1370 - Amoklauf der Wissenden
Hilfsbereitschaft überschlagen. Er hielt nicht viel von ihnen. „Wir bleiben vorerst hier", entschied Nikki Frickel. „Vielleicht finden wir eine Spur - oder sogar die ganze NARGA SANT. Finden müssen wir sie auf jeden Fall, denn an den Wissenden kommen wir nicht vorbei.
Bei ihnen laufen alle Fäden zusammen. Wenn es zu Übergriffen durch die Hauri kommt, werden sie es als erste erfahren, und umgekehrt können nur sie die Hohen Frauen warnen."
*
Einige Stunden später wußten sie mehr: Die NARGA SANT hatte diesen Raumsektor tatsächlich verlassen. Aber niemand konnte sagen, wohin das mächtige Schiff geflogen war. „Wir sollten die Kartanin fragen", schlug Poerl Alcoun vor.
Nikki warf ihr einen seltsamen Blick zu, sagte aber nichts zum Vorschlag der Tefroderin. Die Kommandantin der SORONG hatte ihre Anordnungen bereits getroffen: Die PIG fahndete nach der NARGA SANT. Nikki Frickel hatte zu ihren eigenen Leuten entschieden mehr Vertrauen als zu den Kartanin.
Die Pinwheel Information Group, kurz PIG genannt, war in der Galaxis der Kartanin aktiver als je zuvor.
Nach den alarmierenden Berichten über den Hauri-Stützpunkt auf Sringal IV, einem Planeten am Rand der Pinwheel-Galaxis, gab es mehr Beobachtungsposten als zuvor. Niemand dachte mehr daran, die PIG aus Ardustaar zurückzuziehen. Die Kartanin bestanden auch nicht mehr darauf, daß die Galaktiker das Abkommen"der Nichteinmischung einhielten - sie hatten andere Sorgen. So bereitete ihnen zum Beispiel das Erscheinen der Galaxis Hangay - oder, genauer gesagt, Teilen dieser Sterneninsel - erhebliches Kopfzerbrechen.
Nikki Frickel hatte dafür tiefstes Verständnis.
Die Wissenden hatten ihrem Volk alle Informationen über die Ereignisse in der fernen Vergangenheit vorenthalten. Bis auf ganz wenige Auserwählte hatten die Kartanin keine Ahnung davon, daß ihr Volk aus einem anderen Universum stammte - einem sterbenden Universum noch dazu. Sie wußten nicht, daß man ihre Vorfahren als Vorauskommando in das Universum Meekorah geschickt hatte. Sie hatten das Unternehmen Lao-Sinh durchgeführt, ohne zu ahnen, was sie damit auslösen würden.
Die jüngsten Ereignisse mußten ihnen einen gehörigen Schock verpaßt haben.
Zu allem Überfluß kamen nun auch noch die Hauri ins Spiel. Die PIG-Stützpunkte meldeten stark zunehmende Aktivitäten der Hauri im gesamten kartanischen Hoheitsgebiet.
Nein, die Kartanin im allgemeinen und die Hohen Frauen im besonderen waren zu dieser Zeit wirklich nicht zu beneiden.
Und dann auch noch die Sache mit dem Paratau!
Von überall her kamen Meldungen über seltsame Vorkommnisse: Esper versagten, konnten die Tränen der N'jala nicht mehr benutzen, konnten ihre für die Kartanin wichtigen Arbeiten nicht mehr durchführen.
Oft verschwand der Paratau einfach - er deflagrierte, ohne jedoch die gefürchteten Begleiterscheinungen auszulösen.
Die Kartanin schwankten zwischen Wut und Verzweiflung. Während die einen von übergeordneten Mächten faselten, die die Kartanin bestraften, indem sie ihnen die Gabe nahmen, mit den Tränen der N'jala umzugehen, hielten die anderen Ausschau nach einem Feind und einer Waffe, die am Versagen der Esper schuld sein sollten. „Sie sind dermaßen verbohrt, daß sie die Wahrheit einfach nicht sehen", sagte Nikki zu dem Mausbiber, der die Meldungen mit großem Interesse verfolgte. „Jemand muß ihnen sagen, woran es liegt, sonst brechen sie noch einen Krieg vom Zaun, und das ausgerechnet jetzt, wo sie ihn am wenigsten brauchen können."
„Nun, dann sagen wir es ihnen eben", meinte Gucky. „Das ist doch kein Problem. Ich weiß allerdings nicht, ob es ihnen helfen wird, wenn sie die Wahrheit kennen. Solange sie nicht wissen, woran es liegt, können sie wenigstens noch hoffen, daß der Spuk vorübergeht."
„Sie werden sich an ein Leben ohne Paratau gewöhnen müssen", brummte Nikki Frickel. „Das ist unmöglich", behauptete Poerl. „Nichts ist unmöglich!" konterte Nikki. „Wir fliegen ins Guunen-System. Wenn wir Glück haben, erfahren wir dort auch etwas über den Verbleib der NARGA SANT. Die Hohen Frauen könnten am ehesten etwas darüber gehört haben. Vielleicht hat ihnen ihre berühmte Stimme sogar andeutungsweise mitgeteilt, wohin sie sich zurückgezogen hat."
Sie ignorierte Guckys spöttische Blicke. Natürlich glaubte sie selbst nicht daran, daß die Wissenden den Hohen Frauen ihren Aufenthaltsort verraten hatten. Die Geheimniskrämerei war den Voica eine so liebe
Weitere Kostenlose Bücher