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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Virenstämme zu erkennen und zu neutralisieren. Vermittels konzentrierten Vitamin C-Schockern und hochprozentigem Trinkalkohol können die inaktiven Viren schließlich abgetötet werden.
    Warum ist es gerade diese kuriose Mischung, die sich in mühsamen, endlosen Forschungsreihen als optimales Gegenmittel herauskristallisierte? Nun – wo auch immer die Daa’muren herkommen mögen: Ascorbinsäure und Alkoholverbindungen dürften dort unbekannt sein…
    Da die notwendigen Dosen für eine Heilung großzügig bemessen sind, nimmt der Prozess mehrere Tage in Anspruch, die man mehr oder weniger im Delirium verbringt. Seit zwei Tagen bin ich wieder sauber, sagen die Ärzte.
    Einerseits war es ein mühsamer, schmerzhafter Vorgang.
    Ich empfinde nach wie vor starke Magen-, Leber- und Nierenschmerzen, und in meinem Kopf marschieren ganze Kompanien schlecht ausgebildeter Trommler pausenlos auf und ab. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis ich wieder vollends auf dem Damm bin.
    Andererseits war dies das erste Besäufnis auf Kosten einer Bunker-Community, und im Bewusstsein, mich endlich wieder frei fühlen zu dürfen, habe ich es ehrlich genossen.
    Sarah Kucholsky, die meine Behandlung permanent überwacht, hat mir übrigens versprochen, über meine Schwangerschaft, die bald nicht mehr zu übersehen sein wird, zu schweigen.
    Vorerst.
    (Aus den handschriftlichen Aufzeichnungen von Eve Neuf-Deville)
     
    9. Allein, und dann auch wieder nicht
    Missmutig kickte Rulfan einen Stein beiseite, der aus der rasch schmelzenden Schneeschicht herauslugte. Frühlingshafte Temperaturen und ein frischer Wind, der vom Meer her wehte, ließen das Weiß der Landschaft rasend schnell verschwinden.
    Wohin er auch blickte – der Frühling wurde vorstellig. Die braune Krume dampfte richtiggehend unter der ungewohnten Hitze. Da und dort zeigten sich erste grüne Spitzen.
    Aber was kümmerte ihn das Erwachen der Natur!
    Er war… rausgeschmissen worden!
    Rulfan war es gewohnt, Bedingungen zu diktieren. Wie sehr hatten die Schausteller doch anfangs gebettelt, er möge sie begleiten und ihnen Schutz gegen Barbarenhorden bieten. Und jetzt…? So hatte er sich seinen Abgang wahrlich nicht vorgestellt!
    »Was nutzt der ganze Sarkasmus«, murmelte Rulfan im Selbstgespräch. »Du hast, offen gesagt, Scheiße gebaut, alter Knabe. Egal, ob Will Shag Recht hatte oder nicht – die Schausteller haben deine Missachtung nicht verdient.« Er seufzte laut. »Was soll’s! Ist wahrscheinlich ohnehin die bessere Lösung.«
    Er ging weiter, verärgert, weil er die eigenen Gedanken nicht kontrollieren konnte. Immer wieder kehrten seine Überlegungen zu den schutzlosen Schaustellern zurück, die – falls er mit seiner Vermutung richtig lag – eine Bombe in Form eines getarnten Daa’muren mit sich führten.
    Andererseits – was ging ihn das alles noch an? Er hatte seine Rolle als Held über Jahre gut genug gespielt und jederzeit mehr gegeben, als er zurückerhalten hatte. Sollten sie doch sehen, wie sie ohne ihn zurecht kamen, diese Narren!
    Wen er damit meinte, wusste er allerdings selbst nicht so genau.
    Ein Jaulen erklang.
    Es endete abrupt und kündete von großen Schmerzen.
    Rulfan verharrte kurz, ging dann zögernd weiter. Er kannte diese Art Laut. Mutter Natur forderte wieder einmal ein Opfer.
    Auch etwas, in das man sich nicht einmischen sollte…
    Erneut meldete sich das Tier, noch verzweifelter diesmal.
    Ohne Zweifel ein Lupa.
    »Kannst mich wohl riechen, alter Bastard. Bekommst du meine Duftnote mit dem Wind zugetragen? Doch es tut mir Leid – ich kann dir nicht helfen.« Er lachte auf. »Ich kann ja nicht mal mir selbst helfen.«
    Ein drittes Jaulen.
    »Ach verdammt – was soll’s!« Rulfan verließ den schmalen Pfad und marschierte geradewegs auf das Waldstück links von ihm zu.
    Sein geübtes Auge erkannte die Spuren sofort. Eine Rotte halb verhungerter Wisaaun war hier entlang gezogen, auf der verzweifelten Suche nach Beute gegen Ende der kargen Wintermonate. Und ganz offensichtlich hatten sie ein Opfer gefunden.
    Rulfan zog die Laserpistole. Die wildschweinähnlichen Tiere mit ihren riesigen Hauern waren Gegner, die man keinesfalls unterschätzen durfte. Vorsichtig folgte er den Spuren.
    Hier im Wald war es dunkel und spürbar kälter. Die Spuren der Rotte verloren sich auf felsigem Untergrund, doch der Albino wusste sich auch anders zu helfen. Hier klebten ein paar struppige Fellhaare, dort war ein Baumsetzling umgeknickt…
    Zwanzig Meter

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