1370 - Amoklauf der Wissenden
zu sichern. Mit etwas gutem Willen und viel Arbeit sollte es uns aber trotzdem gelingen."
Sie warf Oogh at Tarkan einen seltsamen Blick zu. „Es mag grausam klingen", sagte sie leise, „aber es ist gut, daß es so gekommen ist. Solange die Wissenden über uns herrschten, war es kaum möglich, den Lügen und Halbwahrheiten entgegenzutreten.
Sie waren viel mächtiger und stärker, als ihr es euch vorstellen könnt. Ohne sie werden wir endlich offen miteinander reden können."
*
Zwei Tage später verließ die SORONG die NARGA SANT. Sie flog aus dem Raknor-Nebel hinaus, um Kontakt zu den Stützpunkten der PIG aufzunehmen. Von den Wissenden hatte man nichts mehr gehört und gesehen. Dao-Lin-H'ay und Oogh at Tarkan schienen zwar irgendwelche Ahnungen darüber zu haben, was die Voica taten, aber sie sprachen nicht darüber, und die Galaktiker akzeptierten das.
Poerl Alcoun hatte Dao-Lin-H'ay etwas Paratau dagelassen, wie Oogh at Tarkan es gewünscht hatte.
Dao-Lin hatte sich höflich bedankt, sich aber sonst auch zu diesem Punkt nicht geäußert. Sie war mit Oogh at Tarkan und Sue-El-K'yon in der NARGA SANT geblieben. Sie würden in Kürze mit einem Robotschiff nach Kartan aufbrechen.
Sue-El hatte sehr traurig von Gucky Abschied genommen. Sie hing noch immer an dem Mausbiber, aber offenbar hatte eine lange und ernste Unterredung mit Dao-Lin sie davon überzeugt, daß es besser für sie war, wenn sie bei der Kartanin blieb.
Auf Nikki Frickels Frage, warum die drei nicht an Bord der SORONG kommen und sich auf Kartan absetzen lassen wollten, hatte Dao-Lin nur gesagt, daß es noch etwas gäbe, was erledigt werden mußte.
Irgend etwas bedrückte die Kartanin. Nikki sagte sich, daß es sich wohl um die Voica handeln müsse, aber sie wußte, daß es keinen Sinn hatte, Dao-Lin zu drängen.
Sie hatte es nicht eilig, Kontakt mit der PIG herzustellen. Ein Gefühl sagte ihr, daß sie in Kürze noch eine Nachricht von Dao-Lin erhalten würde.
Das war ihr die Kartanin einfach schuldig, und außerdem wußte gerade Dao-Lin ganz genau, wie sehr Nikki Frickel es haßte, wenn wichtige Fragen offenblieben.
*
Dao-Lin-H'ay hatte ihre Kabine aufgesucht und die Tür von innen abgeschlossen. Sie wollte allein und ungestört sein.
Sie wußte natürlich sehr genau, wohin die Voica sich nach ihrer Flucht gewandt hatten. Sie steckten in einem Beiboothangar. Es war nicht leicht für sie, eines der Boote startbereit zu machen. Dao-Lin hätte ihnen gerne geholfen, aber sie wußte, daß das nicht möglich war. Die Voica hätten es nicht akzeptiert. Sie hätten womöglich versucht, doch noch alle lebenden Zeugen mit sich zu nehmen, wenn es ihnen schon nicht gelungen war, die NARGA SANT zu vernichten.
Es war gar nicht so einfach gewesen, die Galaktiker zum Abflug zu überreden.
Im Grunde genommen spielte es keine Rolle, ob sie blieben oder nicht. Die Voica befanden sich in einem Zustand, in dem es ihnen egal war. Aber Dao-Lin fand, daß sie ein Recht darauf hatten, ungestört zu sein.
Darauf hatten sie stets größten Wert gelegt.
Es war zweifellos eine sehr humane Idee der Galaktiker, die Voica zu den Kartanin zurückzubringen und ihnen einen friedlichen Lebensabend zu sichern. Dao-Lin wußte aber nur zu gut, daß die Wissenden diesen Akt der Freundlichkeit nicht zu schätzen gewußt hätten. Und glücklicherweise hatten die Galaktiker von selbst darauf verzichtet, auf die Durchführung ihres Planes zu drängen.
Das Beiboot war vor wenigen Minuten gestartet. Die SORONG war zu diesem Zeitpunkt bereits so weit entfernt, daß die Galaktiker den Start nicht orten konnten. Aber Dao-Lin ahnte, daß Nikki Frickel noch für kurze Zeit in der Nähe des Nebels bleiben würde. Die Terranerin mußte immer alles ganz genau wissen.
Dao-Lin öffnete das Kästchen, in das sie die Tränen der N'jala getan hatte. Poerl Alcoun hatte sie ihr gegeben und ihr gesagt, daß sie wirkungslos waren. Dao-Lin wußte, wem sie dieses Geschenk zu verdanken hatte, obwohl Poerl Oogh at Tarkan selbstverständlich mit keiner Silbe erwähnt hatte.
Der Paratau in der gesamten NARGA SANT war schon seit langem unwirksam. Dao-Lin hatte es geahnt, und Poerl Alcoun hatte es ihr bestätigt. Aber als sie einen der Tropfen in die Hand nahm, gelang es ihr fast so schnell und leicht wie früher, den Kontakt zu den Wissenden herzustellen.
Es lag nicht am Paratau. Es lag daran, daß Dao-Lin eine echte Esperin war.
Sie hatte es nie gewußt, und ohne die Absenkung der
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