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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Hirnes Dichten. Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden, Begrüßt uns mit gewognen Händen!«
    (5. Aufzug, 1. Szene (Schluss))
    Ein letzter Drehsprung, unnatürlich hoch angesetzt und schwer gelandet. Robin Goodfellow verhielt in der Hocke, zog noch in einer ruckartigen Bewegung den Kopf zwischen die Beine – und erstarrte endgültig.
    Er bewegt sich wie ein. .. wie ein.. . Rulfan strengte sein Gedächtnis an, aber das Wort wollte ihm nicht einfallen.
    Schluss, Ende, Aus.
    Kein Applaus erklang.
    Die Schausteller betraten in vollkommener Stille nacheinander die Bühne, stellten sich in einer langen Reihe auf und verneigten sich mit Kratzfuß vor dem Publikum.
    Nichts. Keine Reaktion.
    »Es ist in Ordnung«, zischte ihnen Will Shag vom Rückraum der Bühne leise zu. »Verbeugt euch weiter!«
    Die Ruhe war irritierend und unheimlich. Lediglich das Knattern loser Wagenplanen im Wind war während der nächsten Minuten zu hören.
    Endlich, endlich hatte Will Shag ein Einsehen und holte sie von den Brettern herunter. »Gut gemacht!«, flüsterte er.
    »Macht euch bloß keine Sorgen… Ihr alle wart bestechend gut!« Er zögerte. »Die Alten reagieren eben höchst ungewöhnlich.«
    »Es ist an der Zeit, dass wir unseren Lohn einfordern!«, rief Dig Cowley, der Bösewicht vom Dienst, der für dieses Mal in die Rolle eines tumben Handwerkers geschlüpft war. »Diese honorigen Damen und Herren, wer auch immer sie sein mögen, schwimmen sicherlich in Reichtümern.« Die Gier in seinem Blick war nicht zu übersehen.
    »Wenn Ihr darauf besteht, Master Cowley!«, entgegnete Will Shag und lächelte verschmitzt. »Ihr müsst Euch allerdings den Lohn für Eure Arbeit selbst erbitten.«
    »Ich soll… aber… wie kann ich…«
    »Nun – ich werde es nicht tun«, sagte der Primmentor. »Ich halte mich an meine Abmachung mit den Alten. Sie garantieren mir sicheres Geleit durch ihr Gebiet und entzünden zugleich den Funken der Inspiration in mir, immer wieder aufs Neue. Im Gegenzug spiele ich einmal im Jahr ohne Lohn für sie.«
    »Mag sein, dass das Eure Abmachung ist«, erwiderte Dig Cowley trotzig. »Aber soll ich deswegen meinen Bauch bloß mit einer Wasser- und Wurzelsuppe beruhigen?«
    »Willst du dich etwa über Sartaks’ Kochkünste beschweren?«, fragte Rulfan ungehalten.
    »Lass ihn nur, Freund.« Will Shag lächelte nach wie vor geduldig. »Master Cowley ist jung und ungestüm. Er muss sich seine Hörner erst abstoßen. Meinetwegen soll er Mutter Wendell um Entlohnung bitten – so er den Mut dazu besitzt.«
    »Ihr werdet schon sehen, dass ich mich traue!«, entgegnete der Mann mit den verkniffenen Gesichtszügen. Er gab sich sichtlich einen Ruck und marschierte zur Vorderseite der Bühne, ohne seine Kollegen weiter zu beachten.
    In Rulfans Magen wurde es unangenehm warm. Was Dig Cowley tat, war falsch – grundlegend falsch!
    »Nur keine Angst, Master Rulfan«, sagte Will Shag, der seine Gedanken erriet. »Dig kann keinen Schaden anrichten.«
    »Bist du sicher?«, fragte der Albino zweifelnd.
    »Ja. Die Alten verstehen sich blendend darauf, mit Forderungen… normaler Wesen umzugehen.«
    »Dein Wort in Wudans Ohr…« Rulfan blieb dennoch neugierig und lugte um die Ecke.
    Die Alten, allen voran die zittrige Mutter Wendell, waren mittlerweile aufgestanden und verharrten in aller Ruhe. Dig Cowley ging schnurstracks auf die Frau zu; er deutete eine leichte Verbeugung an, die man durchaus auch als Verhöhnung der Sitten deuten konnte. Dann sprach er mit energischer Stimme auf die Kuttenträgerin ein.
    Bei aller Respektlosigkeit – Mut zeigte er! Oder sollte man es Gier nennen?
    Die Frau schüttelte verständnislos den Kopf, fragte nach, was Dig von ihr wollte. Als verstünde sie die Bedeutung von Gold oder Bax nicht – was Rulfan durchaus möglich erschien.
    Schließlich, nach langem Hin und Her, nickte Mutter Wendell schwach. Sie griff in den rechten Ärmel ihrer Kutte und holte einen kleinen ledernen Sack hervor, den sie Dig Cowley schwer in die Hand legte.
    Es klimperte leise darin.
    Der Schausteller bedankte sich knapp und eilte davon, zurück in ihre Richtung, als befürchte er, dass die alte Frau ihm nachlaufen und die Reichtümer wieder wegnehmen könnte.
    »So war ich gescheiter als ihr alle!«, rief Dig und klimperte laut mit den Münzen. Er fischte eine von ihnen heraus, hob sie hoch, hielt sie gegen das Licht des Mondes. Rund und dick und schwer war sie, und manche der Schausteller blickten begierig auf das hell

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