiner ursprünglichen Körperform aus. Fuhr damit über Rulfans Hemd, zerriss die Hornknöpfe, fühlte die Wärme des Körpers. Glitt hinauf über den Hals – hier gab es in der menschlichen Anatomie eine Schwachstelle, die rasches Töten erleichterte – über das Kinn und die Wangen zur Stirn.
    Sho’lan’dees legte die gesamte Handfläche auf den Kopf des Primärrassenvertreters, presste ihn nieder. Er spürte die virösen Bausteine, die ein anderer seiner Art an dieser Stelle hinterlassen hatte. Ein paar Temperaturgrade und ein paar Prozente Lebenskraft mehr, dann würde dieser Menschenkörper das tun, was er wollte.
    Eine Option, die er zu gegebener Zeit nutzen

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