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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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wollte…
    Schwer atmend richtete sich Sho’lan’dees auf, ballte die schuppige Hand und verwandelte sie mit dem letzten Quäntchen Kraft zurück in die eines Menschen. Langsam taumelte er einige Schritte zur Seite und ließ sich kraftlos zu Boden fallen.
    Diesmal musste er die Schwäche nicht vortäuschen…
    ***
    Auch wenn ich Rulfans Flucht nicht gutheißen kann – ich verstehe sie. Jede Nacht erwache ich schreiend, krame in meinem Gedächtnis nach Vergessenem und suche nach Zeichen der Beeinflussung.
    Bin ich noch ich selbst, oder hat ein fremder Geist, während ich schlief, nach mir gegriffen?
    Ich fühle mich innerlich beschmutzt und… geschändet.
    Die Daa’murin hat mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit Spuren in meinem Kopf hinterlassen. Ich bin vermutlich nach wie vor eine »Schläferin« des Feindes, die binnen weniger Momente reaktiviert werden kann.
    Diese Vorstellung treibt mich in den Wahnsinn…
    (Aus den handschriftlichen Aufzeichnungen von Eve Neuf-Deville)
     
    8. Danach
    Das Erwachen am nächsten Morgen war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.
    Einerseits schien die Sonne bei völliger Windstille und schmolz Eis und Schnee derart rasch, dass man dabei zusehen konnte. Andererseits waren die Schausteller von einer guten Laune beseelt, die einfach ansteckend war.
    Lediglich Dig Cowley fluchte unbeherrscht, als er mit glänzenden Augen den ledernen Beutel, den er um den Hals gebunden trug, öffnete – und in Wisaau-Kot griff. Wie auch immer Mutter Wendell es angestellt hatte: Der gierige Mann wurde mit Wagenladungen voll Spott und Hohn bestraft.
    Noch während des weiteren Tagesverlaufs verstummten alle Gespräche über die Alten. Eine stille Übereinkunft schien zu bestehen, die Erlebnisse des Vortages zu verschweigen. Es war nicht nur der Gedanke, dass ihnen ohnehin niemand glauben würde. Vielmehr vermeinte Rulfan den Wunsch Mutter Wendells zu spüren, dass man über die letzte Nacht nicht sprach.
    Rulfan packte mit an, wo auch immer es notwendig war.
    Jedoch hielt er bei aller schweißtreibenden Arbeit nach Demjenigen Ausschau, der laut Mutter Wendell »Dinge so sah, wie sie waren, und nicht so, wie man sie sehen sollte«.
    Meinte sie damit einen Daa’muren? Aber hätte der dann nicht längst versucht, ihn zu beeinflussen?
    Auch Rulfan wurde aus ihren Worten nicht schlau. Doch er blieb wachsam.
    »Wohin jetzt, Master Shag?«, fragte er in einer kurzen Arbeitspause den Anführer der Schausteller.
    »Nach Norden, junger Mann!« Will Shag pfiff eine beschwingte Melodie. »Spürt Ihr nicht auch frische Kraft in Euren Knochen? Ist Euch nicht ebenso, als wolltet Ihr Bäume ausreißen?«
    »Ja. Es geht mir recht gut«, antwortete Rulfan vorsichtig.
    Nach Norden – das bedeutete…
    »Ich habe schon lange daran gedacht, in Salbuur Station zu machen. Es existieren höchst interessante Erzählungen über diese Buckelmenschen…«
    »Bunkermenschen«, verbesserte Rulfan.
    »Ah. Nun, Robin Goodfellow kommt wohl von dort und hat uns so vieles berichtet, dass ich darauf brenne, es mit eigenen Augen zu sehen.«
    »Es wird dir nicht gefallen in Salbuur, Master Shag«, sagte Rulfan. »Es ist ganz… anders, als du glaubst…«
    »Papperlapapp«, schnitt ihm der Primmentor energisch das Wort ab. »Der gejagte und gehetzte Mann spricht aus Euch! Aber ich meine, dass auch für Rulfan der Moment gekommen ist, sich den Geistern der Vergangenheit zu stellen.«
    »Das… kann ich nicht. Noch nicht.« Rulfan verlangsamte seinen Schritt und blieb schließlich stehen. »Man wird mich wieder erkennen. Es gibt einen Haufen Fragen, die ich nicht beantworten kann und will. Und es gibt Begegnungen, die mehr Schaden anrichten, als sie Gutes tun. Es ist die falsche Zeit…«
    Will Shag blieb ebenfalls stehen, drehte sich um und legte ihm schwer die Hand auf die Schulter. »Es ist nie die richtige Zeit, Master Rulfan! So empfinden wir Menschen nun einmal. Denn es erfordert immer gewaltige Anstrengungen, über den eigenen Schatten zu springen.«
    »Du begreifst nicht, Will Shag…«
    »Ich verstehe sehr wohl. Dazu muss ich nur in Eure roten Augen blicken, Master Rulfan. Dann sehe ich die Angst, die Euch die Worte der Feigheit sagen lässt.«
    »Hör auf, mir gute Ratschläge zu erteilen, Master Shag!«
    Langsam hatte Rulfan das alberne Getue des Schaustellers satt.
    »Ich weiß ganz genau, was für mich das Beste ist. Und wenn du planst, nach Salbuur zu reisen, dann… komme ich nicht mit.«
    Will Shag sah ihn

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